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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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es schlimmer treffen, als Rorik zu ihrem Beschützer zu haben, so ekelhaft er war.
    Grimmig schüttelte er den Kopf. »Versprechen sind leere Hülsen. Ich traue wenigen Männern und keiner Frau. Ich sagte schon, ich will Ste. Claire in keinen anderen Händen wissen als in den meinen, wenigstens so lange, bis Brix mir gehört. Ländereien und Menschenleben sind mir schon einmal durch Verrat genommen worden. Damals war ich noch ein grüner Junge. Nun bin ich ein Mann und was ich mein nenne, bleibt auch mein. Ste. Claire gehört mir. Und Ihr auch.«
    Soweit also der Versuch, dem Ungeheuer mit Vernunft beizukommen. Sie ballte ihre kleinen Fäuste und trommelte sie gegen seine steinharte Brust. »Ihr, Sir, seid ein Esel!« keuchte sie aufgebracht.
    Er packte ihre beiden Handgelenke in einem schraubstockartigen Griff, ehe sie sich ihm entwinden konnte. Indem er sie eine Armlänge von sich hielt, durchbohrte sie sein Blick. »Hört mir gut zu, kleine, hitzköpfige Maid!« warnte er sie. »Ich hege keinen besonderen Groll gegen Euch. Euer Mut und Eure Unerschrockenheit haben sogar meine Anerkennung gefunden. Ich ehre Euch mehr als alle anderen Frauen. Wenn Ihr Euch als gutes Eheweib erweist und ein anständiges Benehmen zeigt, erhaltet Ihr von mir die gebührende Hochachtung. Könnt Ihr aber Eure Zunge nicht im Zaum halten und verhaltet Ihr Euch wie eine widerspenstige Hündin, dann gehe ich mit Euch um, wie jeder Mann mit seinem aufsässigen Weib.«
    Alaine verzog das Gesicht und wand sich, um sich zu befreien. Er aber hielt sie eisern fest und schüttelte sie leicht.
    »Halt! Und hört mir genau zu, meine trotzige, kleine Rebellin.« Seine Stimme senkte sich drohend. »Aufsässigkeit und hitzige Worte kann ich verkraften, wie jeder andere Mann. Aber wehe, Ihr seid heimtückisch! Hintergeht Ihr mich je in Wort oder Tat, dann sorge ich dafür, daß Ihr Euch wünscht, Ihr wäret nie geboren. Habt Ihr mich verstanden?«
    »Ich habe verstanden«, gab Alaine hastig nach. Der glühende Haß in jenen glitzernden eisgrünen Augen übermannte sie – nicht Haß auf sie, aber auf jemanden oder etwas, daß er an ihrer Stelle erblickte. Sie fragte sich, welche Frau ihn denn in der Vergangenheit so hintergangen haben mochte, daß so viel gallige Bitterkeit seine Seele zerfraß.
    »Ihr könnt mir nicht entkommen, meine Dame, also versucht es erst gar nicht. Ich bin stärker als Ihr und unvergleichlich härter. Laßt mich dies nicht unter Beweis stellen.«
    Er ließ sie los und warf ihr einen letzten grimmigen Blick zu. Dann drehte er sich auf den Fersen um und verließ wortlos das Gemach. Einen Augenblick lang sah sie ihm bestürzt nach und schüttelte ärgerlich den Kopf. Welch Ironie, dachte sie, daß sie, die sich geweigert hatte, eine Frau zu werden, schließlich ausgerechnet an einen Mann verheiratet wurde, der für das schöne Geschlecht anscheinend nur Verachtung empfand.
     
    »Mein Osbern war kein Mann, der viel Zeit mit seinen ehelichen Pflichten vergeudete«, vertraute Gunnor Alaine eines Nachmittags an, als sie beide über ihre Stickerei gebeugt an der Feuerstelle der Kemenate saßen. Joanna war nicht zugegen, und die anderen Frauen im Zimmer waren nicht in Hörweite ihres leise geführten Gesprächs.
    »Bei ihm war es Drauflegen und wieder Rausholen. Dann war das Unangenehme vorbei, Gott sei Dank! Aber Osbern war natürlich alt. Ich nehme an, daß ein kräftiger Mann wie Rorik gern sein Vergnügen etwas weiter hinausziehen will.« Sie lächelte lüstern. »Sehr viel länger … Aber ich bin sicher, du lernst es zu ertragen.«
    Alaine hob ungläubig die Brauen. »So schlimm kann es nicht sein, Gunnor. Warum schmachtest du dann Rorik von dem Augenblick an, seit er Ste. Claire betreten hat?«
    »Ich schmachte keineswegs!« plusterte sich Gunnor empört auf. »Ich mache kein Geheimnis aus meinem Wunsch, daß ich mich wiederverheiraten will. Die Ehe ist der einzige Weg für eine Frau, auf dieser Welt sicher zu sein – sich einem Mann oder sich der Kirche zu versprechen.« Sie gab einen kleinen leidenden Seufzer von sich. »Die Sicherheit ist es wohl wert, einen Dummkopf hie und da zwischen deine Schenkel zu lassen. Ich wollte nur nicht, daß du unvorbereitet wie ich in dein Ehebett steigst.«
    Alaine konnte nur schwer ein Kichern unterdrücken. »Nett von dir, daß du so um meinen Seelenfrieden besorgt bist.«
    Gunnor warf ihr einen boshaften Blick zu. »Du magst jetzt lachen, aber sehen wir mal, wie lange du noch lachst, wenn

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