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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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breite Schultern und einen muskulösen Körper beschert.
    Rhys fuhr sich mit den Fingern durch die langen wirren Haare und strich über den wilden Bart, der seine Gesichtszüge wirkungsvoll verbarg. Sobald er die Burg in seine Gewalt gebracht hatte, sobald Isolde seine Geisel war, würde er sich rasieren, die, Haare schneiden und die Kostümierung als fahrender Spielmann aufgeben. Dann würde sie Rhys ap Owain erkennen und vor Angst zittern ...
    Tief in seine Gedanken von Rache und Sieg über die verhassten Fitz Hughs versunken, überhörte er ein warnendes Knurren. Im nächsten Augenblick tobte ein erbitterter Kampf zwischen den Hunden - und Cidu war darin verwickelt. Rhys sprang auf, denn die beiden Hunde, mit denen Cidu sich angelegt hatte, waren mindestens dreimal so groß. Er stieß einen dieser
    Hunde mit dem Stiefel zur Seite, hielt den anderen mit in grimmigen Blicken in Schach und nahm sei tollkühnes Hündchen auf den Arm.
    »Dummes Tier!«, knurrte er, während er Cidu unsanft neben sich auf die Bank setzte.
    »Es ist eben genauso dumm wie sein Herr«, kommentierte der alte Tillo. »Einen viel stärkeren Feind in dessen eigenem Zuhause anzugreifen ... «
    »So etwas nennt man ausgleichende Gerechtigkeit«, erklärte Gandy grinsend. »Die Kleinen - körperlich Schwachen - scheinen den Großen und Starken auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Doch wenn sie schlau sind und ihre geistige Überlegenheit ausnutzen, können sie ihre größeren Artgenossen bezwingen.«
    »Trotzdem bist du manchmal heilfroh, dass ich dein großer Artgenosse bin, der dich beschützen kann«, brummte Linus. »Das Essen ist wirklich gut«, fügte er zufrieden hinzu und deutete mit seinem Messer auf den Teller, den er schon zum dritten Mal nachgefüllt hatte.
    Gandy schnaubte. »Sogar ein Hintern ist zu etwas nutze.«
    In der nächsten Sekunde stieß er einen Schrei aus, denn der Riese hatte ihn von der Bank gerissen und so fest an seinen breiten Brustkorb gedrückt, dass er kaum Luft bekam.
    »Du sagst oft gemeine Dinge, Gandy«, lachte Linus, »aber ich weiß genau, dass du mich liebst.«
    »Lass mich sofort los, du Ochse, du hirnloser Koloss!«, kreischte der hilflos zappelnde Zwerg.
    »Sag bitte«, befahl Linus und nahm Gandy noch etwas fester in den Schwitzkasten.
    »Bitte! Bitte!«
    »Also gut.« Der Riese gab dem Zwerg einen schmatzenden Kuss auf die Stirn, bevor er ihn mit einem breiten gutmütigen Lächeln losließ.
    Gandy fiel rücklings auf die Bank, sprang auf den Boden und landete auf einem der großen Hunde, die Cidu immer noch misstrauisch beäugten. Der Hund knurrte und wollte nach einem Bein des Zwerges schnappen, der jedoch genauso bedrohlich knurrte und eine winzige Faust schwenkte. Erstaunlicherweise zog das Tier den Schwanz ein und wich zurück. Rhys hatte das ganze Intermezzo grinsend beobachtet. Er kannte solche Kabbeleien zwischen seinen Gefährten zur Genüge. Der boshafte Zwerg und der geistig beschränkte Riese taten oft so, als könnten sie einander nicht ausstehen, doch in Wirklichkeit würde der eine für den anderen durchs Feuer gehen - und beide würden auch für Tillo und ihn selbst durchs Feuer gehen.
    Vier denkbar verschiedene Männer, die eine verschworene Gemeinschaft bildeten, weil keiner von ihnen den Rückhalt einer Familie hatte. Rhys konnte sich an seine Mutter nicht mehr erinnern, und auch sein Vater war vor zwanzig Jahren ermordet worden. Seine Tante hatte danach noch einige Jahre gelebt, war aber verrückt geworden, und er hatte sich um sie kümmern müssen, obwohl er noch ein kleiner Junge gewesen war.
    Nein, er hatte nie eine richtige Familie gehabt - und schuld daran waren die verdammten Fitz Hughs, die seinen Vater auf dem Gewissen hatten!
    In blindem Zorn schaute Rhys zu dem Tisch hinüber, der auf einem Podest stand und an dem nur die Fitz Hughs, ihre engsten Mitarbeiter und Ehrengäste Platz nehmen durften. Wie stolz Isolde dort saß! Sie hatte nie Hunger, Not und die lähmende Furcht der Einsamkeit kennen gelernt. Sie war behütet aufgewachsen, umgeben von liebenden Eltern, Geschwistern und sonstigen Verwandten. Es würde ihm großen Genuss bereiten, sie von ihrer Familie zu trennen damit sie endlich am eigenen Leibe erfuhr, was Schmerz bedeutete. Diese hochmütige Person hielt sich für eine Prinzessin - und das Königreich hatte ihr Vater den Walisern, Rhys' Volk, geraubt! Bald wirst du nicht mehr so hochmütig und gelangweilt dort oben am Tisch sitzen, Isolde Fitz Hugh!,

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