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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Vorführung wartete. Da ich erst kurz vor der Pause auf die Bühne musste,hatte ich mich noch nicht umgezogen, denn in der viel zu kleinen Garderobe wimmelte es, staubte Puder, wogten narkotisierende Parfümwolken und rieselte Glitzer aus Spraydosen.
    Auch Damon war braungebrannt, und seine Augen wirkten heller als sonst in seinem dunklen Gesicht. Er begrüßte mich mit einem freundlichen Lächeln.
    »Wie geht es dir? Ganz gelassen und entspannt?«
    »Ungefähr so wie die Stahltrossen, die das Golden Gate halten.«
    »Ah, leicht gespannt also.«
    »Tipp mich an, und ich schwirre!«
    »Im Ernst, du scheinst erstaunlich wenig Lampenfieber zu haben.«
    »Das kommt noch, keine Bange. Das ist auch ganz gut so, es regt den Kreislauf an. Ich mache mir viel mehr Sorgen um Halima. Ihr ist es in den letzten Tagen nicht besonders gut gegangen. Ich hoffe, sie steht die Veranstaltung durch.«
    »Sie wird schon noch Reserven haben.«
    »Hoffentlich.«
    Der Gong ertönte, und die Massen bewegten sich zu ihren Plätzen. Henry umarmte mich kurz und küsste mich auf die Wange. »Ich denke an dich!«
    »Danke!«
    Patrick drückte mir die Hand und meinte: »Wackel schön!«
    »Mach ich!«
    Damon sah mich an, seine Augen schillerten. Er brauchte nicht auszusprechen, was er dachte. Dann küsste auch er mich leicht auf die Wange und folgte den beiden anderen. Als ich sie im Zuschauerraum verschwinden sah, fielen mir plötzlich auch Nicole und Nandi auf, die sich durch die Menge drängten.
    Ich suchte meinen Weg hinter die Bühne. Die erste Gruppe hatte die Garderobe verlassen, und endlich war etwas Platz. Halima stand noch vor dem Spiegel und zog sich eben eine prachtvolle blaugoldene Galabija über ihr Kostüm. Sie musste als Gastgeberin mit der Moderatorin als Erste auf die Bühne.
    »Du siehst großartig aus, Halima.«
    »Man tut, was man kann. Bist du aufgeregt?«
    »Es geht.«
    »Du weißt jetzt alles, was du tun musst, Amanda. Es wird gutgehen. So, und ich habe jetzt auch Lampenfieber. Ich rede nicht gerne vor Publikum.«
    Sie rauschte hinaus, und mich erstaunte das Eingeständnis dieser kleinen Schwäche. Sie war das Letzte, was ich erwartet hatte, und sie machte mir Halima plötzlich sehr lieb.
    Bedächtig zog ich mein erstes Kostüm an, in dem ich mit den anderen den Stocktanz aufführen würde. Es war ein über und über mit flimmernden Pailletten besticktes einteiliges Kleid, das blau und rot funkelte, ein rotes Münztuch und ein ebensolches Kopftuch. Dann schminkte ich mich nach und drückte mich dann mit Doro und Elsie hinter den Kulissen herum, um zuzuschauen, was die anderen so zu bieten hatten. Shalimars Mädels mit ihrem Korbtanz wurden von dem begeisternd mitklatschenden Publikum getragen, und der eine oder andere Patzer ging in der fröhlichen Stimmung unter, die sie verbreiteten. Den darauffolgenden Zigeunertanz fanden wir alle ein bisschen zu lang, aber Shalimar selbst war anschließend phantastisch mit ihrem Schwert.
    »Auf, macht euch fertig, meine Lieben!«, hörte ich Halima schließlich hinter uns sagen, und mit inzwischen doch etwas wackeligen Knien schnappte ich mir meinen Stock.
    »Los geht’s!« Sie schob Elsie als Erste auf die Bühne, ich folgte, und nach mir noch vier weitere. Zuerst sah ich nichts als den Bühnenboden vor mir, einige verstreute Pailletten und Perlchen darauf. Dann die grellen Lichter und schließlich die dunkle Masse des Publikums. Ich tanzte automatisch, wirbelte den Stock synchron mit den anderen, lächelte, drehte mich und hörte dann plötzlich auch das Klatschen. Es machte klick, und die Bewegungen hatten mit einem Mal wieder eine Bedeutung. Ich begann, die ganze Frechheit des Tanzes zu spüren. Doro sah mich an, als wir uns in einer Position gegenüberstanden, ich zwinkerte ihr zu, und der Funke sprang über.
    »Ihr wart spitzenmäßig!«, sagte eine der anderen Tänzerinnen, als wir hinter die Bühne zurückgingen.
    Halima – in einem absolut hinreißenden Kostüm in Braun und Gold – nickte uns zu und betrat die Bühne. Es war ein langsamer Tanz mit einer Bodeneinlage.
    »Was ist los mit ihr?«, flüsterte Afrita neben mir. »Ich weiß nicht, sie hat in den letzten Tagen Schmerzen gehabt. Ich denke, das Publikum wird es nicht merken, aber sie quält sich entsetzlich.«
    Halima schaffte es, vermutlich nur durch einen eisernen Willen, aufrecht von der Bühne zu kommen, aber sie stolperte uns entgegen, und wir fingen sie gemeinsam auf.
    »Legt sie hin, schnell. Gut, dass jetzt

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