Die Herrin des Labyrints
sprechen.«
»Baba, werden wir dann hier wegziehen, wenn du in so eine Klinik gehst?«
»Das weiß ich nicht, Patrick. Wäre das sehr schlimm?«
»Nein. Eigentlich nicht. Vielleicht sogar ganz gut, wenn es ziemlich weit weg wäre.«
»Hoppla, wie kommt denn das?«, fragte Henry, von dem resignierten Ton in Patricks Antwort überrascht. Aber ich konnte mir denken, was der Grund war. Damon konnte sehr gut den Wunsch in einem wecken, möglichst weit zu fliehen. Patrick war so begeistert von ihm gewesen, hatte ihn zu seinem Helden gemacht, und nun war er tief enttäuscht worden. Ich wusste, wie wenig man ihm da helfen konnte.
»Es gibt hier Leute, mit denen ich nicht mehr so gerne zusammentreffen möchte«, meinte Patrick und schob seine Nudeln verlegen auf dem Teller hin und her.
»Es hat Differenzen zwischen ihm und Damon gegeben, Henry. Lassen wir das bitte ruhen.«
»Natürlich. Übrigens habe ich den gerichtsmedizinischen Bescheid bekommen, ich denke, ich darf mich durchaus als deinen Vater betrachten, Amanda. Wie ist der Stand der Dinge bei der Erbschaft?«
»Oh, Halima hat am Freitag angerufen, aber nur auf Band gesprochen, weil ich nicht da war. Sie hat Bescheid bekommen, dass das Krankenhaus sowohl Unterlagen von meiner Geburt als auch vom Auffinden des Kindes hat. Ihr Bekannter lässt beglaubigte Kopien anfertigen und schickt sie ihr dann zu. Sie müssten in den nächsten Wochen eintreffen.«
»Sehr gut, dann wirst du ja deinen Anspruch geltend machen können. Oder gibt es noch andere Probleme?«
»Eigentlich nicht. Bis zum 31. Juli sind noch gut sechs Wochen hin.«
»Hast du dir schon Gedanken gemacht, was du mit dem Erbe anfangen wirst?«
»Nein, wirklich nicht. Dazu bin ich noch nicht gekommen. Vielleicht sollte ich es gar nicht annehmen.«
»Baba, du spinnst!«
»Amanda, dein Sohn hat recht.«
»Na gut, dann sollte ich so raffgierig sein und mir im gleichen Atemzug auch das Erbe von Gitas Mutter unter den Nagel reißen. Aber dann müsste ich meinen Grips noch ein bisschen anstrengen, um den Rest des Rätsels lösen.«
»Den Rest? Hast du denn etwas gelöst davon?«, fragte Patrick, jetzt wieder neugierig geworden.«
»O ja, zwar nicht ich, sondern Damon, aber wir haben eine Erklärung für die drei ersten Zeilen.«
»Und was bedeuten sie?«, fragte Henry, ebenfalls erwartungsvoll.
»Dass es sich um die Beschreibung eines Labyrinths handelt, so wie das, was auf der Münze abgebildet ist. Was uns aber noch unklar ist, ist die Frage, was das mit dem Tanz zu tun haben soll. Ich weiß nicht, wo ich noch weiter suchen soll.«
»Nun ja, dann können wir es uns in den nächsten Tagen mal gemeinsam ansehen. Es wird uns ja wohl nicht an geistiger Anregung fehlen.«
»Mir fehlt sie im Augenblick auch nicht«, meinte Patrick und schob seinen Teller zur Seite. »Ich muss noch Bio lernen.«
»Nanu, so eifrig?«
»Ist ziemlich blödes Zeug. Mädchenkram!«
»Uh, na dann.«
Mit rötlichen Ohren verschwand mein Sohn, um sich den Geheimnissen von Zeugung und Geburt zu widmen.
»Verflixt schwierige Zeit für euch, was?«, fragte Henry, als er mir half, die Teller in die Küche zu tragen. Ich gab ihm eine Kurzfassungvon Patricks Auseinandersetzung mit Damon zur Erklärung.
»Und wie sieht deine Beziehung zu dem Vater deines Sohnes inzwischen aus? Oder ist das eine zu persönliche Frage?«
»Eine ziemlich persönliche. Aber ich würde sie dir trotzdem beantworten, wenn ich mir im Klaren darüber wäre.«
»Aha. Nun, vielleicht hilft es dir, wenn ich dir meine Meinung von ihm schildere. Ich habe ihn zwar nur kurz kennengelernt, damals im Krankenhaus, aber er hat auf mich einen ausgesprochen guten Eindruck gemacht. Er wusste, was zu tun war, hat sich ohne Rücksicht auf seine eigenen Belange um Patrick gekümmert und hat das Krankenhauspersonal das Fürchten gelehrt.«
»Ja, um Patrick kümmert er sich wirklich. Wahrscheinlich war es ein Fehler von mir, ihn so lange von ihm fernzuhalten.«
»Möglich. Aber ändern kannst du die Vergangenheit jetzt nicht mehr. Damon hat sich jedoch nicht nur um Patrick gekümmert, Amanda. Er hat auch die ganze Nacht an deinem Bett gesessen.«
»Was?«
»Ihr scheint beide ziemlich schwierige Wege gewählt zu haben, um aufeinander zuzugehen, habe ich das Gefühl.«
»Es gibt da Dinge, von denen du nichts weißt.«
»Das glaube ich dir. Komm, zeig mir das Haus und den Garten.«
Wir machten also unsere Inspektionsrunde, schauten auch kurz bei Patrick ins Zimmer, der
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