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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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du jede Nacht einen Mann in deinem Bett haben wirst. Ich dachte, Osbern brächte mich um, als er das gräßliche Ding in mich hineinsteckte. Es fühlte sich wie ein Messer an, das in meinen Innereien wühlte. Und er war eher ein kleiner Mann. Ich könnte mir vorstellen, daß das, was Rorik zwischen seinen Schenkeln baumeln hat, dich entzweireißen wird.«
    Alaine schluckte beklommen. Trotzdem bot sie ihrer Stiefschwester tapfer die Stirn. »Du willst mir nur Angst einjagen, Gunnor. Wie kann etwas Natürliches Schmerzen bereiten? Schreit die Stute, wenn der Hengst sie bespringt? Nein. Ich habe Hirschkuh und Hirsch im Wald beim Liebesspiel beobachtet. Sie haben keinerlei Anzeichen von Pein gezeigt. Ich glaube, du versuchst mir einen Floh ins Ohr zu setzen.«
    Gunnor lächelte geziert. »Frauen sind keine Stuten oder Hirschkühe. Gott hat verkündigt, daß alle Frauen für die Sünden Evas leiden müssen. So sind wir verurteilt, die Qualen auf uns nehmen, die die männliche Brunst uns bereitet. Glaube, was du willst, Schwester. Wenn der rüstige Rorik dich in deiner Hochzeitsnacht besteigt, wirst du die Wahrheit meiner Worte erkennen. Du wirst mir danken, daß ich dich darauf vorbereitet habe.«
    Als der große Tag beängstigend näher kam, wurde Alaine von einer wachsenden Schar von Dämonen geplagt. Sie versuchte das nagende Unbehagen zu vertreiben, indem sie sich in die Arbeit stürzte. Vergeblich. Die Hochzeitsvorbereitungen näherten sich dem Ende. Ihre Ausstattung war fertig, es fehlten nur noch die letzten Handgriffe an ihrem Hochzeitskleid. Dabei wollte die Braut behilflich sein und wurde prompt von Mathilde mit der Bemerkung verjagt, ihre Hände seien in letzter Zeit viel zu zittrig für die Stickereiarbeit. Alles war geputzt und blankgescheuert. Die lange unbewohnt gebliebenen Gemächer unterhalb des großen Saales waren für die vornehmeren Gäste bereitgestellt. Man hatte Einladungen an jeden Lord und jeden Baron im Umkreis von einem Zwei-Tage-Ritt verschickt. Selbst William würde anwesend sein, wenn die Ehefalle für seinen Vasall zuschnappte.

11
    »Aufstehen! Aufstehen!« zwitscherte Mathilde. »Aus den Federn! Heute ist dein Hochzeitstag!«
    Geflissentlich überhörte Alaine ihre Stiefschwester. Joanna hatte ihr erlaubt, die letzte Nacht ihrer Jungfernschaft allein und ungestört zu bleiben. So hatte sie die Betten für sich und ihre Töchter in einem Gemach ein Geschoß tiefer aufgestellt. Mathildes Stimme riß sie nur halb aus ihrer Schlaftrunkenheit heraus. Bruchstücke quälender Träume wichen nicht aus ihren Gedanken und steigerten ihre Unlust, das Bett zu verlassen und sich den gefürchteten Tatsachen dieses Tages tatsächlich zu stellen.
    »Geh weg!« brummelte sie, als ihre Stiefschwester die schweren Bettvorhänge zurückzog. Trotzig drückte sie das Gesicht ins Kissen.
    Mathilde ging erst gar nicht darauf ein. »Steh auf und mach dich fertig für den großen Tag, Faulpelz! Dein Badewasser wird gerade bereitet, und Hadwisa ist mit warmem Brot, Honig und gewürztem Wein unterwegs. Du mußt aufstehen, dich baden und ankleiden«, ermahnte sie Mathilde. »Willst du einen so schmucken Bräutigam vor dem Kirchenportal warten lassen?«
    »Ja!« erklärte Alaine. »Ich hätte gute Lust, ihn vor den Toren der Hölle abzustellen!«
    Mathilde lächelte nachsichtig. Alaine seufzte. Es machte einfach keinen Spaß, jemanden zu reizen, der sich auf keinen Streit einließ. Vorsichtig streckte sie einen Zeh aus den dicken Fellen hervor.
    »Draußen ist es kalt.«
    »Nicht mehr lange«, versicherte ihr Mathilde mit unerschütterlicher Fröhlichkeit. »Gwyne ist schon lange auf, das Feuer zu machen, da hast du noch fest geschlafen. Siehst du die lodernden Flammen dort im Kamin? Bald werden sie die Kälte aus der Kammer vertreiben.«
    Eine entschlossene Mathilde übersah geflissentlich Alaines verzogenes Gesicht und trat auf die schweren Fensterläden zu, die das Sonnenlicht aussperrten. Im Gegensatz zu Alaines Stimmung war der Morgen strahlend hell. Mit betontem Widerwillen schälte sie sich ganz aus ihrem Fellkokon heraus.
    Das Bad war beendet. Sie wurde in einen weichen linnenen Umhang gehüllt, während Hadwisa ihre Haare vor dem Feuer bürstete. Ein tadelnder Blick der guten Frau traf sie, als sie sich weigerte, einen Bissen Brot, Honig und getrocknete Früchte zu sich zu nehmen, die ihre alte Amme aus der Küche, gebracht hatte.
    »Hochzeitsfieber!« klagte die Alte und strich mit der Bürste mit

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