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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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das gefiederte Fossil einer seit langem vom Antlitz der Erde verschwundenen Kreatur ruhte. Halb Vogel, halb Echse, wirkte das geflügelte Tier vor aller Augen wie der kleinere, primitivere Ahn des geflügelten Drachen. Eine Kupferplatte unter dem Kasten trug das Wort »Archaeopteryx«. Repliken von diesem Stein hingen überall im Königreich in den Hallen der Sonnendrachen und in den Türmen der Biologen, als Beweis der langen und rechtmäßigen Herrschaft der Drachen über die Erde.
    Metron wusste, es war kein Drache gewesen, der dieses Fossil ausgegraben und die Buchstaben in die Kupferplatte gemeißelt hatte.
    »Wächter der Geheimnisse«, sagte Metron. Seine Worte klangen undeutlich. »Pah. Wohl eher Wächter der Lügen.«
    Ohne jede Ehrfurcht für das Artefakt vor ihm lehnte Metron sich mit der Schulter gegen den Kasten und benutzte sein ganzes Gewicht, um ihn zur Seite zu schieben. Er hielt inne, trank noch einen Schluck aus der Flasche und musterte die Eisentür, die hinter dem Kasten zum Vorschein kam, und ihre rostbefleckten Angeln.
    Hinter der Tür befand sich die verbotene Sammlung, die nur der Hohebiologe persönlich sehen durfte. Metron wünschte, er hätte die schrecklichen Wahrheiten nie gelesen, die sich in den Büchern hinter dieser Sperre befanden. Er hängte seine Laterne an den Holzpflock bei der Tür und steckte den angelaufenen Schlüssel ins Schloss. Mit einer
Anstrengung, die sein gealtertes Handgelenk zum Schmerzen brachte, drehte er den Schlüssel herum, bis das Schloss aufsprang. Nadeln bohrten sich in sein Herz, als er sich mit aller Kraft und seinem ganzen Gewicht gegen die Tür stemmte, die schließlich, mit einem Zittern, aufging.
    Licht sickerte aus der zunehmenden Lücke. Metron runzelte die Stirn, unfähig zu verstehen, was die Helligkeit im Innern des Raumes verursacht haben könnte. Er warf einen Blick hinein. Die Weinflasche glitt ihm aus der Klaue und fiel krachend auf den Steinboden.
    Blasphet, der Mördergott, wartete auf ihn, saß auf allen vieren vor einem gewaltigen Holztisch, der übersät war mit Dutzenden von Büchern und brennenden Kerzen. Die Kammer, die auf Metron immer so offen gewirkt hatte, schien jetzt, da sich ein Sonnendrache darin befand, plötzlich vollgestopft zu sein, selbst wenn es einer war, der so dünn und verschrumpelt war wie Blasphet. Der rückwärtige Teil der Wand war weg; die Steinmauer war beseitigt worden, und zum Vorschein kam jetzt eine Kerkerkammer.
    Metron schluckte. Seine Kehle fühlte sich plötzlich sehr trocken an. Er wünschte, er hätte noch etwas Wein. »Wie habt Ihr …«
    »In all den Jahren im Kerker bin ich sehr empfindsam geworden, was Geräusche betrifft«, sagte Blasphet. »Ich wusste, dass es andere Kammern hier auf dem Grundgestein der Burg gibt. Ich habe es genossen, darüber nachzudenken, was ich herausfinden würde, wenn ich Zugang zu einer Armee von Erddrachen mit Schmiedehämmern hätte.«
    »Ich verstehe«, sagte Metron. »So viel Mühe, nur um eine Kammer voller Lügen zu finden.«

    »Lügen?«, fragte Blasphet und hielt einen kleinen, ledergebundenen Band mit dem Titel Der Ursprung der Arten hoch. »Das meiste, was ich gelesen habe, passt zu unseren eigenen Lehren … obwohl da ein bedeutender Unterschied besteht. Dennoch, wenn es auch eine interessante Entdeckung ist, es ist nicht das, wonach ich gesucht habe. Ich bin enttäuscht. Ich war sicher, dass diese versiegelte Kammer etwas verbergen würde, was man unbedingt wissen sollte.«
    »Es gibt hier drin nichts, was man wissen sollte«, erwiderte Metron. »Deshalb werden diese Bücher nicht bei den anderen aufbewahrt. Ihr werdet hier nur Erdichtetes und Ketzerisches finden.«
    »Ich mag Ketzerisches«, sagte Blasphet.
    »Zweifellos«, sagte Metron. »Dennoch muss ich Euch bitten zu gehen. Niemandem ist der Zutritt zu diesem Raum gestattet außer mir selbst. So lautet das Gesetz.«
    »Oje, noch ein Gesetz gebrochen«, sagte Blasphet mit strahlenden Augen.
    »Die Bücher hier können für Euch nicht von Wert sein«, erklärte Metron. »Die Hälfte ist in verschollenen Sprachen geschrieben. Ihr verschwendet Eure Zeit.«
    »Ich lerne rasch«, sagte Blasphet. »Ich bin außerdem der beste Richter über das, was mich interessiert.«
    »Das Einzige, was Euch interessiert, ist der Tod«, entgegnete Metron.
    »Oh, da irrt Ihr Euch, Metron.« Blasphet legte das Buch zurück auf den Tisch. »Es ist das Leben, das mich fasziniert. Das Leben und die Lügen, die wir darüber zu

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