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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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behalten und sie einem anderen offen legen. Du hattest die Münze nahe bei dir, als du geträumt hast?«
    »Ja, aber davor, im Krankenhaus, war sie zu Hause und keinesfalls in der Nähe.«
    »Auf jeden Fall ist die einfachste Methode, es auszuprobieren, ob du eine Beziehung zu ihr hast, indem du sie dir einfach unter das Kopfkissen legst und auf deine Träume achtest. Aber erwarte nicht zuviel davon. Derart luzide Träume wie dein letzter sind eher selten.«
    Henry hatte schweigend zugehört und meinte jetzt zu Halima: »Du scheinst ein paar seltsame Kenntnisse zu besitzen, Halima. Was für Muster meinst du? Doch sicher nicht das Labyrinth und den Kopf auf der Münze?«
    »Nein, Schwingungsmuster. Die Münze ist sowohl für Josiane als auch für Gita überaus bedeutsam gewesen und, wie Amanda herausgefunden hat, für Gitas Mutter auch. Wir können also davon ausgehen, dass sie mindestens hundert Jahre lang, wenn nichtsogar länger, für diese Frauen eine wichtige Rolle gespielt hat. Sie haben sie ständig bei sich getragen und haben sie nur zu bestimmten Anlässen weitergegeben. Es sind tiefe Emotionen damit verknüpft, und diese Gefühle hinterlassen im Gewebe der Zeit ihre Spuren.«
    »Eine überzeugte Esoterikerin, Halima?«
    Henry lächelt ein bisschen nachsichtig über Halimas Erklärung. »Ein überzeugter Realist, Henry?«
    »Ich denke schon.«
    »Trotzdem misst du zumindest Amandas Träumen eine gewisse Bedeutung bei?«
    »Mh. Träume arbeiten die Realität auf, also kann ich akzeptieren, dass in ihnen irgendwelche nicht bewusst wahrgenommenen Umweltreize und Informationen in anderen Zusammenhängen wieder auftauchen. Aber Spuren im Gewebe der Zeit – entschuldige, das ist mir doch ein bisschen zu absurd.«
    »Na gut, dann glaub nicht daran. Wie siehst du das, Amanda?« Ich zuckte mit den Schultern. Da waren zu viele Absurditäten in der letzten Zeit geschehen, als dass ich noch viel Grund zum Zweifeln hätte. Möglich war sicher mehr, als Henry sich vorstellen konnte.
    »Ich lege sie mir unter das Kopfkissen.«
    »Gut, und wenn es keine Wirkung zeigt, dann setzen wir beide uns mal zusammen und schauen, was man sonst noch machen kann.«
    »Bist du dir sicher, dass ich dafür die geeignete Kandidatin bin? Du weißt ja, was mir so alles passieren kann.«
    »Es ist harmlos, und ich bin bei dir. Ich möchte sowieso gerne mit dir noch ein paar Dinge durchsprechen. Du hast sicher schon die Ankündigung gesehen, dass wir Mitte des nächsten Monats eine kleine Gala veranstalten. Es würde mich freuen, wenn du mitmachen würdest.«
    »Uff, Halima! Ich habe zwei Monate nichts gemacht …«
    »Du bekommst Extra-Unterricht von mir.«
    »Warum willst du das unbedingt?«
    »Nenn es Feuerprobe.«
    Obwohl Henry nicht wissen konnte, worum sich unser Gespräch wirklich drehte, unterstützte er Halima ebenfalls. Wenn auch aus ganz anderem Grund.
    »Ich finde, du solltest die Gelegenheit wirklich nutzen, Amanda. Ich bin sicher, Halima kann deine Fähigkeiten richtig einschätzen, und du hast jetzt lange genug in seichtem Fahrwasser gedümpelt, mh?«
    »Aye, aye, captain!«
    »Sonntagvormittag? Ist das in Ordnung?«
    »Wenn’s nicht vor dem Aufstehen ist.«
    »Komm um elf.«
    »Geh um zwölf, dann kannst du mich noch zum Bahnhof bringen!«
    »Du hörst, wie hier über mich bestimmt wird, Halima. Ich entscheide jetzt ganz eigenmächtig, dass ich um halb eins komme!«
    Es erstaunte mich etwas, dass Henry schon am Sonntag wieder abreisen wollte, aber er erklärte mir auf dem Heimweg, er habe in der Woche darauf noch ein paar Termine zu erledigen.
    »Ich komme aber auf jeden Fall zu Halimas Gala-Abend wieder, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Aber wirklich nicht, Henry. Vielleicht ist es auch ganz gut so, denn wie es aussieht, hat Halima jetzt erst einmal den Daumen auf meinen Terminplan gelegt.«
    »Findest du das schlimm?«
    »Nein, eigentlich freue ich mich darauf. Na ja, mit gewissen Vorbehalten. Ich habe jetzt schon Lampenfieber!«
    Vor was, das sagte ich ihm aber nicht.

KAPITEL 49

    Süße Blüten
    Die Göttin beleuchtete mit der Fackel ihren Weg. Sie wanderten weiter der Morgenröte entgegen, die mit ihren zarten Fingern den Himmel streifte. Das Land, das sie durchquerten, war frühlingsgrün, und auf den weiten Wiesen blühten prächtige Blumen. Sonnengelbe Narzissen schwangen ihre Glocken, blaue Hyazinthen öffneten ihre Blütensterne, blutrote Anemonen entfalteten ihre samtigen Blätter, weiße Gänseblümchen zwinkerten

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