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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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und küsste mich sanft auf die Lippen. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und fühlte den weichen Stoff seines Polohemdes. Ich nahm auch den zarten Duft von Sandelholz wahr, und diesmal umhüllte er mich mit einer Woge von Geborgenheit.
    »Du musst dich damals entsetzlich geschämt haben.«
    Ich hob meinen Kopf ein bisschen, damit ich ihn ansehen konnte.
    »Ja, es war grauenvoll. Ich wusste beim ersten Mal kaum, was passiert war. Und das zweite Mal, Damon, da war ich – sie.« Ich deutete auf die Statue. »Ich hatte Blut an den Füßen und wusste nicht, wen ich umgebracht hatte. Ich wusste nur, dass ich auf Leichen getanzt hatte. Ich war schwarz im Gesicht und hatte rote Augen. Ich habe mich im Spiegel gesehen, Damon. Es war entsetzlich!«
    »Das erklärt dann auch deine überstürzte Flucht.«
    »Der arme Nachtportier. Er hat mich vermutlich für total zugekifft gehalten.«
    Ich versuchte ein kleines Lachen, und es gelang sogar. »So ganz falsch lag er dabei ja nicht. Die Zustände ähneln sich.« Er hielt mich noch immer an sich gezogen, und plötzlich war wieder Schweigen zwischen uns. Ein Schweigen, das lauter war als die Donnerschläge meines Herzens. Unsere Lippen fanden sich, und in einem einzigen Feuerstrahl entzündeten sich mein Körper und mein Willen. Er forderte. Unbarmherzig!
    Ich wurde losgelassen und taumelte gegen die Fensterbank. Eine schnelle, wie schneidende Handbewegung in der Luft vor mir beendete den Zustand, und verwirrt sah ich Damon an. Er nahm mich an den Schultern und blickte mich fragend an.
    »Nicht nur beim Tanzen, scheint mir.«
    Ich atmete schwer und versuchte, mit dem Zittern fertig zu werden.
    »Keine Angst, Amanda, ich werde dich nicht ausnutzen.«
    Endlich fand ich meine Stimme wieder, und die alte Bitterkeit stieg in mir auf.
    »Schon gut, ich hab’s ja verstanden. Ich habe mich einfach nicht unter Kontrolle.«
    Zornig wollte ich mich aus seinem Griff befreien, aber er hielt mich fest.
    »Du musst dir selbst nicht böse darüber sein, man kann das beherrschen, wenn man weiß, was es ist. Wenn du möchtest, werde ich dir dabei helfen.«
    »Das hat mir Halima auch schon angeboten. Es scheint ja wohl notwendig zu sein.«
    Er wies mit dem Kinn zu der Statue hin und sagte: »Sie, die tanzt und liebt, zerstört auch. Ich möchte dich nicht auch noch im Blutrausch erleben, Amanda. Also nimm unsere Hilfe an.«
    »Du und Halima. Eine interessante Kombination von Helfern!« Ich hatte mich losgemacht und war zurück zu meinem Platz gegangen. Nervös nahm ich einen großen Schluck Wein.
    »Halima meint es gut mit dir, Amanda.«
    »Klar. Mit dir auch.«
    »Höre ich einen Hauch von Eifersucht in deiner Stimme, meine Liebe?«, fragte Damon und setzte sich auf die Lehne neben mich.
    »Nein.«
    »Gut, dann vertrau ihr. Sprich mit ihr über die Münze und all das, was du tun kannst, um deine eigenwillige Begabung sinnvoll zu nutzen.«
    »Begabung nennst du das?«
    »Ja, es ist eine Begabung, für die viele andere große Mühen auf sich nehmen, sie zu erwecken und zu nutzen. Sie birgt eine ganze Reihe von außerordentlichen Möglichkeiten, wenn man sie richtig einsetzt. So, und jetzt werde ich mich auf den Weg machen. Es ist schon weit nach Mitternacht.«
    Ich stand auf, noch immer verwirrt und durcheinander, und begleitete ihn zur Tür. Die kühle Nachtluft ließ mich frösteln, und als Damon sich noch einmal umdrehte und mich in den Arm nahm, lehnte ich mich unwillkürlich an seinen warmen Körper. Er gab mir aber nur einen formellen Abschiedskuss auf die Wange.»Schlaf gut, und ruf mich an, wenn du mich brauchst.«
    Weder das Eine noch das Andere erschien mir wahrscheinlich, aber als ich mich umdrehen wollte, hielt er mich noch einmal zurück und neigte seinen Kopf, so dass sein Mund mein Ohr streifte.
    »Ich habe versprochen, dich nicht auszunutzen, aber ich würde es verdammt gerne tun«, flüsterte er und ließ mich dann stehen.
    Diese Bemerkung erhöhte die Wahrscheinlichkeit des Einen nicht und machte das Andere unmöglich.
    Es war eine lange, schlaflose Nacht.

KAPITEL 45

    Fackeln in der Nacht
    Die Göttin erhob sich und wanderte in der mondlosen Dunkelheit auf der Straße weiter, den protestierenden Galla im Schlepptau. Nur die Sterne erhellten ihren Pfad, und nach einer Weile kamen sie an eine Weggabelung.
    »Und wohin jetzt?«
    »Gute Frage. Einen Wegweiser gibt es hier nicht, oder?«
    »Nein, und ich habe auch keine Lust mehr, weiterzugehen.«
    »Du kannst ja hierbleiben«,

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