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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die Sachsen weiter vorrücken, und das ist sehr wahrscheinlich, können wir uns nicht gegen sie wehren.«
    Der Mönch hatte sichtlich Mühe weiterzusprechen. Er schwieg kurz, aber dann fügte er leise hinzu: »Gib nicht dem Mann die Schuld, denn es war meine Idee, zu dir zu kommen. Wir in der Abtei sind bereit, für unseren Glauben den Märtyrertod zu sterben, aber es wäre grausam, wenn unschuldige Männer, Frauen und kleine Kinder ihr Leben verlieren würden. Wir haben uns große Mühe gegeben, sie zu bekehren, doch ihr Glaube an die alten Götter ist noch immer stärker. Ich kenne außer Avalon keine Macht, die sie beschützen könnte.«
    »Du bist ein seltsamer Mönch, wenn du das glaubst«, sagte die Hohepriesterin.
    »Er kann die Feen sehen und steht in ihrer Gunst«, sagte Viviane.
    Fortunatus neigte den Kopf in ihre Richtung und lächelte. »Bist du es, Mädchen? Ich bin froh, daß du den Weg zurück gefunden hast.«
    »Ich höre deine Bitte, aber die Entscheidung kann nicht sofort getroffen werden«, sagte Ana. »Du mußt warten, während ich mich mit meinem Rat bespreche. Noch besser ist es, wenn Heron dich auf deine Insel zurückbringt. Falls wir beschließen, euch zu Hilfe zu kommen, brauchen wir dich nicht, um uns den Weg zu zeigen!«

    Die Diskussion in der Versammlungshalle dauerte bis zum Einbruch der Dunkelheit.
    »Seit der Zeit des Carausius ist Avalon vor der Welt verborgen geblieben«, sagte Elen. »Ich habe gehört, daß früher die Hohepriesterinnen manchmal in die Ereignisse der Welt eingegriffen haben. Das ging immer schlecht aus. Ich finde, wir sollten einen Grundsatz nicht aufgeben, mit dem wir so gut gefahren sind.«
    Einer der Druiden nickte lebhaft. »So ist es, und mir scheint, dieser Überfall, so schrecklich er ist, beweist nur den Wert unserer Absonderung.«
    »Die Sachsen sind Heiden«, erklärte Nectan. »Möglicherweise tun sie uns einen Gefallen, wenn sie das Land von diesen Christen säubern, die unsere Göttin einen bösen Geist nennen und uns alle am liebsten als Anbeter ihres Teufels töten würden.«
    »Aber sie töten doch nicht nur die Christen«, widersprach Julia. »Wenn sie die Leute vom kleinen Volk umbringen, wer soll dann die Boote bemannen, die uns übersetzen?«
    »Es wäre eine Schande, sie im Stich zu lassen, nachdem sie uns so lange und so gut gedient haben«, erklärte ein jüngerer Druide.
    »Und die Christen in der Abtei sind anders als ihre Glaubensbrüder«, warf Mandua schüchtern ein. »War Mutter Caillean nicht mit dem Gründer der Abtei befreundet?«
    »Wann wollen wir unsere Macht einsetzen, wenn nicht jetzt?« fragte der junge Druide. »Warum lernen wir überhaupt das geheime Wissen, wenn wir es im Notfall nicht anwenden wollen?«
    »Wir müssen auf den Retter warten, dessen Kommen die Götter versprochen haben«, sagte Elen. »Er wird zum Schwert greifen und die Eindringlinge aus dem Land treiben!«
    »Möge er bald geboren werden«, flüsterte Mandua.
    Sie diskutierten immer noch, als Viviane, die ihren Zorn nicht länger unterdrücken konnte, aus der Halle lief. Vater Fortunatus hatte ihr nicht mehr als seine guten Wünsche gegeben, aber der Gedanke an ihn ließ sie nicht los. Bestimmt konnten nicht alle Christen Fanatiker sein, wenn es unter ihnen Männer wie ihn gab. Und sie wußte, daß zwischen Inis Vitrin und Avalon noch immer eine Verbindung bestand. Die Priesterinnen hatten zwar die Abschirmung gerühmt, aber Viviane fragte sich, welche Auswirkungen die Zerstörung von Inis Vitrin auf Avalon haben mochte.
    Wie so oft in letzter Zeit stellte Viviane fest, daß sie zu dem Heiligtum flüchtete, in dem die Schätze aufbewahrt wurden. Es war ihr erlaubt, nach Belieben zu kommen und zu gehen. Der Druide, der Wache hatte, trat beiseite.
    Wieso bewacht er die Schätze , überlegte sie und betrachtete nachdenklich den Schimmer der Macht, der durch die Tücher drang, in die sie gehüllt waren. Sie hatte den Gral hinausgetragen, um das Land zu segnen. Doch Avalon war bereits heilig. Die Außenwelt brauchte den Segen. Seit Gawen hatte niemand mehr das Schwert geschwungen; sie wußte nicht einmal, wann jemand zum letzten Mal den Teller oder den Speer benutzt hatte. Wofür sparte man sie auf? Als habe der Gral ihre Gedanken gelesen, verstärkte sich das Leuchten aus seiner Richtung.
    Er will es , dachte Viviane erstaunt. Er will in der Welt wirken! Und ich bin bereit ...
    Sie überlegte, ob sie die Voraussetzungen erfüllte, um sich dem Gral zu nähern.

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