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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verloren, und ich hatte später nur noch mal gehört, sie sei in ihrem Job in London erfolgreich.
    »Komisch, ich hatte immer den Eindruck, du wärst in Damon rasend verliebt. Was ist schiefgegangen zwischen euch?«
    »Eine gute Frage, Baba. Die wollte ich dir auch schon immer stellen.«
    »Ich werde sie euch aber nicht beantworten. Können wir bitte das Thema wechseln?«
    Isabell lachte auf. »Können wir. Was machst du heutzutage so, Bap?«
    »Sie heißt jetzt Amanda. Oder Baba Jaga.«
    »Amanda? Wie bist du denn auf den schrägen Namen verfallen? Ein Künstlername?«
    »Einfach nur mein zweiter Name. Er gefällt mir besser.«
    »Mh. Ich werde versuchen, mich daran zu gewöhnen.« Ich erzählte ihr also von Pflegeberuf und Studium, und darüber erreichten wir das Teppichhaus.
    Es war recht gut besucht, und ich fand Nicole erst nach einigen Schwierigkeiten. Sie hatte sich schon umgezogen und geschminkt und reichte mir eiskalte Hände, als ich sie begrüßte.
    »Jamila konnte nicht kommen, ich musste die ganze Vorbereitung alleine machen«, stöhnte sie. »Ich hoffe, es klappt mit der Musik!«
    Jamila war wirklich ein Aas. Ich überlegte, wie ich Nicole noch davon abhalten konnte, aufzutreten, denn die Sache musste ja schiefgehen.
    »Wo tanzt du denn?«
    »Da vorne, auf den roten Teppichen!«
    »Hör mal, das wird schwierig, über die Kanten kann man leicht stolpern. Willst du nicht vielleicht doch auf den Auftritt verzichten?«
    »Ach was, das wird nicht so schlimm. Dann mache ich eben nicht so viele Drehungen.«
    Ich sah zufällig nach unten und entdeckte, dass sie auch noch hochhackige Schuhe angezogen hatte.
    »Zieh wenigstens die Schuhe aus, Nicole. Sonst tanzt du doch auch barfuß.«
    »Jamila hat gesagt, es sieht eleganter aus. So, und jetzt lass mich bitte alleine, in fünf Minuten fängt das Programm an.«
    Nicole schloss dramatisch die Augen und begann mit der Anrufung ihrer speziellen Göttin. Ich hoffte für sie, es würde eine gnädigere sein als die, die mir zur Seite gestanden hatte, denn ich konnte nun nichts mehr machen, als mit der Schulter zu zucken und zu Patrick und Isabell zurückzugehen. Die beiden waren in ein angeregtes Gespräch vertieft, brachen aber ab, als sie mich kommen sahen.
    »Und, wird sie wackeln?«, fragte Patrick und führte einen passablen Hüftshimmy vor.
    »Ja, jetzt gleich!«
    Die Musik begann, und Nicole rauschte schleierwirbelnd herbei. Eine Wasserpfeife, die als Dekoration auf einem Tisch gestanden hatte, landete mit einem Scheppern auf den Fliesen.
    »Hat die im normalen Leben irgendwas mit Signalflaggen zu tun?«, fragte Isabell.
    Es war zugegebenermaßen nicht ganz die richtige Musik für mystische Schleiertechniken, ein turbulenter Stocktanz hätte besser gepasst. Immerhin schien Nicole selbst zu merken, dass das Tempo nicht dem Medium entsprach, und warf mit großer Geste den Schleier zur Seite. Er schwebte einen Moment wunderschön entfaltet in der Luft und senkte sich dann mit großer Präzision über ein Tablett mit heißem Kebab.
    »So kann man sich seinen Anteil am Büffet auch sichern«, unkte Isabell, und Patrick prustete los. Ich schämte mich, aber auch ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Nicole hatte nicht bemerkt, was passiert war, und nahm das amüsierte Raunen offensichtlich für beifällige Zustimmung. Mit Schwung ließ sie also die Hüften kicken und kreisen, wedelte dabei mit den Armen und ließ die Haare fliegen.
    »Was ist denn das für ein Gehampel? Macht die da Freiübungen oder was?«
    »Das ist doch kein Bauchtanz, das ist ein Veitstanz!« Die Bemerkungen rundum waren nicht sehr freundlich, aber Nicole hatte noch einen weiteren Höhepunkt zu bieten. Ich hatte sie gewarnt, aber sie hatte die hochhackigen Schuhe angelassen. Mitten in einer dynamischen Drehung passierte es dann auch. Sie stolperte, knickte um, sank in die Knie und blieb verdutzt sitzen. Szenenbeifall brandete auf und natürlich auch vereinzeltes Lachen.
    »Das ist die Bodentanz-Einlage. Interessante Technik, um nach unten zu kommen.«
    Nicole wollte aufstehen, aber auch das glückte ihr nicht, denn als sie hochkam, blieb sie mit dem Schuh im Rock hängen und zog ihn über die Hüften nach unten. So stand sie nur in BH und Fransengürtel da, während das Publikum nun wirklich in Gelächter ausbrach.
    »Deine Freundin braucht wohl noch ein paar Übungsstunden. Ich schau mir mal das Teppichangebot an, für so einen Kinderkram habe ich keine Zeit«, meinte Isabell. »Ich melde

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