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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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nächsten tausend Jahre.«
    »Atlantis?«
    Sie machte eine Handbewegung zur Wand hin, die daraufhin verblasste, so dass eine große goldene Stadt dahinter zum Vorschein kam. Engel huschten durch die Luft, schossen zwischen schlanken Türmen hindurch, die höher waren als die höchsten Berge. Die Musik veränderte sich: Die leichten, ätherischen Töne gingen in einen dramatischeren, metalleneren Rhythmus über.
    »Dies ist ein Bild davon, wie wir jetzt leben«, erklärte sie.
»Es ist der Ort, den wir aufgesucht haben, als wir unsterblich wurden.«
    »Dann ist das hier doch der Himmel«, sagte Bitterholz.
    »Ich verstehe, wieso du das meinst. Atlantis ist die Stadt, in die wir uns zurückgezogen haben, nachdem wir beschlossen hatten, dass das Herumspielen mit der Welt mehr Schaden als Nutzen bringt. Wir hatten mit unserer Technologie so viel Macht erreicht, dass wir den Planeten schneller verändert haben, als wir reagieren konnten. Wir hatten die Fußstapfen von Riesen, und wir stolperten ziellos wie Krabbelkinder umher. Nachdem wir den Tod besiegt hatten, hielten wir die gefährlichste Technologie überhaupt in unseren Händen. Die Tatsache, dass die Menschen leicht starben, war immer eine schöne Bremse bei unserer Fähigkeit, der Welt zu schaden. Wenn alle Menschen auf der Welt die Möglichkeit hätten, für immer zu leben und sich fortzupflanzen, würden wir den Planeten zerstören. Also mussten wir Entscheidungen treffen. Nicht alle durften die Unsterblichkeit erhalten. Am Ende zogen sich ein paar wenige Auserwählte an einen Ort zurück, an dem wir keinen weiteren Schaden anrichten würden, und ließen den übrigen Teil der Welt so ungezähmt, wie er war.«
    Bant rieb sich die juckenden Handrücken an den rauen Stoppeln seiner Wangen. »Wenn ihr Menschen seid«, fragte er, »und diese Macht besitzt, wieso lasst ihr dann zu, dass die Drachen eure Mitmenschen töten? Wieso rettet ihr uns nicht?«
    Cynthia nickte in Richtung der Wand, die wieder blau wurde. »Wir ziehen es tatsächlich in Erwägung. Einige von uns halten es für an der Zeit, uns wieder einzumischen.
Dem Rest der Menschheit das Geschenk des Wissens zurückzubringen, langsam und vorsichtig. Unglücklicherweise ist der Nachteil der Unsterblichkeit, dass wir vermutlich ein weiteres Jahrhundert oder mehr darüber diskutieren.«
    »Ein Jahrhundert?«, fragte Bitterholz.
    »Oder mehr«, sagte sie. »Wir mögen es, die Auswirkungen genau in Betracht zu ziehen.«
    »Die Menschen sterben jetzt«, betonte Bitterholz. »Drachen haben meine Familie getötet. Ihr König lässt die Menschen mit seiner unvernünftigen Politik verhungern. Er führt gerade Krieg … Ich bin vielleicht der einzige Überlebende dieser letzten Grausamkeit. Worüber müsst ihr noch nachdenken?«
    Sie seufzte. »Hör zu, bedräng mich nicht, ja? Es ist nicht so, als wären die Dinge so viel anders gewesen, als die Menschen die Macht hatten. Wir haben sehr viel mehr Leute getötet, als die Drachen sich jemals erträumen können. Du musst einfach nur Vertrauen haben, dass wir das Richtige tun werden.«
    »Vertrauen ist ein übles Wort in meinem Wortschatz«, sagte Bitterholz. »Ich habe mehr als einmal Verrat erlitten, als ich vertraut habe.«
    »Du bist kein sehr dankbarer Mensch, oder?«, fragte Cynthia. »Ich habe dir das Leben gerettet, deine Hände wiederhergestellt, die Augen angepasst, und ich bekomme nicht einmal ein Dankeschön?«
    Bitterholz blickte sich um. Ohne in ihre Richtung zu sehen, fragte er: »Wo sind meine Sachen?«
    Cynthia reichte ihm einen ordentlichen Stapel zusammengefalteter Stoffe. »Ich musste sie mit Nanotechnologie
ausbessern und saubermachen. Ich habe auch deinen Bogen und die Pfeile wieder hergerichtet. Zieh dich an, und folge mir.«
    Cynthia trat durch die Wand nach draußen. Ihr Schatten blieb einen Moment auf der anderen Seite und verschwand dann.
    Bitterholz betrachtete die Sachen, die sie ihm gegeben hatte. Sie sahen aus wie seine, aber sie waren sauber und frisch, als wären sie gerade aus der Wäsche gekommen. War das Hexerei? Brachte er sich in Gefahr, indem er dieses Geschenk annahm? Er dachte darüber nach und fühlte sich benommen; er hatte Angst vor seiner eigenen Kleidung. Dann schüttelte er den Kopf über seine Dummheit und zog die Sachen an. Das saubere Leinen fühlte sich beunruhigend angenehm auf der neuen Haut an. Es roch, als wäre es in einer Frühlingsbrise von der warmen Sonne getrocknet worden. Seine Stiefel waren erneuert worden.

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