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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nahm sich das Recht heraus, in meinem Leben herumzuwühlen, mir nach Belieben Informationen zukommen zu lassen oder sie zurückzuhalten. Aber der Brief war noch nicht zu Ende, und die enthaltenen Nachrichten waren zu wichtig, als dass ich sie ignorieren konnte.
    Nachdem meiner Meinung nach alle Fakten dafür sprechen, dass Du Josianes Tochter bist, habe ich mir erlaubt, einen Freund in Kairo damit zu beauftragen, sich nach einer möglichen Geburtsurkunde, aber auch nach den Eintragungen zu erkundigen, die mit Deiner späteren Aufnahme im Krankenhaus zusammenhängen. Über solche oder andere offizielle Aufzeichnungen solltest Du eine lückenlose Beweiskette erhalten. Aber das kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Damon hingegen verfolgt eine andere Spur, die sicher auch noch weitere Erkenntnisse liefern kann. Es gibt zwei Briefe von einem Henry Vanderhorst, die auf eine enge Freundschaft mit Josiane schließen lassen. Möglicherweise erinnert sich dieser Herr an weitere Vorkommnisse, die einen gewissen Wert für Dich haben können. Sollte er den Kontakt mit ihm herstellen können, wird er sich an mich wenden. Einfacher wäre es allerdings, wenn Du Dich überwinden könntest und Dich mit Damon selbst treffen würdest. Aber er sagte mir, Du
seist in der Hinsicht vermutlich ziemlich unbeugsam. Dennoch lege ich Dir seine derzeitige Adresse und Telefonnummern bei.
    Ich las die Adresse und war erstaunt, dass er gar nicht weit entfernt wohnte. In den vergangenen Jahren hatte ich mich nie darum gekümmert, wo er lebte. Nur einmal hatte ich von gemeinsamen Bekannten erfahren, er habe eine Zeitlang in Kanada und in Venezuela gearbeitet, sei dann aber wieder zurückgekommen. Wohin, das hatte mich nicht interessiert.
    Der Brief hatte nur noch ein paar Zeilen, und die las ich auch noch durch.
    Ich wünschte, ich könnte mehr für Dich tun, Amanda, denn auf Dich kommen einige Schwierigkeiten zu, die Dein Leben nachhaltig beeinflussen könnten. Aber Du weißt ja selbst, dass man auf Kassandra nicht gehört hat. Und falls Du nicht weißt, wer Kassandra war, dann frage bitte nicht Deine Freundin Nicole danach, sondern schlage in einem guten Mythologie-Lexikon nach! Aber besonders würde ich mich freuen, wenn Du Dich an mich wenden würdest. Die Wege im Labyrinth des Lebens sind verschlungen, ich hoffe, in einer der Windungen treffen wir wieder aufeinander und Du kannst mir ohne Groll begegnen. Halima
    Und jetzt auch noch düstere Prophezeiungen! Das wurde ja immer verrückter. Ich legte den Brief zur Seite und holte den braunen Umschlag aus dem Paket. Darin enthalten waren drei alte Briefe an Josiane, ein paar Quittungen über Mietzahlungen, Hotelrechnungen, ein Stadtplan und ähnlich alltägliche Dinge, aber er enthielt auch ein kleines Etui mit der Münze, die ich bereits von dem Foto kannte. Mit einem sehr sonderbaren Gefühl nahm ich sie in die Hand. Die erste reale Verbindung zu meiner ursprünglichen Identität lag in meiner Handfläche, und beinahe ehrfürchtig zog ich mit einer Fingerspitze die Linien nach, die sich in konzentrischen Kreisen darauf wanden. Sie führten mich in gewundenen Kreisbahnen um die Mitte, die letzte aber brachte mich in das Zentrum der Kreise. Ich dachte, das sei ein Zufall gewesen,und fuhr die Linien noch einmal nach. Diesmal führten sie mich von innen nach außen.
    »Hallo, Baba, wir sind wieder da!«, rief Patrick von unten, und ich legte die Münze und die Briefe beiseite, um nach unten zu gehen. Mein angetrocknetes Brötchen nahm ich mit.
    Patrick hatte sich nach einer kurzen Begrüßung in sein Zimmer zurückgezogen, und Ulli schwärmte mir von Isabell vor.
    »Sie ist sehr zielstrebig vorgegangen. Toll für eine Frau, sich so im Management hochzuarbeiten.«
    »Mhh.«
    »War sie schon immer so? Du kennst sie ja schon lange.«
    »Na ja, sie hatte auch andere Phasen. Ich bin etwas überrascht. Früher war sie so eine richtige Feten-Nudel.«
    »Kann ich mir vorstellen. Sie ist ausgesprochen amüsant!«
    »Pass auf dich auf, Ulli. Isabell bricht völlig skrupellos die Herzen der stärksten Männer.«
    »Bist du eifersüchtig?«
    »Sollte ich? Ich habe dich nur gewarnt. Du zeigst die gleichen Symptome wie früher alle Männer in ihrem Bannkreis.«
    »Schon verstanden. Aber sie ist wirklich mit Abstand die vernünftigste Freundin, die du hast.«
    »Sie ist, wie die Dinge so stehen, die einzige Freundin, die ich derzeit habe.«
    »Warum verärgerst du aber auch immer die Leute, die dir etwas näher

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