Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
Vom Netzwerk:
hören bekommen. Zum Beispiel, wie oft habe ich eine Feuerbestattung
miterlebt und der Legende von Asrafel gelauscht? Man bringt uns bei, dass das Leben die Flamme ist.«
    »So steht es geschrieben«, sagte Metron.
    Blasphet schüttelte den Kopf. »Meine Experimente sagen mir etwas anderes. Wenn das Leben die Flamme ist, wieso sterben meine Testpersonen dann, wenn ich sie brennen lasse? Sollten sie nicht vielmehr erblühen? In der Legende von Asrafel werden wir gebeten zu glauben, dass das Einatmen von Rauch uns mit unseren Ahnen verbindet. Ich habe es ausprobiert. Ich habe meine Testpersonen in luftdichte Räume gesteckt und die Räume mit Rauch gefüllt. Sie husten. Sie sterben. Es scheint überhaupt keine spirituelle Verbindung zu geben.«
    »Nur weil unser sterblicher Verstand unfähig ist, das Paradoxon der Flamme zu begreifen, gibt es keinen Grund, die heilige Wahrheit in Frage zu stellen«, erwiderte Metron.
    »›Heilig‹ ist ein Wort, mit dem eine Menge Unsinn verborgen wird«, sagte Blasphet. »Wenn wir die Beweise unserer Sinne nicht beachten, wird uns das nicht in den Wahnsinn führen?«
    »Vielleicht sind unsere Sinne begrenzt, da sie an das Fleisch gebunden sind«, sagte Metron. »Und Ihr seid bereits wahnsinnig.«
    »Nein. Nicht wahnsinnig. Ich vertraue lediglich den Sinnen, die ich besitze. Meine Augen sagen mir, dass die Flamme dem Leben nicht förderlich ist, trotz Eurer ›heiligen‹ Lehren.« Blasphet erhob sich zur gewöhnlicheren Haltung der Sonnendrachen. Seine Schultern berührten die Steindecke der Kammer. »Im Gegensatz zu meinen Kameraden
besitze ich die intellektuelle Ehrlichkeit, eine Idee einfach zu verwerfen, die nur die Zuordnung ›heilig‹ hat. Ich habe seit vielen Jahrzehnten über das Geheimnis des Lebens nachgedacht. Ich dachte, vielleicht ist es nicht die Flamme, sondern die Hitze, die uns die Lebenskraft gibt. Ich habe viele Drachen aufgeschlitzt. Das Herz eines Drachen ist zweifellos heiß – viel heißer als die Luft um ihn herum. Vielleicht ist die Hitze der Schlüssel. Aber wenn ich meine Testpersonen in einen Stahlkasten setze und ihn bis zu einem kirschroten Glühen erhitze, verlöschen auch sie. Abgesehen von einem kurzen Ausbruch an Aktivität zu Beginn, hat Hitze überhaupt keine belebende Wirkung.«
    Metron rieb sich über das Kinn. Vielleicht entspannte ihn der Wein. Er wusste, dass Blasphet beunruhigende Verbrechen gestand, aber er fand die Bemerkungen äußerst faszinierend. Er stellte sich Hitze häufig als belebend vor. Am Morgen neben der Feuerstelle zu stehen wirkte Wunder bei seinen alten Knochen. Blasphet musste etwas Offensichtliches in seinen Experimenten übersehen haben.
    »Das Leben erfordert auch Luft«, sagte Metron und schritt geradewegs auf das fehlende Element zu. »Vielleicht vertreibt die Hitze die Luft und löscht das Leben aus.«
    »Luft könnte ein Schlüssel sein«, räumte Blasphet ein. »Meine Testpersonen sterben, wenn sie nicht da ist. Aber Fische sind zweifellos am Leben und leben ohne Luft. Dies verrät, dass Wasser ebenfalls der Schlüssel sein könnte – offensichtlich verlöschen wir, wenn wir zu lange keines haben. Aber wenn ich meine Testpersonen unter Wasser bringe, leben sie nicht mehr lang.«
    »Dann muss es die Mischung sein«, sagte Metron. »Leben
besteht nicht nur aus einem einzigen dieser Elemente. Es ist eine Mischung aus Feuer, Hitze, Luft und Wasser. All diese Dinge verbinden sich, um unsere wesentliche Materie zu beleben.«
    »Wenn das stimmt, glaube ich, dass es eine vollkommene Mischung der Elemente geben muss. Ein Verhältnis von Flamme und Wasser, das unauslöschbares Leben gebiert. « Blasphet wirkte aufgeregt darüber, dass er das Thema mit jemandem besprach, der seiner Argumentation folgen konnte. Er brachte seinen Kopf in einer schlangenähnlichen Bewegung näher zu Metron, so dass die gelben Zähne dicht bei dem Ohr des Biologen waren. Mit sanfter und doch vor Erwartung zitternder Stimme fragte er: »Sagt mir, Metron, glaubt Ihr an Unsterblichkeit?«
    »Meine wahre Meinung?«, fragte Metron und brachte den Mut auf, dem Mördergott in die blutunterlaufenen Augen zu sehen. »Nein. Es ist eine nutzlose Fantasie.«
    »Ich glaube daran«, sagte Blasphet. »Als ich im Wettkampf gegen meinen Bruder verloren hatte, bin ich kastriert worden. Der normale Pfad, die eigene Blutlinie weiterzuführen, besteht in schlichter Fortpflanzung. Da mir dieser Weg verschlossen war, habe ich über Alternativen nachgedacht. Es war

Weitere Kostenlose Bücher