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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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ranghöheren Bediensteten des Salisbury-Haushalts ans Feuer. Die Countess las uns Warwicks Brief vor.
    Liebste Frau Mutter,
    gewiss habt Ihr bereits von Yorks Boten erfahren, was in Ludlow vorfiel. Während der ersten Tage nach Trollopes Verrat waren wir nicht sicher, ob wir fliehen könnten, fehlten uns doch die Mittel. Aber mithilfe eines Gentlemans aus Devonshire, der uns ein Schiff kaufte, und seiner verwitweten Mutter, die Leib und Leben riskierte, indem sie uns schützte und den nötigen Proviant beschaffte, stachen wir in See.
    Nach dem abscheulichen Verrat durch einen Mann, den ich wie einen Freund behandelte, stand zu befürchten, dass man uns in Calais nicht gut aufnehmen würde. Doch unser geliebter Cousin, Lord Thomas Fauconberg, schrieb uns aus Calais, dort sei alles zum Besten und wir sollten kommen. Die Garnison empfing uns mit großer Freude, und ich bin nun sicher mit meinem Herrn Vater, meiner Countess und unseren beiden Mädchen in der Festung. Also sorgt Euch nicht um uns! Wie Ihr vielleicht wisst, ist auch Edward of March bei uns.
    Gleicher Art wurde der Duke of York in Irland empfangen, als wäre er der Messias. In Mengen strömten die Leute herbei und beteuerten, sie würden ihm bis in den Tod beistehen. Wie wir hörten, übertreffen sich die Earls of Desmond und Kildare gegenseitig, was die Bemühungen um ihn betrifft, und das irische Parlament ist gewillt – nein, überaus erpicht –, für ihn zu tun, was immer sie können. Ich werde ihn in Bälde aufsuchen, um Schlachtenpläne mit ihm durchzugehen, ist es doch zu gefährlich, diese mittels eines Boten zu schicken, der womöglich abgefangen und gefoltert wird. Eine traurige Begebenheit, von der Euch aus vorgenannten Gründen gewiss noch keine Kunde erreichte, ist der Tod unseres Verwandten Roger Neville. Sein Kopf ist an der London Bridge aufgespießt, und sein Torso wurde nach Warwick gesandt, wie ich hörte. Er war ein großer Rechtsgelehrter und tat niemandem ein Leid an; vielmehr war er allzeit bemüht, anderen ein gewisses Maß an Gerechtigkeit zu verschaffen. Wenn Ihr für seine Seele betet, schließt doch bitte auch mit ein, dass es uns gelingen möge, seinen Tod auf angemessene Weise zu rächen.
    Denn Rache werden wir nehmen, mit der gnädigen Unterstützung Gottes, des allmächtigen Vaters.
    Dies schrieb Euch am fünfundzwanzigsten Oktober 1459, dem St.-Crispinstag, zu Calais
    Euer ergebener Sohn
    Warwick
    Am Vorabend von Allerheiligen wurde wie alljährlich »Schnapp den Apfel« gespielt: Mit auf dem Rücken verbundenen Händen mussten Äpfel aus einem mit Wasser befüllten Fass gefangen werden. Nur war es in diesem Jahr eine kurze, freudlose Angelegenheit, die einzig für die Kinder stattfand. Ebenso fielen das Festmahl an Allerseelen und das an Allerheiligen mager aus, da keinem der Sinn nach viel mehr als Beten stand. Mitte November erfuhren wir, dass die Königin in Coventry ein Parlament berufen hatte, das ausschließlich aus ihren Anhängern bestand und die Yorkisten-Anführer enteignete.
    Countess Alice schenkte dem Boten, der uns die Nachricht brachte, Ale ein. Der Mann, ein Benediktinermönch, gab uns alle Einzelheiten ohne jedes Stottern oder Zögern wieder. Offenbar hatte er die Worte auf dem Weg hierher mehrfach aufgesagt.
    »Enteignet: Sir John Conyers, Lord Clinton, Sir Thomas Neville, Sir John Neville …«
    Mir drehte sich der Magen schmerzhaft um, und ich spürte feste Stiche in meinem Bauch.
    »Enteignet: der Earl of Salisbury, der Earl of Warwick – der außerdem als Captain of Calais durch den Duke of Somerset abgelöst wird. Enteignet: der Duke of York, seine Söhne, der Earl of March und der Earl of Rutland, seine Duchess, Cecily …«
    »Seine Duchess?«, rief die Countess aus und starrte den Mönch entsetzt an.
    Er seufzte. »Ja, es ist unüblich, die Gemahlin zu enteignen, aber dieser Tage …«, sagte er schulterzuckend und fuhr fort: »Die Kuh von Anjou wollte die Enteignung der Duchess, weil sie behauptet, dass Duchess Cecily ihren Gemahl zur Rebellion angestiftet hat. Doch das ist noch nicht das Schlimmste, Mylady, nein, das ist es nicht … Die Kuh hat überdies die beiden kleinen Söhne der Duchess, George und Richard, enteignet.«
    Gütiger Himmel, hat Marguerite den Verstand verloren?, fragte ich mich.
    »George und Dickon?«, vergewisserte sich Countess Alice mit bebender Stimme. »Aber sie sind Kinder! Wie können sie in den Verrat ihres Vaters verstrickt sein?«
    »Gar nicht, Mylady, wie jeder

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