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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ihr bewußt, daß jemand sprach und schon lange gesprochen haben mußte.
    »Tief atmen ... so ist es gut ... was du siehst, ereignet sich in der Ferne, dir kann nichts geschehen ... einatmen und ausatmen. Beruhige dich und sage mir, was du siehst ... «
    Viviane stieß mit einem tiefen Seufzen den angehaltenen Atem aus, atmete leichter ein und blinzelte, um die Tränen zu vertreiben. Die Vision ließ sie immer noch nicht los, doch nun war es, als sähe sie Bilder in einem Traum. Ihr Bewußtsein schwebte irgendwo außerhalb ihres Körpers; es nahm ohne größere Anteilnahme wahr, daß jemand Fragen stellte, und ihre eigene Stimme antwortete.

    »Ich nehme an, man kann dem Mädchen glauben. Oder besteht die Möglichkeit, daß sie nur überdreht war und sich das alles ausgedacht hat, um Aufmerksamkeit zu erregen?« fragte der alte Nectan, der oberste Druide von Avalon.
    Ana lächelte mit schmalen Lippen. »Tröste dich nicht mit dem Gedanken, daß ich meine Tochter schützen möchte. Die Priesterinnen werden dir bestätigen, daß ich sie in keiner Weise begünstige und ich würde sie mit meinen eigenen Händen töten, wenn ich glaubte, sie hätte die Mysterien entweiht. Was für einen Sinn sollte es haben, eine solche Geschichte zu erfinden, wenn man keine Zuschauer hat? Viviane war allein, bis sich ihre Freundin wunderte, daß sie nicht zum Abendessen erschien, und sich auf den Weg machte, um sie zu suchen. Als ich gerufen wurde, war sie tief in Trance. Du wirst mir zutrauen, daß ich den Unterschied zwischen einer wirklichen und einer gespielten Vision erkennen kann.«
    »Tief in Trance ... « wiederholte Taliesin. »Aber sie ist doch noch nicht ausgebildet.«
    »In der Tat, das ist sie nicht, und ich mußte mein ganzes Können aufbieten, um sie zurückzubringen!«
    »Und hinterher hast du sie weiter befragt?«
    »Wenn die Göttin eine so plötzliche und überwältigende Vision schickt, muß man sie annehmen. Eine solche Warnung darf man nicht unbeachtet lassen«, erwiderte die Herrin und unterdrückte ihr eigenes Unbehagen. »Der Schaden war so oder so geschehen. Wir konnten nur versuchen, soviel wie möglich zu erfahren und uns danach um das Mädchen kümmern.«
    »Wird sie sich erholen?« fragte Taliesin. Aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen. Ana runzelte die Stirn. Sie hatte nicht gewußt, daß ihm soviel an dem Mädchen lag.
    »Viviane ruht. Ich glaube nicht, daß du dir Sorgen machen mußt. Sie kann einiges vertragen«, erwiderte Ana trocken. »Wenn sie aufwacht, wird ihr alles weh tun, aber falls sie sich an etwas erinnert, wird es ihr wie ein ferner Traum erscheinen.«
    Nectan hüstelte. »Nun gut. Wenn es eine Vision war, was bedeutet sie für uns?«
    »Ich habe bereits etwas unternommen. Als erstes habe ich einen Boten zu Vortigern geschickt. Es ist noch nicht Hochsommer, und das Mädchen hat erntereife Felder gesehen. Wenn er die Warnung erhält, bleibt ihm etwas Zeit.«
    »Falls er sie nutzt«, sagte Julia, eine der höheren Priesterinnen, zweifelnd. »Aber diese sächsische Hexe, die ihn am ... « Anas Gesichtsausdruck ließ sie verstummen.
    »Selbst wenn Vortigern alle seine Truppen zusammenziehen und gegen Hengist reiten würde, könnte er nicht viel tun«, warf Taliesin ein. »Die Barbaren sind in der Überzahl. Was hast du gesagt hat Viviane am Ende gerufen?«
    »›Die Adler sind für immer davongeflogen. Jetzt erhebt sich der Weiße Drache und verschlingt das Land ... ‹« flüsterte Ana und schauderte.
    »Es ist die Katastrophe, die wir gefürchtet haben«, sagte Talenos, ein jüngerer Druide, bedrückt. »Das Verhängnis, von dem wir hofften, es werde nie Wirklichkeit werden!«
    »Was schlagt ihr vor? Was sollen wir tun, außer zu jammern und uns an die Brust zu schlagen wie die Christen?« fragte Ana bissig. Es ist so schlimm, wie er gesagt hat, und noch schlimmer , dachte sie bei der Erinnerung an das Entsetzen in Vivianes Stimme. Seit sie die Worte ihrer Tochter gehört hatte, war ihr Magen wie zugeschnürt. Doch die anderen durften nicht merken, daß sie Angst hatte. Sie war die Herrin von Avalon.
    »Was können wir schon tun?« fragte die alte Elen. »Avalon wurde als Zufluchtsort von der Welt abgesondert. Wir haben unser Geheimnis seit der Zeit des Carausius gewahrt. Wir müssen warten, bis das Feuer um uns herum niedergebrannt ist. Zumindest sind wir hier sicher ... « Die anderen sahen sie verächtlich an, und sie schwieg verwirrt.
    »Wir müssen zur Göttin beten, damit sie uns

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