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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Schlüssel im Schloss herum und drückte die schwere Tür auf, hinter der sich das Zimmer mit dem
Säureteich befand. Seine Kinnlade fiel herunter, als er hineinsah. Der Glaskäfig lag im Teich, untergetaucht bis auf die obersten Gitterstäbe; zerbrochenes Glas kam an jenen Stellen zum Vorschein, an denen die Eisenketten befestigt waren. Ein leichter Nebel hing über dem Teich, verströmte den Geruch von verbrannten Schuppen und gekochtem Fleisch.
    Androkom lehnte immer noch an der Wand.
    Blasphet betrat die Kammer und ging zum Säureteich. Nur eines konnte geschehen sein. Er hatte Shandrazels Kraft falsch eingeschätzt. Die Glasstäbe mussten durch die Bemühungen des Prinzen zerbrochen sein, und er war in die Säure gefallen. Blasphet bemerkte, dass das Rad, das den Käfig herunterließ, seine Position nicht verändert hatte. Halt. Etwas war anders. Der lange Eisengriff, der an dem Rad befestigt gewesen war, fehlte.
    Die Schuppen an seinem Nacken stellten sich auf. Er drehte sich um und sah den Stahlgriff, umhüllt von den sehnigen Fingern einer großen, roten Faust. Beide rasten mit unglaublicher Geschwindigkeit auf seine Schnauze zu.
     
    Falsch. Es ist alles schiefgegangen …
    Albekizan ließ sich vor den offenen Türen des Thronsaals vom Himmel heruntersinken. Er dachte an das letzte Mal, da er seinen Sohn hier gesehen hatte, seinen wunderschönen Bodiel, dessen Federn geleuchtet hatten, als wären sie in Wirklichkeit kleine Stückchen von der Sonne. Er hatte solche Freude erfahren. Und dann hatte sich die Freude so schnell in Trauer verwandelt. Sollte sich Trauer nicht in Genugtuung verwandeln, zumindest letztendlich? Verdiente er diesen einen, kleinen Trost nicht?

    Vielleicht würde es nicht zu spät sein, wenn Kanst erst diesen sich einmischenden Zauberer losgeworden war. Er würde im Thronsaal auf die Nachricht von Vendevorex’ Tod warten, umgeben von seinen verbliebenen Kriegern.
    »Wachen!«, rief er, während er durch die breiten Türen schwebte und auf dem polierten Marmorboden landete. Es war düster in der Halle, dunkel und voller Schatten, sogar im frühen Morgenlicht. Dann traf ihn die Erkenntnis mit voller Wucht. Die Fackeln waren alle gelöscht worden. Die Seelen seiner Ahnen waren gegangen.
    »Nein!«, rief er und eilte vorwärts, griff nach dem verkohlten Holzstück, das in dem goldenen Halter beim Thron steckte.
    »Nein«, flüsterte er und berührte die ölige schwarze Spitze, die noch immer warm war. Die schwache Hitze war alles, was von Bodiel geblieben war. Sein Kind aus Feuer war für immer gegangen.
    »Nein«, sagte er und ließ die tote Fackel fallen, reckte den Kopf der Decke entgegen. Sein Körper fühlte sich schwach an. Seine Knie gaben nach, und er sackte gegen das goldene Podest, auf dem sich der Thron befand, stieß die Seidenkissen auf den Boden.
    »Nein«, sagte er, obwohl kaum ein Laut aus seiner Kehle drang. Aber er wusste trotz seiner Einwände, dass es wahr war. Sogar die Seele seines Sohnes war jetzt tot.
    Albekizan zitterte. Er presste die Augen zusammen und betete darum, dass er an Ort und Stelle in Flammen aufgehen würde. Er wollte sich zwingen, einen Funken zu entfachen, zu brennen, in eine Feuersbrunst auszubrechen, die die Fackeln wieder entzünden würde, die die ganze Burg
in Flammen setzen würde, und auch den Wald dahinter, und sogar die Ozeane würden brennen!
    Aber es geschah nicht. Es konnte nicht geschehen. Seine Machtlosigkeit, es geschehen zu lassen, brannte heißer in ihm als die Hitze von tausend Sonnen.
    Er öffnete die Augen und sah zu der fernen Decke. Er senkte den Blick entlang der schattigen Wand über dem Thron, senkte ihn dann wieder hinunter zu dem geschwärzten Stock zu seinen Füßen.
    »Oh, Bodiel«, flüsterte Albekizan. Seine Stimme war zittrig und schwach. »Dein Vater hat dich geliebt.«
    Plötzlich verwandelte sich das Brennen in seinem Herzen in Kühle, und er blickte wieder die Wand beim Thron empor, um sicherzustellen, was seine Augen bereits gesehen hatten. Die Wand war leer, abgesehen von den dekorativen Wandteppichen. Der Bogen und der Köcher waren fort.
    »Wachen!«, rief er, und seine Stimme hallte durch die Burg.
    »Sie werden nicht antworten«, sagte jemand mit einer Stimme, die so kalt war wie der Winterwind. Die letzten Rauchschwaden von den toten Fackeln wirbelten über den Marmorboden.
    »Wer ist da?«, fragte Albekizan, während er sich erhob und herumwirbelte, sich dann in der dunklen Halle umsah. »Wer spricht

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