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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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versuchte er aufzustehen. Es roch plötzlich nach Urin. Jandra ließ den Schaft
los und taumelte zurück, unfähig zu glauben, was sie getan hatte. Sie drehte sich um und stellte fest, dass Vendevorex von einem Haufen verkohlter Leichen umgeben war. Seine Feinde waren alle so schnell und geräuschlos gestorben. Der Rauch von seinen Opfern wehte über den Bach; sie machte sich auf einen schrecklichen Gestank gefasst. Stattdessen erinnerte der Geruch sie an gebratenes Wild.
    Die schwachen Rufe, mit denen ihr Opfer um Gnade bettelte, hingen einige Momente in der Luft, bis Vendevorex Atem schöpfte, den Bach überquerte und es zum Schweigen brachte.
    Jandra setzte sich neben den Bach und schloss die Augen. Ihre Wangen waren nass von Tränen. Ihr war speiübel, die Hände fühlten sich feucht an von dem Blut, obwohl tatsächlich kein einziger Tropfen auf ihr war.
    Vendevorex legte ihr eine Vorderklaue auf die Schulter.
    »Es musste sein«, sagte er.
    »Ich weiß«, schluchzte sie und wischte sich über die Wangen. »Ich weiß.«
    »Es tut mir leid. Ich habe es versäumt, dich auf einen Augenblick wie diesen vorzubereiten«, sagte Vendevorex. »Ich habe dich von der dunkleren Seite unserer Künste ferngehalten. Ich habe dir Täuschungen und kleinere Umwandlungen beigebracht. Wie du gesehen hast, gibt es andere … aggressivere Fähigkeiten, die es zu erlernen gilt. Morgen werden wir mit deinem Unterricht beginnen.«
    Dann ging er weg und fing an, die Tasche des gefallenen Anführers zu durchsuchen. Sie ging zum Bach und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Es half; sie fühlte sich längst nicht mehr so kurz davor, ihr Essen zu verlieren. Ihr Körper zitterte,
als das Adrenalin sich durch sie hindurcharbeitete. Sie blickte auf ihre Hände. Hatte sie wirklich jemanden getötet? Obwohl es erst einen Moment zuvor geschehen war – die Leiche ihres Opfers war im Augenwinkel zu sehen, der Speer ragte wie ein junger, gerader Baum empor – , fühlte sich alles so fern an. Wie eine Erinnerung von vor vielen Jahren, aus einem anderen Leben.
    Sie wischte sich Tränen von den Wangen. Sie konnte töten, wenn es nötig war. Das Wissen verlieh ihr eine grimmige Entschlossenheit. Sie hatte früher am Abend Hoffnung haben wollen; nun, auf die am wenigsten erwartete Weise hatte sie sie gefunden.
    Vendevorex erhob sich mit einem Stück gefaltetem Papier in den Klauen. Er öffnete das Papier, bewegte die Luftmoleküle über sich, um ein sanftes Licht hervorzubringen, damit er lesen konnte. Er nickte langsam, während er die Worte betrachtete.
    »Es ist von Chakthalla«, sagte er. »Diese Fetzenflügel hatten keine Ahnung von dem Schatz, den sie bei sich trugen. Albekizan hätte sein halbes Königreich hergegeben, um den Inhalt dieses Briefes zu erfahren.«
     
    Albekizan wachte auf, als er eine fremde Anwesenheit im Raum spürte. Er öffnete die Augen im schwachen Licht. In den Schatten raschelte etwas wie Laub. Er hob den Kopf, um besser sehen zu können. Ein Schatten bewegte sich zu dem großen Tisch am anderen Ende des Raums.
    Dann ein Kratzen. Ein Streichholz wurde angezündet. Eine Öllampe begann zu flackern und enthüllte die dunkle, schuppige Haut von Blasphet.

    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte Blasphet und legte eine Pergamentrolle auf den Tisch. »Ich gestehe, dass ich mich ziemlich albern fühle. Ich habe über die Aufgabe nachgedacht, die du mir gestellt hast. Ein ziemlich schwieriges Problem. Ich habe jetzt eine Lösung.«
    »Blasphet«, sagte Albekizan und stand auf. Er streckte sich, schüttelte die Steifheit aufgrund des unterbrochenen Schlafes ab. »Es ist spät. Wieso haben die Wachen dich reingelassen?«
    »Das haben sie nicht«, erwiderte Blasphet mit einem Schulterzucken. »Ich habe sie getötet. Es war enttäuschend einfach. Nicht die geringste Herausforderung, diese dämlichen Kerle zu töten. Versuch sie durch Leute zu ersetzen, die ein bisschen heller im Kopf sind.«
    »Ich habe dir meine besten Wachen zugeteilt«, erklärte Albekizan.
    »Oje«, sagte Blasphet. »Dann habe ich noch mehr schlechte Nachrichten für dich. Aber das hat Zeit. Dies hier nicht. Komm. Sieh es dir selbst an. Ist es nicht das Herrlichste, was du jemals gesehen hast?«
    Albekizan warf einen Blick auf das Pergament. Blasphet hob die Lampe, um es besser zu beleuchten. Ein nahezu undurchdringliches Gewirr von parallelen und schrägen Linien bedeckte das Blatt. Albekizan sah genauer hin. Langsam ergaben die Linien einen Sinn. Es waren Straßen,

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