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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Hexenschuß«, erklärte die alte Cigfolla. »Helft ihr hinüber ins Haus. Sie muß ruhen und eine Weile im Bett bleiben.«
    Dierna konnte wieder sprechen. »Es ist nicht ... mein ... Schmerz. Ich muß mich hinlegen, aber du ... Adwen ... geh zur heiligen Quelle. Es kommt jemand ... finde heraus, ob das Gesicht ihn dir zeigt!«
    Den ganzen Nachmittag lag Dierna in der kühlen Dunkelheit ihres Hauses und blieb unter Aufbietung ihrer Willenskraft in einer Trance. So gelang es ihr, den Schmerz nicht allzu deutlich wahrzunehmen. Der Körper gewöhnte sich an diesen Zustand, doch ihre Unruhe wuchs. Sie wußte bald, daß Carausius in Gefahr schwebte. Es war ihr so deutlich bewußt, als würde sie seine Stimme hören oder die Berührung seiner Hand spüren. Dierna begriff, daß sie ihm mehr als ihren Körper gegeben hatte. Sie hatte ihm einen Teil ihrer Seele geschenkt.

    Der Plan war gut, dachte Carausius, zog die Zügel an und rang nach Luft, doch er hatte sein Durchhaltevermögen überschätzt. Trotz des Verbands verursachte ihm jeder Schritt des Pferdes stechende Schmerzen. Jedoch jedesmal, wenn er vor der Entscheidung stand, anzuhalten oder das Bewußtsein zu verlieren, sagte er sich, eine Pause werde weniger Zeit in Anspruch nehmen. Doch die Pausen wurden notgedrungen immer häufiger.
    Beim letzten Halt kam ein Mann der Nachhut angaloppiert und berichtete, daß ihnen die Durotriges auf der Spur seien.
    »Wir sollten hier bleiben und uns ihnen stellen, Herr«, riet Teubert. Carausius schüttelte den Kopf. Das Gestrüpp war zu dicht, um sich frei bewegen zu können, aber nicht hoch genug, um Deckung zu bieten. »Dann sollten ein paar von uns hinunter ins Tal reiten, wo der Boden weich ist, und man unsere Spuren deutlich sieht, während du ungesehen über die Heide entkommst. Wenn wir Glück haben, werden sie uns und nicht dir folgen.«
    Der Kaiser nickte. Auf diese Weise würden wenigstens ein paar seiner Männer gerettet. Er wußte, das war die einzige Möglichkeit, sie davon zu überzeugen, daß sie sich von ihm trennen mußten. Allectus mochte ein Verräter sein, doch jeder seiner Männer hatte den Eid eines comitatus geschworen und würde ihm freiwillig in den Tod folgen.
    »Nehalennia segne und schütze euch«, flüsterte er, als die Pferde davongaloppierten und im Tal verschwanden.
    »Machen wir uns auf den Weg, Herr«, sagte Teubert, »solange ihr Lärm den unseren übertönt.«
    Teubert hielt ihm die Zügel, denn Carausius konnte sich nur noch mühsam im Sattel halten. Er biß die Zähne zusammen, aber die Schmerzen brachten ihn beinahe um den Verstand.
    Die Menapier waren zäh und ausdauernd. Sie scheuten keine Strapazen, um die Verfolger zu täuschen. Doch die Durotriges kannten das Land. In den nächsten beiden Tagen gelang es den Menapiern oft nur mit einer List, die Flucht fortzusetzen, aber irgendwann fanden die Feinde ihre Spur immer wieder. Carausius hoffte, daß die Achtung der Britonen vor der heiligen Insel sie schützen werde, wenn sie sich erst einmal auf Avalon befanden.
    Am Nachmittag des dritten Tages erreichten sie von Osten kommend die Sümpfe des Sommerlandes. Inzwischen war Carausius zu schwach, um allein auf dem Pferd zu sitzen. Teubert hatte ihn hinter sich festgebunden. Diese Art Gelände war den Menapiern vertraut, doch zum Reiten eignete es sich nicht. Zwei Männer wurden mit allen Pferden, bis auf das Reittier des Kaisers, davongeschickt. Die acht Zurückgebliebenen machten sich auf den Weg und suchten eine Siedlung des kleinen Volkes, das sie nach Avalon bringen würde.
    Es war ihnen nicht in den Sinn gekommen, daß die Britonen inzwischen ihr Ziel erraten hatten und auf den Deichen vorausgeritten waren, um ihnen den Weg abzuschneiden. Carausius hätte das vorausgesehen, doch er war mittlerweile kaum mehr bei Bewußtsein. Erst als das Pferd plötzlich stehenblieb und Teubert fluchte, schreckte er hoch und schlug die Augen auf.
    Die Abenddämmerung brach herein. Am anderen Ufer standen Pfahlhütten. Vor ihnen wand sich ein schmaler Weg über den Damm nach unten. Dort sah er im Gegenlicht die Silhouetten von Reitern.
    »Ich verstecke dich im Sumpf«, sagte Teubert. Er löste das Seil, das sie aneinander band, und knotete das Ende um die Hüfte seines Herrn.
    »Nein ... « widersprach Carausius mit schwacher Stimme. »Ich will lieber im Kampf sterben. Schick Adfried in das Dorf. Er muß die Leute dort bitten, die Herrin von Avalon zu rufen.«
    Vor wenigen Augenblicken war er noch unfähig

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