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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Bruder trieb sein Pferd etwas näher. »Denkst du, ihr Römer - oder ihr Germanen, wie ich besser sagen sollte - seid die einzigen, die kämpfen können? Keltische Krieger ließen einst die Mauern von Rom erzittern, als die Menapier noch in Erdlöchern lebten!«
    Einer der Leibwächter wollte zornig etwas erwidern, aber Carausius verbot es ihm mit einer knappen Geste.
    »Wenn ich an eurem Mut zweifeln würde«, erwiderte er gelassen, »hätte ich deinen Vater nicht aufgefordert, euch zu schicken. Britannien braucht alle seine Söhne, um das Land zu retten. Eure Vorfahren haben gegen Caesar gekämpft. Jetzt leben hier die Kinder der Legionäre; die aus Sarmatien und Hispanien und aus allen Ecken des Reiches kamen. Vergiß nicht, wir alle sind durch das Wirken des Schicksals Britonen geworden.«
    »Du nicht!« rief einer der Reiter. »Du bist auf der anderen Seite des Kanals zur Welt gekommen.«
    »Ich habe mein Blut für Britannien gegeben«, erwiderte Carausius. »Die Herrin von Avalon hat mein Opfer angenommen.«
    Der Gedanke an Dierna stärkte sein Selbstvertrauen. In Portus Adurni hatte er mehr als sein Blut gegeben. Er hatte sich in ihren Armen verströmt, er war gestorben und neu geboren worden.
    »Die Herrin der Britonen weist dein Opfer zurück!« rief Allectus, und es klang wie eine Fanfare. Die Reiter machten ihm den Weg frei, und er ritt auf Carausius zu. »Die Tochter von Fürst Eiddin Mynoc ist nicht länger deine Frau. Das Bündnis ist beendet, und wir sind unserer Treuepflicht enthoben!«
    Carausius wurde starr vor Zorn, aber er beherrschte sich.
    »Die Stämme haben tapfere Söhne«, erwiderte er versöhnlich in einem letzten Versuch, den Streit zu beenden. »Aber seit dreihundert Jahren benutzen sie ihre Waffen nur für die Jagd. Ohne die Hilfe der britonischen Armee werdet ihr eine leichte Beute für Constantius sein.«
    »Die Armee!« Allectus schnaubte verächtlich. »Sie folgt dem, der ihren Sold bezahlt. Zeigt das die Geschichte deines Reiches nicht deutlich genug? Und die Münzämter gehören mir. Ich sage dir, ganz Britannien wird gegen die Römer kämpfen, sei es aus Liebe zum Land oder für Geld! Aber als Führer brauchen wir einen Mann aus dem alten Blut.«
    Die Schlagader an der Schläfe von Carausius begann zu klopfen. »Du ... ?«
    Allectus nickte. »Vielleicht wäre es anders, wenn dir Teleri einen Erben geschenkt hätte. Aber sie ist nicht schwanger.« Er hob die Hand und rief so laut, daß alle es hörten: »Die Königin hat die Herrschaft mir übertragen.«
    Carausius starrte ihn an, ohne etwas zu sehen. Er wußte, Teleri hatte ihn nie geliebt. Aber er hatte nie begriffen, daß sie ihn haßte. Das schmerzte, denn er dachte noch immer voll Zuneigung an sie, obwohl er mit Dierna erlebt hatte, was wahre Liebe bedeuten konnte. Er mußte Zeit gewinnen. Sein Verstand sagte ihm, Allectus versuche, ihn mit allen Mitteln zu reizen und zu verletzen. Und wenn Dierna sich ihm nicht geschenkt hätte, wäre das Allectus vermutlich auch gelungen. Aber die Erinnerung an die Nacht des Großen Rituals war noch so lebendig, daß Teleris Haß seine Männlichkeit nicht in Frage stellen konnte. Die Hohepriesterin verlieh die Macht, nicht Teleri. Die Durotriges glaubten eindeutig Allectus. Carausius waren die Hände gebunden. Er konnte in diesem Augenblick Dierna nicht verraten und ihnen sagen, was sie ihm geschenkt hatte.
    »Diese Männer sind ungebunden«, sagte er schließlich langsam. »Aber du, Allectus, hast mir die Treue geschworen. Wie können sie dir trauen, wenn du mich verrätst?«
    Allectus zuckte mit den Schultern. »Ich habe bei den Göttern von Rom geschworen. Es sind dieselben Götter, bei denen du geschworen hast, Diocletian zu dienen. Ein gebrochener Eid gegen einen anderen. ›Auge um Auge‹, wie die Christen sagen.«
    Carausius trieb seinen Hengst näher an Allectus heran und sah ihm direkt in die Augen. »Uns bindet nicht nur ein Eid, Allectus«, sagte er leise. »Ich dachte, daß du mich liebst.«
    Allectus schüttelte den Kopf. »Ich liebe Teleri mehr.«
    Dir geht es um Teleri , dachte Carausius voll Verachtung, nicht um Britannien.
    »Du kannst sie mit meinem Segen haben«, erklärte er kalt. »Möge sie dir eine bessere Ehefrau sein, als sie es mir war.« Er hob die Stimme, und seine Worte hatten die Kraft des Herrschers, als er rief: »Britannien wirst du mir lassen! Die britonische Armee ist klug genug, nicht auf einen unerfahrenen Jungen zu setzen, selbst wenn er ihnen Gold

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