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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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entdeckte den kräftigen, narbengesichtigen Mann, der grinsend hinter dem Earl herstolzierte. Er sah gefährlich aus. Deshalb war ich froh, dass er für York war, nicht für Lancaster.
    Warwick war überrascht, mich im Erber zu sehen. Als Ursula ihren Vater begrüßen ging, der mit dem Earl aus Calais gekommen war, warf Warwick sich in einen Stuhl, die Knie gespreizt, und hörte sich an, was ich ihm zu berichten hatte. Ich erzählte ihm von Somersets Plan, ihn bei Coleshill anzugreifen, berichtete ihm von Blore Heath, der Gefangennahme seiner Brüder und dem Versprechen, das ich der Königin abgerungen hatte.
    »Also sieht sie sich als diejenige, die den Frieden wünscht, und glaubt, wir wollen sie und ihre Dynastie zerstören?«, fragte Warwick ungläubig. Er schlug sich auf die Schenkel und stand auf. »Diesen Irrtum sollte ich korrigieren, und zwar in einer Sprache, die sogar sie versteht.« Er rief seinen Schreiber und diktierte eine Erklärung.
    »Die Gesetze des Landes wurden mit Füßen getreten, und das Einkommen des Königs in einem Maße vergeudet, dass nunmehr das Volk ausgeraubt wird, um die Ausgaben des königlichen Haushalts zu decken. Es gibt keine Gerechtigkeit mehr in diesem Land, weil Verbrechen gefördert statt bestraft werden.« Nachdenklich trat er ans Fenster, von dem aus man auf die Themse sehen konnte; allerdings hatte er den Kopf gesenkt und überlegte, ehe er fortfuhr: »Indes liegt die Schuld hierfür nicht beim König, sondern bei gewissen Personen, die ihm die Wahrheit vorenthalten. Daher schlagen wir und unsere Freunde vor, zu König Henry zu gehen, ihm die Fakten darzulegen und ihn um Entschädigung für jene zu bitten, denen Unrecht geschah, sowie um Bestrafung der Verantwortlichen.« Wieder überlegte Warwick. »Ach ja, und schreibt Folgendes: Wir hegen keinerlei Interesse, den König zu entmachten, geschweige denn, uns zu bereichern oder Rache an irgendjemandem zu üben. Wir sind um unserer eigenen Sicherheit willen mit einer Armee hergekommen, weil schon zu viele Anschläge auf unser Leben verübt wurden.«
    Er sah mich an. »Das sollte selbst für die Kuh von Anjou deutlich genug sein.«
    Warwick verschwendete keine Zeit in London und brach auf, sowie seine Männer und die Pferde ausgeruht waren und seine Erklärung veröffentlicht war. Wir ritten mit ihm nach Norden. Auf dem ganzen Weg nach Warwick Castle kamen Menschenmengen herbeigelaufen, um ihn zu sehen; Männer jubelten ihm zu; Frauen hielten ihm ihre Kinder hin, damit er sie segnete. Doch niemand schloss sich ihm an. Vielleicht liebten die Leute ihren König mehr, als sie die Königin hassten, oder ihnen war noch nicht aufgegangen, dass nun die Schwerter entscheiden würden.
    Aber vielleicht irre ich mich, und alles kann noch friedlich gelöst werden, dachte ich, während ich Warwicks farbenprächtige Prozession durch die belebten Straßen beobachtete. Meine trüben Gedanken waren zweifelsohne Johns Abwesenheit geschuldet. Ich war neunzehn Jahre alt, eine Mutter, die ein weiteres Kind erwartete und von dem Gemahl getrennt war, den ich liebte. Wie sollte ich da nicht verzweifelt sein? Dennoch verbarg ich meine Gefühle, lächelte anderen zu, lauschte ihrem Gerede und betete voller Inbrunst. Und ich wartete auf Neuigkeiten. Ein Leben in solcher Unsicherheit, bar jeder Ruhe und Regelmäßigkeit, würde seinen Tribut fordern, fürchtete ich. Dann aber schalt ich mich. Was war mit dem Glück, das mir beschert war? Ich hatte gegen alle Widrigkeiten den Mann heiraten dürfen, den ich liebte, hatte wundervolle Kinder, und mein Gemahl war zwar ein Gefangener, doch er war sicher. Was wollte ich denn noch verlangen? Entschlossen schob ich alle düsteren Gedanken fort, die mich plagten, und erinnerte mich daran, wie viel Schönes mir schon widerfahren war.
    »Sie empfangen meinen Earl of Warwick wie einen König«, sagte Ursula voller Stolz.
    »Und du bist eindeutig in ihn verliebt. Versuch, nicht in Ohnmacht zu fallen, Ursula!«, entgegnete ich schmunzelnd.
    Sie wurde tiefrot und erwiderte ein bisschen beleidigt: »Ihr müsst zugeben, dass er königlich aussieht. Jedenfalls viel majestätischer als der fromme Harry.«
    »Stimmt«, pflichtete ich ihr widerwillig bei. Ich wusste nicht, warum, aber etwas an Warwick störte mich zunehmend. Sein fürstliches Auftreten, die Großzügigkeit und der Charme ließen sich nicht leugnen; allerdings hätte ich gut auf seine Arroganz und das Streben nach Ruhm und Macht verzichten können. Er schien

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