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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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übertriebener Kraft durchs Haar. »Ihr tätet Euch einen Gefallen, ein paar Bissen zu nehmen. Oder trinkt wenigstens ein paar Schlucke von dem gewürzten Wein, um Euren Magen zu beruhigen.«
    Alaine schüttelte eigensinnig den Kopf. Judith, die aufs Bett geklettert war, um den Vorbereitungen zuzusehen, machte ein besorgtes Gesicht.
    »Was ist das Hochzeitsfieber, Haddie?« piepste sie.
    Die Amme lachte. »Das ist der aufgeregte Magen, den dumme, kleinen Jungfrauen vor ihrer Hochzeit bekommen. Wie ein unruhiges Fohlen, daß noch nicht zugeritten ist.«
    »Warum?« fragte Judith unschuldig.
    »Weil es ein Unterschied ist, eine Frau oder eine Jungfrau zu sein. Und wohlbehütete Jungfrauen fürchten sich viel zu sehr vor den Dingen, die sie nicht ändern können.«
    »Bist du aufgeregt, Alaine?« Judith feixte lausbübisch.
    »Nein! Bin ich nicht!« fuhr Alaine sie an und bereute sofort ihren scharfen Ton. »Es tut mir leid, Jude«, entschuldigte sie sich. »Ich bin wahrscheinlich doch ein wenig aufgeregt. Ich habe letzte Nacht nicht gut geschlafen.«
    Hadwisa schnaufte. »Nun, ich denke, Ihr werdet auch diese Nacht nicht gut schlafen, wenn ich Sir Rorik richtig einschätze.«
    »Haddie!« empörte sich Mathilde. »Arme Alaine. Du bist nicht gerade eine große Hilfe!«
    »Tz!« schnalzte Hadwisa mit der Zunge. »Es ist schon nicht so schlimm, mein Lämmchen. Ehe es Morgen wird, werdet Ihr wie ein Kätzchen schnurren und Euch fragen, warum Ihr – dieser Heirat entgehen wolltet. Ich begreife nicht, warum der Gedanke an einen Mann, der doch nur das Allernatürlichste auf der Welt tut, junge Maiden so bleich und zittrig macht. Als ich ein junges Mädchen war, war man dankbar, einen Mann zu bekommen. Sir Rorik ist ein guter Mann. Er wird Euch gut behandeln, wie eben ein Mann mit einer Frau umgehen sollte.«
    »Ich finde, Sir Rorik ist wunderschön!« fügte Judith verträumt hinzu. »Wenn ich groß bin, werde ich einen Ritter heiraten genau wie ihn – stark, herrlich und sehr tapfer! Und er wird mich zu einer großen Dame machen, so wie du es sein wirst, Alaine. Und er wird schwarzes lockiges Haar und grüne Augen haben wie Sir Rorik.«
    Alaine schnaufte indigniert. Judith ging mit ihrer dummen Heldenverehrung entschieden zu weit.
    Die Morgenstunden vergingen wie im Hug. Alaine wurde umhegt und gepflegt, eingeölt und gekämmt. Man bat sie erneut, doch etwas zu sich zu nehmen. Das himmelblaue Untergewand und das etwas hellere Obergewand, an dem Mathilde gearbeitet hatte, hob ihr goldenes Haar, die blauen Augen und ihre zarte, elfenbeinfarbene Haut aufs Beste hervor. Ihr Haar fiel offen herab und floß in herrlichen Kaskaden über ihren Rücken und ihre Schultern, einzig bedeckt mit einem durchsichtigen, blaßblauen Schleier. Sie begutachtete sich im polierten Silberspiegel und mußte sich eingestehen, sie war jeder Zoll ein lieblicher Anblick. Hadwisa und Mathilde waren über sich selbst hinausgewachsen. Sie hatte sich immer für ganz gewöhnlich gehalten. Und jetzt war es beiden irgendwie gelungen, das häßliche Entlein in einen Schwan zu verwandeln.
    Joanna trat mit einem strahlenden Lächeln in Alaines Gemach, um die Braut zu begutachten und ihren Segen zu geben.
    »Du siehst reizend aus, Liebes. Sir Rorik wird erfreut sein.«
    Alaine runzelte die Stirn bei der Erinnerung, wen es zu beeindrucken galt. »Ja. Und überrascht.« Daß er sie vor zwei Tagen ein dünnes, knabenhaftes Mädchen genannt hatte, kränkte sie noch immer.
    Joanna hob die Brauen bei dem rebellischen Unterton in der Stimme ihrer Stieftochter. Sie erfaßte Alaines Hand und tätschelte sie. »Erinnere dich, weshalb du dies tust, Alaine. Und denk daran, du bist kein Kind mehr.«
    »Ich denke daran«, bestätigte ihr Alaine mit gepreßter Stimme. »Ich werde Drache eine gute Frau sein. Er wird keinen Anlaß haben, zu fauchen.« Zumindest keinen großen, fügte sie still hinzu.
    Der Hochzeitszug prangte in Glanz und Herrlichkeit. Wenigstens in den Augen aller, außer der Alaines. Die Braut, wie betäubt, ließ sich von einem Diener zum anderen geleiten, um hier zu sitzen, dort zu stehen. Sie wurde auf ein schimmernd gestriegeltes, weißes Maultier gehoben, das mit goldenem Zaumzeug und einem scharlachroten, mit Gold durchwirktem Überwurf geschmückt war. Seit Generationen schon wurde derselbe Überwurf bei Hochzeiten von den Frauen auf Ste. Claire verwendet. Nach der Zeremonie verstaute man ihn wieder säuberlich gefaltet in das chambre de

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