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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Das hatte nicht nur meine Seele zutiefst erschüttert. Es hatte auch seine körperlichen Folgen. Eine Kollegin schickte mich zu einer Frau – lass uns die Einzelheiten weglassen …«
    Halima schüttelte den Kopf, und meine lebhafte Vorstellungskraft ergänzte das klassische weibliche Drama von Abtreibung und Infektion.
    »Ich war am Rande des Todes, und manchmal denke ich, ich war sogar für eine Weile über diesen Rand getreten. Dort machteich die seltsamsten Erfahrungen, und als ich schließlich wieder zurückkehrte, befand ich mich in der Obhut einer alten Frau. Sie hatte mich aufgelesen, als ich im Fieber durch die Straßen lief, und hatte mich mit hinausgenommen aufs Land. Warum sie es getan hat, habe ich nie erfahren. Aber sie pflegte mich gesund und hielt meinen Geist geöffnet. Es wuchs eine Form von Verständnis in mir, das mich weitsichtiger machte als andere. Die Alte, die sich Umm Attar nannte, half mir, diese Fähigkeit zu beherrschen, und weckte mein Interesse an den alten Göttern. Als ich wieder gesund war, körperlich und seelisch, wusste ich, dass ich mein Leben ändern musste. Ich war übrigens noch keine zwanzig. Tanzen wollte ich weiter. Aber mit einem anderen Ehrgeiz und einem konkreten Ziel. Mir lag daran, meine Würde zu wahren. Nicht mehr nur als Tänzerin bewundert, aber menschlich geächtet zu werden. Josianes Erzählungen und ihre Sehnsucht nach Deutschland sind der Grund, warum ich schließlich hier gelandet bin. Ein Zufall passierte, wenn du so willst. Er trat in Form von Wilhelm Kukula in mein Leben. Die kleinen Deutschkenntnisse einer glitzernden Tänzerin weckten sein Interesse. Er verliebte sich in mich, und ich heiratete ihn, ohne seine Gefühle sonderlich zu erwidern. Für mich war er die Fahrkarte nach Deutschland.«
    »Ziemlich kaltblütig und kein bisschen magisch!«
    »Das Erste ja, das Zweite nein. Auf diese Weise erfüllen sich Wünsche, Amanda. Was ich während der Krankheit und von der Alten zu erkennen gelernt hatte, war der Auslöser dazu. Mein Interesse am Wirken der göttlichen – oder magischen – Kräfte war geweckt. Ich sammelte so viele Informationen darüber, wie ich bekommen konnte. Natürlich experimentierte ich auch. Manches war wunderlich und ziemlich kraus. Aber als ich lernte, die Schnörkel und Verschleierungen zu entfernen, kam ich zu dem eigentlichen Wissen. Das, was sich hinter all den Verkleidungen aus Tradition, Mythos und Aberglauben verbirgt. Das alleine war es wert. Wilhelm gegenüber versuchte ich, sowohl mein Wissen als auch meinen Ehrgeiz zu tanzen, zu verbergen. Ich bemühte mich wirklich, seinem Bild von mir gerecht zu werden. Aber ich musste einsehen, dass das ebenfalls ein Fehler gewesen war. Wirtrennten uns nach drei Jahren. Danach begann ich endgültig, den Weg der Tänzerin zu gehen.«
    »Keinen Mann mehr?«
    »Männer ja, keinen Mann.«
    »Bist du glücklich mit deinem Leben?«
    »Ja, Amanda, das bin ich.«
    Die Antwort kam zu prompt und zu aufrichtig, als dass ich daran hätte zweifeln können. Und diesmal glaubte ich ihr auch. Je mehr ich sie kennenlernte, desto wohler fühlte ich mich in ihrer Gesellschaft. Sie war unkompliziert, und was ich anfangs als unangenehm geheimnisvoll erachtet hatte, war eigentlich nur ihre Ehrlichkeit und das Wissen darum, wieviel sie davon ihrem Gegenüber zumuten durfte.
    Wir waren inzwischen wieder an meinem Haus angekommen und fanden Patrick mit einem Freund zusammen verbissen einen Tischtennisball hin und her jagen. Titi lag mit Ohren, die höchste Aufmerksamkeit demonstrierten, auf der Gartenmauer und verfolgte lauernd den Ball mit den Augen.
    »Manchmal kommen sie auch in dieser Form zu einem«, sagte Halima leise und deutete auf die weiße Katze. »Es wurde auch Bastet um Hilfe gebeten, nicht wahr?«
    »Ja, wenigstens das scheint harmlos verlaufen zu sein. Oder hat sie auch eine Schattenseite?«
    »Oh, die hat sie, ihre Schwester Sekhmet, die mit dem Löwenkopf. Sie tötet Menschen.«
    Warum packte mich in diesem Augenblick das Grauen? »Amanda, was ist? Du bist ja ganz blass?«
    »Sorry, mir ist nur gerade eingefallen … hattest du deshalb den Verdacht?«
    »Ja, deshalb. Immerhin, es ist jetzt vorbei. Und es ist verhältnismäßig glimpflich abgelaufen.«
    »Welche kommen noch, Halima? Weißt du es?«
    »Gehen wir rein.«
    Die beiden Spieler unterbrachen, wenn auch ungern, für wenige Minuten ihr Match, um uns vorbeizulassen und Halima höflich zu grüßen.
    Als wir es uns mit unseren Getränken

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