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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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üb für dich. Und jetzt lass mich alleine, bitte.«

KAPITEL 58

    Tempeltanz
    Die träumende Göttin fühlte, wie ihre Schmerzen langsam nachließen, die ihr der Zusammenstoß mit dem Steinernen Gott verursacht hatten. Sie wachte auf und beobachtete, wie die heiteren Frauen in ihrem Tempel tanzten. Sie hörte die Zimbeln und schüttelte ihr Sistrum, sie freute sich an dem Gesang und summte mit. Ihre Füße mochten nicht mehr ruhig bleiben, und als eine der Tänzerinnen strauchelte und aus dem Reigen trat, da gab sie dem verlockenden Ruf nach und tanzte an ihrer Stelle mit. Sie tat es mit Anmut und göttlicher Grazie. Sie tanzte auch noch, als die anderen ermüdet von dannen gezogen waren, sie tanzte auch noch, als ein paar dunkle Schatten über sie fielen. Sie waren lästig, denn sie hinderten die Priesterin des Tempels daran, ihren Dienst zu verrichten. Die Göttin hielt in ihrem Tun inne und sah sich verärgert um.
    »Das ist ziemlich störend«, sagte Ariadne, die wieder mal aus ihrem Bildnis herausgestiegen war, zu der Göttin. Sie verscheuchte eine der schwarzen Fledermäuse, die sie umflatterten, mitheftigem Wedeln ihrer Hände. »Aber seit du hier bist, kommt richtig Leben auf. Ich fand das sehr beeindruckend, was du aus den Sachen, die du mitgebracht hast, zusammengestellt hast. Ist ein richtiges Kunstwerk geworden.«
    »Ach das! Meine neue Gestalt. Ja, ist ganz nett geworden. Mal sehen, was ich damit anfangen kann.«
    »Dir wird schon noch etwas einfallen. Weißt du, Tanzen kannst du ja auch ganz hübsch. Aber viel lustiger fand ich es, wie du dir die Nase an dem Standbild blutig gestoßen hast.«
    Dass diese Episode beobachtet worden war, berührte die Göttin peinlich, und sie drehte verlegen einen Knoten in ihr Kleid.
    »Ach, mach dir nichts daraus, das ist schon vielen passiert. Das ist ein harter Brocken da in der Ecke. Aber er sieht verteufelt gut aus, nicht?«
    »Mh.«
    »Schon gut. Was wirst du als Nächstes machen?«
    »Was schon? Ich werde erst einmal Fledermäuse jagen«, sagte die Göttin mürrisch, als eine dieser Flattergestalten versuchte, sich in ihrem Haar einzunisten. »Und dann sehen wir weiter.«

KAPITEL 59

    Die Rückkehr des Kriegers
    Als ich nach Hause kam, fand ich Patrick im Flur vor, der gerade dabei war, seinen Rucksack auszupacken. Er drehte sich um, als er mich kommen hörte, und sah mich mit einem Aufleuchten in den Augen an.
    »Hallo, Amanda!«
    »Patrick, schön dass du wieder hier bist. Lass dich anschauen!«
    Patrick war braungebrannt, seine dunklen Haare waren kürzer geschnitten als üblich, aber es stand ihm. Es war etwas anderes, das die Veränderung bewirkte. Nicht dass er in der einen Wochegewachsen wäre oder muskulöser geworden, auch die noch kindlichen Züge seines Gesichtes waren nicht verschwunden, es war auch nicht der kleine goldene Ring, den er im rechten Ohr trug. Es war einfach so, dass er ein wenig männlicher wirkte.
    »Das Ziel dieser Reise hast du erreicht«, stelle ich fest, und er nickte.
    Ich half ihm, seine Sachen auszupacken, brachte die Schmutzwäsche in den Keller und wartete darauf, dass er das Schweigen brechen würde. Denn unter all den vielfältigen Eindrücken, die er erfahren hatte, musste auch etwas gewesen sein, das ihn bedrückte. So gut kannte ich meinen Jungen nun doch noch. Nur musste er von selbst darauf zu sprechen kommen. Ihn einfach ausfragen, in seinen Gefühlen herumstochern, das konnte ich nicht mehr.
    Es dauerte lange, bis er überhaupt etwas erzählte. Beim Abendessen schilderte er mir die Landschaft und das Ferienhaus. Seine Worte weckten in mir den Wunsch, auch einmal eine Zeitlang an einem einsamen See zu verbringen, Pilze und Beeren zu sammeln, nichts als das Blätterrauschen zu hören, mich nach einem Saunabesuch in das kalte Wasser vor dem Haus zu stürzen und mich abends vor das knisternde Kaminfeuer zu setzen. Einen ganz besonderen Reiz hätte ein solcher Aufenthalt natürlich in Verbindung mit Damon …
    »Amanda, träumst du?«
    »Ja, ich träume. Ich glaube, ich würde gerne auch einmal dort hinfahren.«
    »Dann tu das doch. Ich bin sicher, dass Damon das arrangieren kann.«
    Aha, Damon hatte sein Ziel auch erreicht, er wurde nicht mehr mit dem Titel Vater angeredet, sondern mit seinem Namen.
    »Mal sehen. Erst einmal muss ich meine Angelegenheiten hier regeln.«
    »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Eigentlich nicht, nur nächste Woche werde ich noch ziemlich eingespannt sein. Du weißt ja, am Samstag findet diese Show

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