Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
ihm das Rückenmark auf. Sein Feind sackte mit dem Gesicht voran auf den Boden des Daches. Zanzeroth entspannte sich. Es war leichter gewesen, als er erwartet hatte.
Dann stieß der Mann die Arme nach vorn und packte Zanzeroths Knöchel. Die Bewegung überraschte Zanzeroth mehr als der Schmerz, den der unglaubliche Griff verursachte. Wie konnte er mit durchtrenntem Rückenmark kämpfen?
Mit einem Ächzen schwang Zanzeroth die Axt gegen den Ellbogen des Mannes und trennte ihm den Arm ab. Aber die Hand, die ihn festhielt, ließ nicht los. Tatsächlich drückte sie sogar noch fester zu. Mit einem übelkeiterregenden Knacken gab sein Knochen nach, und Zanzeroth fiel.
Der Mensch kam auf die Knie hoch. Zanzeroth spürte Panik in sich aufsteigen und schlug vor Angst um sich, schwang die Axt mit einer Klaue und landete einen festen Schlag gegen den Hinterkopf des Mannes. Sein Gegner missachtete den Treffer und stand auf.
Zanzeroth setzte sich aufrecht hin, brachte sich in eine Position, in der er sich besser verteidigen konnte. Die Hand, die seinen Knöchel hielt, ließ jetzt los und schleppte
sich zu dem blutüberströmten Mann, der sie beiläufig an sich nahm und wieder an den richtigen Platz beförderte.
»Was bist du?«, fragte Zanzeroth.
»Der Name, der an ihm hängen blieb, war Tod«, sagte der Mann mit einer piepsigen, hohlen Stimme. Er glättete den Hut, bevor er sich Zanzeroth näherte und sagte: »Und mit ihm kam die Hölle.«
Vendevorex konnte nicht glauben, dass Kanst eine solche Willensstärke besaß. Obwohl seine Flügel von Flammen verzehrt wurden, ließ er nicht los. Vendevorex versuchte, an Höhe zu gewinnen, aber vergeblich. Das Gewicht des gerüsteten Generals war einfach zu schwer. Vendevorex wurde hinunter in die Menschenmenge gezogen. Aus dem Augenwinkel konnte er Hezekiah auf einem nahen Dach stehen sehen; Zanzeroth lag ausgestreckt vor ihm. Er war schwer verletzt. Wenn er sich nur lange genug in der Luft halten konnte, um den Absturz zu steuern, würde er den künstlichen Menschen erreichen können, für den es ein Leichtes wäre, Kanst von ihm loszumachen.
Mit einer mächtigen Anstrengung drehte er sich zum Dach um. Als er die Flügel ganz ausbreitete, um den Absturz zu verlangsamen, brach durch die Anstrengung etwas in seiner Schulter. Sie stürzten haltlos zur Erde hinunter.
Zanzeroth sah den Flammenball, der Kanst gewesen war, auf das Dach zustürzen. Der untötbare Mensch kam näher. Zanzeroth trat mit seinem gesunden Bein zu und traf den Menschen im Schritt. Es zeigte sich nicht der geringste
Schmerz im Gesicht des Mannes, aber der Schlag hatte dennoch die gewünschte Wirkung, als sein Feind rückwärts geschleudert wurde, mitten in den Weg des wirbelnden Feuerballs.
Im letzten Augenblick, nur noch wenige Schritt vom Dach entfernt, ließ Kanst los. Er hatte schließlich das Bewusstsein verloren. Vendevorex breitete die Schwingen erneut aus, kämpfte gegen den Schmerz an und zog sich vom Körper des Sonnendrachen weg. Er sah, wie Kanst auf das Dach stürzte, direkt in den Rücken von Hezekiah …
Hezekiah fiel nach vorn, und die Ahnenrache raste rasch über seine Haut und hüllte ihn ein. Vendevorex flog näher heran, befahl den Flammen mit seinem Geist, aufzuhören. Hezekiah bestand aus hochentwickelten Materialien, nicht nur aus schlichtem Eisen. Vendevorex hatte keine Ahnung, wie sich die Ahnenrache auf diese Materialien auswirken würde.
Das Feuer wurde noch heller, als chemische Reaktionen, die sich außerhalb von Vendevorex’ Kontrolle befanden, durch den Körper des künstlichen Menschen rasten. Vendevorex beschloss, lieber nicht zugegen sein zu wollen, wenn die Flammen Hezekiahs Energieversorgung erfassten. Er schoss nach oben und stellte fest, dass die Druckwelle ihn höher trug, als seine Schwingen es je vermocht hätten. Eine donnernde Explosion betäubte ihn. Eine unerträgliche Hitze hüllte ihn ein, versengte seine Schuppen und brannte die Luft aus seiner Lunge.
Eine zweite Druckwelle knallte gegen ihn und verschwand. Die Atmosphäre wurde zu dünn, als dass sie seine
Flügel hätte halten können, und er stürzte wieder der Erde entgegen, während die Welt um ihn herum schwarz wurde.
»Weiterkämpfen!«, rief ein Drache auf der Plattform, aber es war zu spät. Die Menschen griffen die verbliebenen Schwarzen Schweiger an, erschlugen sie mit den Waffen, die sie ihren Kameraden abgenommen hatten.
»Lasst den Erlöser frei!«, riefen einige.
Pet
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