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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Das Leder war jetzt weich wie Baumwolle und passte sich an wie eine zweite Haut, als er sie anzog.
    Er streckte die Hand aus und berührte die Wand, durch die Cynthia verschwunden war. Es fühlte sich an wie ein Vorhang aus herabstürzendem Wasser, obwohl seine Finger trocken waren, als er sie zurückzog. Er bemerkte blasse Halbmonde am Ende seiner Finger. Seine Nägel wuchsen.
    Er hielt den Atem an und ging nach draußen. Heiße, feuchte Luft durchnässte seine Kleidung sofort. Er streckte seinen rosafarbenen Arm in die grelle Sommersonne. Er befand sich in einem Hain aus duftendem dunkelgrünem Kudzu, in dem es von summenden gelben Bienen nur so wimmelte und in dem leuchtende schwarze Schmetterlinge
herumflatterten. Drei Kisten standen vor ihm, mit drei Drachen darin: einem Sonnendrachen, einem Himmelsdrachen und einem Erddrachen. Zwei der Drachen lagen so reglos in ihren Käfigen, als wären sie tot. Nur der Himmelsdrache war wach. Er drückte gegen die schlanken Silberstangen des Käfigs, als er Bitterholz sah.
    »Hilf mir«, bat der Drache und streckte einen blauen Flügel zwischen die Gitterstäbe.
    Bitterholz musterte das Gesicht der Kreatur. Dieser Drache wirkte jünger als die Himmelsdrachen, gegen die er in den letzten Wochen gekämpft hatte. Seine Schuppen trugen die schwachen weißen Punkte der späten Pubertät. Sein Akzent klang in Bants Ohren ungewöhnlich. Vielleicht lag das nur daran, dass er noch nie zuvor einen Drachen hatte um Hilfe bitten hören.
    Die goldenen Augen des Drachen waren voller Entsetzen. »Mach den Käfig auf«, flehte die Bestie, »bevor sie zurückkommt. «
    »Ich bin nicht in der Stimmung, um Drachen zu helfen«, sagte Bitterholz und entfernte sich von der Kiste. Jetzt sah er Cynthia am äußeren Rand des Kudzu-Hains stehen. Sie hatte seinen in Ordnung gebrachten Bogen und die Pfeile in den Händen und reichte ihm beides, als er näher kam.
    »Ich kann nicht glauben, dass das hier kein Traum ist«, sagte er und nahm die Waffen in seine neuen Finger.
    »Vielleicht ist es einer«, sagte Cynthia und kehrte zurück zum Kudzu-Hain. »Oder vielleicht solltest du wenigstens so leben, als wäre es einer. Du hast ein neues Leben bekommen. Was wirst du damit tun?«
    »Drachen töten«, antwortete er.

    Sie kicherte. »Nun, es ist wichtig, ein Ziel im Leben zu haben. Vielleicht kannst du dafür sorgen, dass all unsere Studien und unsere Diskussionen, die wir in Atlantis führen, überflüssig sind. Geh da raus und beseitige alle Drachen im Alleingang.«
    »Ich werde dich nicht im Stich lassen«, sagte Bitterholz, schob einen Schleier Kudzu beiseite und verließ den Hain. »Ich habe nur noch eine einzige Frage.«
    Cynthia antwortete nicht.
    Bitterholz trat durch den Smaragdschleier zurück. Die Kisten waren weg. Er rief ihren Namen. Alles, was er zur Antwort bekam, war die Brise, die durch die Blätter raschelte.
    Bitterholz suchte im Schatten einer von Reben überzogenen Mauer Schutz vor der Sonne. Er saß da, bis die Nacht anbrach, starrte auf seine Hände und sah zu, wie seine Nägel wuchsen. Er dachte daran, was Cynthia ihm gesagt hatte, versuchte die Worte in etwas einzupassen, das Sinn ergab.
    Es lief alles auf eines hinaus: Die Menschen hatten die Drachen erschaffen. Die Drachen hatten keinen rechtmäßigen Anspruch auf die Welt. Während die Sonne herabsank, schloss Bitterholz seine starken, jungen Hände zu Fäusten, grub die Nägel in seine Handflächen, so dass er sicher sein konnte, dass der Schmerz ihn irgendwann aufwecken würde.
    Er wachte nicht auf. Bitterholz öffnete die Hände, nahm seinen Bogen und die Pfeile. Er richtete seine Augen auf eine einzelne pupurrote Kudzu-Blüte am anderen Ende des Hains, dreißig Schritte von ihm entfernt. Er schoss einen
Pfeil darauf ab und durchtrennte den Stängel. Die Blume fiel herunter, verschwand in der Decke aus dunklen Blättern.
    Zum ersten Mal seit undenkbar langer Zeit lächelte Bitterholz.

Kapitel Einundzwanzig
Homunkulus
    V endevorex trat von dem jetzt lahmgelegten Körper des Propheten weg. Die drei Glühdrähte schlängelten sich weiterhin auf den silbrigen Befehlshomunkulus zu, den er hielt. Er streckte seine freie Klaue aus und verband die Spitzen der drei Drähte miteinander, so dass sie stillgelegt wurden. Der Mensch, dem er gerade das Leben gerettet hatte, stand mit offenem Mund vor ihm und starrte ihn an.
    »Das ist ein sehr gefährliches Spielzeug«, sagte Vendevorex. »Hast du es aus Atlantis mitgebracht? Arbeitest du

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