Die Herrin des Labyrints
Pause ist. Ich will sehen, was man machen kann.«
Halima öffnete die Augen und stöhnte.
»Deine Unterleibskrämpfe?«
»Ja. Entsetzlich. Amanda, kannst du für mich …«
»Ja, alles. Aber du brauchst einen Arzt. Bleib liegen, ich kümmere mich darum! Doro, sieh zu, dass du den Sanitäter im Saal findest. Afrita, Elsie, ihr achtet darauf, dass niemand in diese Garderobe kommt. Zieht ihr etwas über. Ich komme gleich wieder.«
Ich griff den erstbesten Stoff, hatte einen großen schwarzen Schleier in der Hand, wickelte mich in diese Melaya ein und zog sie mir über den Kopf. So lief ich ins Foyer, um Henry zu suchen. Er stand mit einem Glas in der Hand mit Damon und Patrick zusammen.
»Amanda, was ist passiert?«
Damon hatte mich trotz der schwarzen Hülle erkannt und kam auf mich zu.
»Einer von euch sollte sich um Halima kümmern, ich fürchte, wir müssen sie ins Krankenhaus bringen. Ich muss noch bleiben. Bringt bitte Patrick später nach Hause, ja?«
»Mache ich. Henry, du gehst besser mit Amanda. Hast du meine Nummer dabei? Ruf mich an, wenn ich etwas für euch tun kann.«
»Danke, Damon.«
Ich begleitete Henry hinter die Bühne, wo Elsie vor der Garderobe Wache hielt.
»Sie haben einen Krankenwagen gerufen.«
»Gut, ich begleite Halima und rufe euch dann später an, Amanda. Konzentriere dich jetzt auf das, was du hier tun musst, und mach dir keine Sorgen.«
»Leichter gesagt als getan!«
Ich ging noch einmal zu Halima, die blass und mit verzerrtem Gesicht auf einer schmalen Liege lag.
»Henry begleitet dich, Halima. Und wir werden alles geben, um dich würdig zu vertreten.«
»Du kennst das Stück ja. Zieh mein Kostüm an, mit einer Perücke sieht keiner den Unterschied«, flüsterte sie mir zu.
»Na, da bin ich mir nicht so sicher. Aber ich werde mich bemühen.«
Draußen erklang der Gong, und wir mussten uns beeilen, uns für den nächsten Tanz umzuziehen. Als wir von der Bühne zurückkamen, war Halima fort.
»Hier, das türkisfarbene. Komm, wir müssen es noch etwas anpassen.«
Elsie, höchst geschickt mit Nadel und Faden, war schon dabei, Häkchen zu versetzen, und Afrita zaubert ein Schächtelchen Sicherheitsnadeln hervor.
»Die beste Freundin der Tänzerin!« Sie grinste und steckte mir den Rock auf der Hüfte zusammen. »Du brauchst noch ein paar Push-ups, damit du diese Körbchen füllst!«
»Hoffentlich verlassen die mich beim Tanzen nicht!« Die beiden halfen mir umsichtig und verständnisvoll. Kein einziges Mal ließen sie mich merken, wie überrascht sie waren, dass Halima es mir überlassen hatte, ihren Part zu tanzen.
»Die Perücke. Du musst diese Strähne verdecken. Kleopatra muss eben oben ohne tanzen.«
»Die wird ganz schön sauer sein!«
Das war sie auch, aber für lange Erklärungen war keine Zeit, und so gab es an diesem Abend eben eine blonde Pharaonin beim Lichtertanz.
»Nächster Tanz ist deiner. Alles okay?«
»Lasst mich eine Sekunde alleine, Mädels.«
»Gut.«
Ich tat, was mich Halima gelehrt hatte, und ich schickte einer fernen Isis die Bitte, mich bei meinem Tanz zu begleiten.
Sie hörte mich, und als ich die Bühne betrat, war sie bei mir. Ich verlor mich nicht in ihr, nein, ich tanzte für sie und durch sie. Ich tanzte aber auch für die Gesichter dort unten, und ich sah das Entzücken in den Augen. Nur ein Paar irritierte mich kurz. Es ruhte voller Hass auf mir. Doch er erreichte mich nicht, und er konnte mir nichts antun.
Der Beifall holte mich in diese Welt zurück, und ich dankte mit meiner Verbeugung nicht nur dem Publikum.
»Sag mal, hast du heimlich geübt?«, kicherte Doro, als sie mir mein Handtuch reichte. »Das war klasse!«
»Ich habe drei Wochen unheimlich geübt. Halima hatte den Ehrgeiz, mir die Arbeit der verlorenen Stunden beizuprügeln.«
»Tja, Pech, wenn man ein Naturtalent ist. Schaffst du den letzten Tanz auch noch?«
»Den Doppelschleier? Nein, so ein Talent bin ich denn doch nicht. Entweder er entfällt, oder ich tanze das Trommelsolo.«
»Frag diese hibbelige Moderatorin, was ihr lieber ist. Ihr muss schließlich ein Spruch dazu einfallen.«
Sie bestand auf Trommelsolo.
»Die anderen müssen sich doch in der Zwischenzeit für das Finale vorbereiten.«
»Na gut. Dann aber in meinem eigenen Kostüm, sonst gibt das einen unfreiwilligen Striptease. Der BH rutscht nämlich!«
Nachdem der letzte Applaus des Abends verklungen war, schminkte ich mich so schnell wie möglich ab, um zu hören, was mit Halima los war. Ihre
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