Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
denn es geht ja um eine ziemliche Summe Geld.«
    Sie stand auf und strich sich den engen Rock glatt. Kein Firlefanz wie brasilianische Federchen an delikaten Stellen mehr. Ein bisschen neidisch bewunderte ich die mühelose Eleganz, die sie sich in den vergangenen Jahren angeeignet hatte.
    »Du stehst auch nicht ohne einen Pfennig da, scheint mir?«
    »Ich verdiene nicht schlecht, und ich gebe mein Geld nicht für lockere Männer aus! Aber jetzt muss ich los, Amanda. Wir bleiben in Kontakt. Ich bin gespannt, was bei deiner weiteren Vergangenheitsforschung herauskommt!«
    Nachdem sie gegangen war, fand ich endlich Zeit, mir ein Brötchen zu machen, und nahm den Teller mit in mein Arbeitszimmer. Erstaunt sah ich das Paket auf meinem Schreibtisch an. Der Absender war mir unbekannt, und ich nahm eine Schere, um die Verpackung aufzuschneiden. Als Erstes flatterte mir ein Umschlag entgegen. Die Handschrift darauf war mir unbekannt, darum öffnete ich ihn und begann, den mehrseitigen Brief zu lesen. Hätte ich gewusst, wer ihn geschrieben hatte, hätte ich das sicher nicht getan.
    Liebe Amanda, glaube mir bitte, wie sehr ich es bedauere, dass es im Hilton zu einem solchen Zwischenfall kommen musste. Es war meine Schuld, ich hätte Dir zur Seite stehen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass sich die Dinge manchmal der Kontrolle entziehen, wenn unerwartete
Ereignisse eintreten. Zumindest aber solltest Du eines wissen

Du hast im wahrsten Sinne des Wortes göttlich getanzt.
    Ich schnaubte verächtlich auf, als ich diese Passage gelesen hatte, aber den Brief jetzt ungelesen fortzuwerfen, das brachte ich doch nicht fertig. Die Neugier siegte.
    Ich verstehe auch, dass Du für mich nicht mehr zu sprechen bist, und selbstverständlich erstatte ich Dir Deine Kursgebühren zurück, zusammen mit Deinem Anteil an der Gage des Abends. Ein entsprechender Scheck liegt bei. Ich hätte Dein Schweigen und Deine Distanz weiter respektiert, wenn ich nicht zufällig in den Besitz von Gegenständen und Unterlagen gekommen wäre, die von größter Wichtigkeit für Dich sein müssen.
    Jetzt hatte sie mich vollends in Bann gezogen. Ich setzte mich hin und las gespannt weiter.
    Um es kurz zu machen

ich habe die Münze und verschiedene Briefe, die ein neues Licht auf die Verstrickungen in der Vergangenheit werfen. Beides hat mir Damon Reese übergeben, als er mir Dein Kostüm brachte. Bitte höre nicht auf zu lesen, Amanda, auch wenn Du einen begründeten Zorn gegen ihn hegst. Er hat Dich in der besagten Nacht überall gesucht, aber Du warst wohl schon nach Hause gefahren. Dass er dort nicht erwünscht sein würde, war ihm klar, darum hat er sich nach mir erkundigt und mich an dem folgenden Sonntag aufgesucht. Ich habe mir erlaubt, ein längeres Gespräch mit ihm zu führen, denn ich fühlte und fühle mich für Dich verantwortlich. Als ich mir ein Bild von seinem Charakter gemacht hatte, habe ich ihm auch von meiner Rolle in Deinem Leben berichtet, und er hat sich an einen Packen Unterlagen erinnert, den er von Deiner Adoptivmutter erhalten hatte, kurz bevor sie gestorben ist. Liebe Amanda, Du musstest in der Vergangenheit mit einigen unerfreulichen Schwierigkeiten fertig werden, und manche davon sind sicher auch durch die Handlungsweise Deiner Eltern begründet. Ich persönlich halte es für unverzeihlich, dass sie Dir nicht alle Informationen zur Verfügung gestellt haben. Ein völlig falsches Schamgefühl mag die Ursache gewesen sein. Deiner Mutter war es überaus peinlich, dass Du das Kind einer »unmoralischen« Frau gewesen bist,
wie sie sich gegenüber Damon ausgedrückt hat. Sie wollte jegliche Beziehung zu dieser Person unterbinden, und deshalb hat sie Dir nie die Möglichkeit gegeben, etwas von Deinen Ursprüngen herauszufinden. Sie wusste, dass Josiane Deine Mutter war, denn aus den Briefen ging ihr Name hervor, und in den Zeitungen wurde über ihren Tod berichtet. Deine Adoptiveltern haben auch versucht, die Verwandten von Josiane herauszufinden, aber da Gita inzwischen wieder geheiratet hatte und nun Halstenberg hieß, sind diese Versuche im Sande verlaufen. Damon hatte Dir die Unterlagen übergeben wollen, aber Eure Beziehung endete so abrupt, dass er es schlicht und einfach vergessen hat. Er bittet mich, Dir seine Entschuldigung für diese Nachlässigkeit auszurichten.
    Scherzkeks! Die Floskel hörte sich ganz nach Damon an. Als ob damit alles geheilt, vergeben und vergessen wäre. Ich war schon wieder wütend. Jedermann

Weitere Kostenlose Bücher