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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gewesen, sich zu bewegen. Doch jetzt, mit dem Feind vor Augen, konnte Carausius vom Pferd steigen und das Schwert ziehen.
    »Gut so«, sagte Teubert, als die Reiter näher kamen. »Ich habe das Davonlaufen auch satt.« Er lächelte, und Carausius verzog gequält das Gesicht.
    Am Ende war alles immer so einfach. Er hatte das schon früher erlebt, vor dem Beginn einer Schlacht, wenn alle Pläne und Vorbereitungen bedeutungslos geworden waren und er dem Feind gegenüberstand. Aber die anderen Male hatte er den Kampf wenigstens unverwundet begonnen. Diesmal konnte er nur hoffen, einen oder zwei ordentliche Hiebe auszuteilen, bevor sie ihn niedermachten.
    Die Hufe hallten dumpf in seinen Ohren. Ein Pferd brach zur Seite aus und stürzte klatschend ins Wasser, doch die anderen näherten sich schnell. Carausius stieß zu, als der erste Reiter angriff. Teuberts Speer blitzte, und der Britone fiel vom Pferd. Ein zweiter Reiter preschte heran. Carausius wich in das schlammige Wasser zurück und hatte Mühe, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Das Pferd blieb unvermittelt stehen, weil es dem Boden nicht traute. Der Reiter fiel kopfüber auf den Boden, und Carausius stieß ihm das Schwert in die Seite. Aber die Angriffe hörten nicht auf.
    Teubert kam ihm zu Hilfe. Sie standen Rücken an Rücken. Carausius spürte einen Stoß, dann noch einen und wußte, daß er getroffen worden war. Aber inzwischen war er über jeden Schmerz hinaus. Er schloß die Augen, öffnete sie wieder, versuchte, etwas zu sehen, und überlegte, ob der Blutverlust oder die Dunkelheit daran schuld seien, daß es ihn so große Mühe kostete, etwas zu erkennen. Teubert stieß plötzlich einen gellenden Schrei aus, und Carausius schwankte, weil seine Stütze plötzlich verschwand. Mit letzter Kraft drehte er sich um und traf Teuberts Mörder im Nacken.
    Carausius wollte sein Schwert noch einmal heben, denn er war entschlossen, im Kampf zu sterben. Aber es war niemand da, gegen den er hätte kämpfen müssen. Oben auf dem Damm hörte er Lärm und Geschrei, doch sehen konnte er nichts. Dann wurde es auch dort still.
    Meine tapferen Menapier haben mir diese letzte Frist verschafft , dachte er. Ich darf sie nicht ungenutzt lassen .
    Zu seiner Rechten wuchsen die Weiden bis zum Wasser. Wenn er sich unter den Zweigen versteckte, würde ihn vielleicht niemand finden. Er fühlte sich benommen und sah immer weniger, aber das lag nicht nur daran, daß der Tag zu Ende ging. Trotzdem gelang es ihm irgendwie, sich in den Schutz der Bäume zu schleppen.

    Dierna hatte drei Tage und drei Nächte gewacht, während ihr Geist den Mann suchte, den sie liebte. Am Ende des zweiten Tages brach die Verbindung mit ihm immer öfter ab, als verliere er zeitweise das Bewußtsein. Am dritten Tag kamen die unerträglichen Schmerzen wieder, diesmal aber quälte sie außerdem eine beinahe erstickende Angst. Erst kurz nach Mitternacht fiel sie in einen unruhigen Schlaf. Sie hatte Alpträume, in denen sie vor unheimlichen Wesen floh, die keine Gesichter hatten. Sie fiel in ein Meer von Blut und kämpfte um ihr Leben.
    Dierna erwachte, als die Umrisse der Türöffnung im ersten fahlen Licht sichtbar wurden. Der längste Tag des Jahres brach an. Sie wußte plötzlich, daß ein Klopfen gegen den Türrahmen sie geweckt hatte.
    »Herein ... « flüsterte sie, setzte sich auf und staunte. Zum ersten Mal seit drei Tagen hatte sie keine Schmerzen. War Carausius tot? Sie glaubte es nicht, denn auf ihrer Seele lastete noch immer eine große Last.
    Sie sah Lina als dunkle Silhouette vor dem grauen Morgenhimmel. »Herrin, ein Mann vom kleinen Volk ist hier. Er sagt, auf der anderen Seite ist es am Ufer zu einem Kampf gekommen. Einer der Krieger hat sich ins Dorf dort durchgeschlagen und den Leuten gesagt, sie müßten seinen Herrn suchen und ihn zur Herrin von Avalon bringen ... «
    Dierna stand auf und griff nach ihrem Umhang. Sie schwankte und mußte sich am Bett festhalten. Lina hatte bereits den Korb mit den Verbänden und Tinkturen in der Hand. Als sie den Pfad hinabstiegen, stützte sich die Priesterin auf die Schulter des Mädchens. Doch als sie die Barke erreichten, hatte die frische Luft sie wieder belebt.
    Sie fuhren durch die Nebel und erreichten das Dorf. Die kleinen dunkelhäutigen Männer und Frauen waren bereits auf den Beinen. Ein großer blonder junger Mann lief am Ufer hin und her und blickte sich unruhig um.
    »Herrin«, begrüßte er sie im gebrochenen Latein der Soldaten. »Die

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