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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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könnte!«
    »Tollkühne Behauptung, Mylady! Laßt uns doch einmal sehen …«
    »O nein, das werdet ihr nicht tun, ihr beiden!«
    Überrascht blickten sie sich um, als sich eine neue Stimme in ihr Wortgeplänkel mengte. Alaines Stiefschwester Mathilde war unbemerkt aufs Feld gekommen. Sie warf einen Blick auf Alaine und schüttelte den Kopf. Ernsthaft bemüht, eine tadelnde Miene aufzusetzen, strafte sie jedoch der Schalk ihrer samtbraunen Augen Lügen.
    »Jetzt geht es dir an den Kragen, Alaine«, drohte Mathilde mit keck gehobener Braue. »Sir Oliver hat dich vom Wachtturm aus beobachtet und Mutter berichtet, daß du dich hier unten auf dem Turnierfeld befindest. Sie war ohnehin schon erbost, weil du nicht beim Gottesdienst erschienen bist. Sie hat mich hergeschickt, dich zu holen.«
    Alaine zuckte mit den Achseln und grinste hinüber zu Garin. Der hatte aber nur Augen für ihre kleine, vollbusige Stiefschwester mit den kastanienroten Haaren. Züchtig senkte Mathilde die Augen vor Garins glühenden Blicken, aber Alaine kam es eher vor wie ein kokettes Flattern der Wimpern, denn wahrhaft jungfräuliche Sittsamkeit.
    »Garin!« Alaine stieß ihn mit ihrem Ellbogen unsanft in die Rippen.
    »Ha? Oh! Ach ja! Dann werden wir wohl den Wettkampf später austragen müssen.« Nur mit Mühe konnte er den Blick von Mathildes verführerischem Lächeln ihres üppigen Mundes lösen. Er wandte sich wieder an Alaine. »Ich werde die Augenbinde bereithalten«, sagte er feixend.
    »Tut das!«
    Alaine warf einen langen, wehmütigen Blick auf das Turnierfeld, als sie und Mathilde auf die äußere Burgmauer zuschritten. Wieder spürte sie, wie die drohenden Sorgen einen immer enger werdenden Kreis um sie zogen.
     
    Es war eiskalt in der Kammer, die Alaine mit Mathilde und ihren beiden anderen Stiefschwestern, Gunnor und Judith, teilte. Nicht einmal im Sommer gelang es der Sonnenwärme die zwölf Fuß dicke Mauer zu durchdringen. Alaine konnte ihren Atem sehen, als sie sich die Tunika vom Leibe riß und die Wickelriemen löste, die ihre Hosen zusammengebunden hielten. Mißmutig fragte sie sich, weshalb bloß die Küchenmagd, die frühmorgens in allen Gemächern das Feuer anfachte, just dieses übergegangen hatte.
    »Großer Gott im Himmel! Was tut Ihr denn hier ohne Feuer?« Eine kleine, rundliche Frau mit schmutzig-grauen Haaren stapfte ohne zu klopfen durch die Tür. Hadwisa war Alaines Amme und einzige Mutter gewesen, die sie je gehabt hatte, seit die edle Constance von Ducey bei ihrer Geburt gestorben war.
    »Gütiger Himmel!« grummelte die alte Amme und steckte ihren Kopf zur Tür hinaus. »Lizzie, du faules Ding! Bring Brennholz fürs Feuer! Willst du, daß das junge Fräulein in ihrer Kammer zu Tode friert?«
    »Schon gut. Ich bin gleich wieder draußen.« Alaine rollte theatralisch mit den Augen. »Joanna hat mich zu sich gebeten.«
    Alaine schmunzelte, als eine beflissene Küchenmagd vollbeladen mit Brennholz durch die Tür gestolpert kam.
    »Kommt schon, Kleines, laßt Euch damit helfen.« Hadwisa nahm Alaine das Leinenhemd aus der Hand und streifte es vorsichtig über die Goldhaare des Mädchens. Dann ging sie zum Kleiderschrank und wählte ein kostbar besticktes Gewand aus.
    »Doch nicht das da!« lachte Alaine. »Ich habe eine Unterredung mit Joanna und nicht mit der Königin von Frankreich! Das einfache aus brauner Wolle tut’s auch.«
    Hadwisa schnalzte mißbilligend, worauf die Küchenmagd beim Feuermachen innehielt und ängstlich zu ihr hochblickte.
    »Laß nur, Lizzie«, beschwichtigte Alaine das Mädchen. »Es hat keinen Sinn, Holz zu vergeuden, wenn sich hier fast den ganzen Tag niemand aufhält. Vergiß aber ja nicht, heute abend Feuer zu machen.«
    »Sehr wohl, Mylady.« Die Küchenmagd brachte das Kunststück fertig, beim Hinauseilen gleichzeitig ihren Kopf ehrfürchtig vor Alaine zu verneigen und Hadwisa verstohlen einen triumphierenden ›Was-hab-ich-dir-gesagt‹-Blick zuzuwerfen.
    Die alte Frau kochte vor Wut. »Unverschämtes, liederliches Ding! Was ist bloß in die Leute gefahren, seit der arme Sir Geoffrey sein Ende gefunden hat? Die halbe Gefolgsmannschaft macht sich einfach aus dem Staub, Gott weiß wohin, nur weil sie nicht ihre paar Groschen Sold bekommt. Und nun wird auch das Gesindel aufmüpfig. Ich weiß wirklich nicht, was in die …«
    »Du kannst dich ebenfalls zurückziehen, Hadwisa.« Alaine versuchte höflich aber bestimmt zu klingen. Sie zog sich die wollenen Halbstrümpfe unter die losen

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