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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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weiß. Es scheint, dass die Königin alle männlichen Kinder der York-Linie auslöschen will. Deshalb spricht man auch vom ›Teufelsparlament‹.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe, bis sie ebenso schmerzhaft pochte wie mein Herz.
    »Aber … a-aber …«, stammelte die Countess und stemmte sich mühsam von ihrem Stuhl hoch. »Wenn sie davor nicht zurückschreckt, w-wovor dann?«
    Der Mönch sah sie verwundert an. »Nun, sie ist Französin, also, wer kann es wissen? Ich für meinen Teil fürchte, es gibt nichts, was ihr nicht zuzutrauen wäre, Mylady.«
    Kurze Zeit nach dem Besuch des Mönchs erhielten wir eine weitere Nachricht durch einen Boten, der sich als Pilger ausgab und um Unterschlupf für die Nacht bat. Der Brief kam vom Earl und war an die Countess gerichtet.
    Meine geliebte Gemahlin,
    wie du bereits weißt, wurden wir vom Parlament enteignet, sogar Yorks Duchess und seine zwei kleinen Jungen. Es ist zweifellos das Werk der ausländischen Frau des frommen Harry, die keine Ehre kennt und vor nichts zurückschreckt. Die Duchess Cecily und ihre Söhne wurden in die Obhut des Duke of Buckingham und seiner Duchess, unserer Schwester, gegeben, und allem Anschein nach werden sie dort gegenwärtig gut behandelt. Aber ihre Lage ist prekär, denn sie sind den Launen der Königin ausgeliefert. Aus diesem Grunde bitte ich dich, eine Flucht in Erwägung zu ziehen. In England bist du nicht mehr sicher. Zwar wüsste ich dich gern in Calais bei unserem Warwick, doch es wäre besser, wenn du nach Westen gingest, nach Irland, um keinen Verdacht zu erregen. Der Überbringer dieser Nachricht wird dir alle Einzelheiten nennen.
    York ist sehr besorgt um seine Duchess und die Kinder. Deshalb sucht er nach einer Möglichkeit, sie aus Duke Humphreys Obhut zu befreien und außer Landes zu bringen, auf dass sie nicht mehr von der Gnade der Königin abhängen. Isobels Sicherheit indes steht aufgrund ihrer langjährigen Verbundenheit mit der Königin nicht infrage. Daher würde ich vorerst und angesichts ihres Zustandes empfehlen, dass sie in Middleham bleibt.
    Dies sind gefährliche Zeiten für uns, liebe Gemahlin. Möge der Herr dich beschützen, bis er es für richtig erachtet, uns wieder zu vereinen!
    Geschrieben am fünfundzwanzigsten November, dem Tag der heiligen Katharina, in Calais von
    deinem dich liebenden Herrn und Gemahl
    Richard of Salisbury
    Zitternd reichte die Countess erst Maude, dann mir den Brief, bevor sie ihn verbrannte. Beim Lesen überkamen mich eisige Angstschauer, und Furcht einflößende Bilder gingen mir durch den Kopf. Ich blickte voller Ehrfurcht zu dem »Pilger«, dessen Identität selbst uns nicht enthüllt wurde. Dass Männer um ihrer Überzeugung willen den Schrecken der Folterkammern riskierten, war etwas, über das ich nie nachgedacht hatte – bisher.
    Bald erfuhren wir, dass der Bischof Dr. Morton besonders geschickt darin war, Gesetzesentwürfe durch das Teufelsparlament zu bekommen. Ich erinnerte mich an die Fischaugen des Bischofs. Wann immer sie sich auf mich gerichtet hatten, war mir eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Dennoch glaubte ich nicht, dass Frauen sein Interesse erregten, hatte ich doch gesehen, wie er die Chorknaben betrachtete. Da hatten seine Augen geleuchtet, und es war offensichtlich nicht ihr engelsgleicher Gesang gewesen, den er bewundert hatte. Der Gedanke, der in seiner Abscheulichkeit einzigartig war, verursachte mir Übelkeit. Ich fühlte, wie das Baby in mir trat. Mein armes Kleines!, dachte ich und strich mir über den Bauch. Ich werde nicht wieder daran denken.
    Mehr Neuigkeiten trafen ein. Die Königin hatte Lord Rivers beauftragt, sämtliche Schiffe Warwicks, die an der englischen Küste lagen, zu konfiszieren, und Somerset, eine große Armee zusammenzustellen, die Andrew Trollope und andere aus dem Calais-Regiment einschloss sowie auch aufgebrachte junge Männer, deren Väter ihr Leben bei Blore Heath gelassen hatten. Dann segelte Somerset los, um Warwick Calais abzunehmen, nur verlief es nicht gut für ihn, wie sich zeigen sollte.
    »Warum lächelst du?«, fragte Maude, als wir an unseren Stickrahmen im Damengemach saßen.
    »Ich stelle mir Somersets Verwunderung vor, als er sich Calais näherte und sie mit ihren Kanonen auf ihn feuerten.«
    Sie schmunzelte. »Er wird wütend gewesen sein.«
    »Oh ja, musste er doch stattdessen in Guisnes anlegen.« Ich legte meine Nadel ab. »Wie beschämend, nicht wahr? Er glaubt, die Welt wäre sein, und nun erkennt er,

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