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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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deutlich sehen. Obwohl er aus einer Entfernung von etwa fünfeinhalb Fuß darauf blickte, war es, als wären sie nur wenige Zoll von seinem Gesicht entfernt.
    Hinter den Mauern bewegte sich der Schemen eines großen, schlanken Mannes. Der Schemen kam näher, die Wand schimmerte, und die Gestalt trat hindurch.
    Er schnappte nach Luft, als sich herausstellte, dass es sich bei der Gestalt nicht um einen Mann, sondern eine Frau handelte, und zwar um den glühenden Teufel, den er vor seinem Tod gesehen hatte. Jetzt, da er sie nicht durch die Rauchwolke hindurch sah, wirkte sie gar nicht mehr so furchterregend. Noch immer jedoch sah sie nicht ganz menschlich aus. Sie hatte ein hübsches Gesicht, war in jeder Weise wunderschön, und ihre Haut war leuchtend grün wie Jade. Ihre Haare waren etwas dunkler, ähnlich wie Moos. Sie trug ein goldfarbenes Kleid, das lose über den Rundungen ihres Körpers hing. Sie lächelte mit perlweißen Zähnen. Ihre Lippen waren von noch dunklerem Grün als ihre Haare, beinahe schwarz.
    »Du wirst in wenigen Stunden Nägel haben. Und auch Haare«, sagte sie. »Bis dahin wird es wahnsinnig jucken.«
    »Wo …?«
    »Wir sind immer noch in Atlanta«, sagte die Frau. »Mein Name ist Cynthia. Ich habe früher hier gelebt, vor langer Zeit. Ich weiß, dass ich seltsam aussehe, aber ich bin ein Mensch wie du. Wie heißt du? Woher kommst du?«
    »Christtal«, antwortete er. »Mein Name ist Bant Bitterholz. «

    »Hmm«, sagte sie und setzte sich auf die Bettkante. »Interessant. Christtal. Ich bin immer wieder überrascht, wie das Christentum es geschafft hat, so viele Jahrhunderte zu überleben. Als ich früher richtig hier gelebt habe, war dieses gesamte Gebiet als ›Bibelgürtel‹ bekannt. Es erscheint mir nur sinnvoll, dass die Religion der alten Zeit in dem Gebiet überdauert hat, das einmal Georgia gewesen ist.«
    Bitterholz starrte die Frau an, betrachtete ihr makelloses Antlitz. Trotz ihrer seltsamen Hautfarbe war sie die attraktivste Frau, die er jemals gesehen hatte. Ihr Gesicht erinnerte ihn an das einer Göttinnen-Statue, die vor langer Zeit in seinem Heimatdorf gestanden hatte. Sie roch nach Geißblatt und Minze. »Bist du die Göttin? Ist dies der Himmel? Hat Hezekiah sich geirrt, was meine Verdammung betrifft? War auch das nur eine weitere Lüge?«
    »Nein«, erwiderte Cynthia. »Ich meine, nein, du bist nicht verdammt, aber dies ist auch nicht der Himmel. Ich habe keine Ahnung, wer Hezekiah ist oder was er dir erzählt hat. Aber ich bin nur ein Mensch wie du.« Sie schwieg einen Moment und starrte auf ihre Hände mit den dunkelgrünen Nägeln. »Oh«, sagte sie. »Du bist vielleicht verunsichert, was meine Hautfarbe betrifft; es ist Mode dort, wo ich herkomme. Du bist immer noch auf der Erde.«
    »Aber, der Drache …« Bitterholz blickte auf seine Hände. Die Haut juckte immer noch.
    »Ist tot. Ich habe alle Arten von Gesetzen gebrochen«, sagte Cynthia und strich sich die langen Haare aus dem Gesicht. »Ich bin hier als Mitglied einer ökologischen Beobachtungsgruppe. Meine Aufgabe besteht darin, ein paar Drachen zu ergreifen und für weitere Untersuchungen
nach Atlantis mitzunehmen. Aber als ich gesehen habe, wie dieser Drache mit dir umgegangen ist, ist mir der Geduldsfaden gerissen. Ich darf eigentlich nicht eingreifen, aber ich habe mich irgendwie schuldig gefühlt. Ich wusste, dass ich dich retten muss.«
    »Schuldig?«, fragte Bitterholz.
    »Vor etwa tausend Jahren war ich eine von denen, die beschlossen haben, die Drachen sich selbst zu überlassen. Sie waren ökologische Alpträume, ja, der Inbegriff von allem, was mit genetischer Abwandlung nur schiefgehen kann. Wie auch immer, ich habe dafür gestimmt, dass es unethisch wäre, sie alle auszulöschen, nachdem sie in die weitere Umgebung entkommen waren. Es waren schließlich fühlende Wesen. Ich hatte keine Ahnung, wohin das die Welt tausend Jahre später bringen würde.«
    Bitterholz schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, was du sagst.«
    »Nein. Ich bin ziemlich sicher, dass du das nicht tust«, erwiderte Cynthia und lächelte. »Du hast nicht den richtigen sozialen Kontext, um zu verstehen, was wir vor tausend Jahren getan haben. Es ist einfach so, dass die Menschheit, nachdem sie den genetischen Code entschlüsselt hatte, ein Jahrhundert durchlebte, in dem sie alle möglichen witzigen Dinge erschuf. Einige waren in Ordnung: dürreresistentes Korn, krebsfressende Bakterien, allergiefreie Katzen. Einige waren

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