Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Himmelsdrachen an Chakthallas Hof, mit dem ich in diesem Netzwerk zu tun hatte, Simonex. Ich treffe ihn heute Nacht, um die Einzelheiten eines Bündnisses mit Chakthalla zu besprechen.«
»Ich begleite dich«, sagte Jandra.
»Du wirst unsichtbar bleiben müssen«, erklärte Vendevorex.
»Natürlich«, erwiderte sie. Sie war überrascht, dass er keine Einwände erhob.
»Du wirst keinen Mucks von dir geben. Tatsächlich wirst du so wenig atmen wie möglich. Wir dürfen nicht riskieren, Simonex zu erschrecken. Er ist sich nur zu bewusst, dass der Kontakt mit mir seinen Kopf geradewegs auf den Richtblock befördern könnte, wenn der König davon erfahren sollte.«
»Du wirst gar nicht merken, dass ich dort bin«, verkündete Jandra.
»Gehen wir«, sagte Vendevorex und eilte zur Tür.
Unsichtbar marschierten die beiden den geschlängelten, von Wurzeln bedeckten Pfad entlang, der zum Fluss führte. Die feuchte Nachtluft roch nach Pilzen und Moos. Der Boden war rutschig; glatte Steine lagen verborgen unter verrottendem Laub. Vendevorex streckte die Hand aus, um ihr über die besonders tückischen Stellen hinwegzuhelfen. Sie fühlte sich schuldig, weil ihre Anwesenheit ihn aufhielt. Er hätte einfach den Berg hinunterfliegen können, wenn
sie nicht darauf bestanden hätte, mitzukommen. Schließlich erreichten sie einen großen Felsen bei einem Bach, der sich in den Fluss ergoss. Vendevorex blieb bei dem offenen Gelände stehen. Dann verblasste er im Nebel, nur um einige Schritte weiter weg in der Mitte des Felsens wieder aufzutauchen. In Wirklichkeit befand er sich immer noch am Rand des Steines, und seine Klaue packte nach wie vor Jandras Hand.
»Wir dachten schon, Ihr würdet nicht kommen«, sagte eine raue Stimme aus dem Nebel. Jandra strengte ihre Augen an und sah eine Gestalt aus den Schwaden treten. Vendevorex zuckte zusammen.
»Ihr seid nicht Simonex«, sagte er.
»Simonex?«, fragte der Himmelsdrache, der sich ihnen näherte, noch immer halb verborgen durch den Nebel. »Oh, Ihr meint diesen Narren?«
Der Himmelsdrache stand jetzt nur noch einen Schritt von Vendevorex’ Doppelgänger entfernt. Er hob einen abgeschlagenen Kopf hoch, zeigte ihnen das gequälte Gesicht eines Himmelsdrachen, dessen Augen offen und stumpf waren und dessen Zunge schlaff aus dem geöffneten Kiefer hing. In ihrem Entsetzen nahm Jandra noch etwas wahr: Der Himmelsdrache, der vor Vendevorex’ Kopie stand, besaß nur Fetzen als Flügel. Die Membranen, die sich zwischen den ausgestreckten Fingern ausdehnten und die Flügel bildeten, waren aufgeschlitzt worden, eine Strafe, die bei Himmelsdrachen angewendet wurde, die irgendwelcher Eigentumsdelikte überführt worden waren, wie der Tötung von Menschen. Diese unwiderrufliche Verletzung verkrüppelte die Himmelsdrachen für immer, trennte
sie von dem Element, dem sie ihren Namen verdankten. Es bedeutete auch, dass sie dauerhaft als Gesetzlose lebten; Gerüchten zufolge zogen diese Fetzenflügel sich in die Wildnis zurück und schlossen sich zu brutalen Banden zusammen.
Während sie an all das dachte, tauchte ein zweiter Himmelsdrache neben dem ersten auf, und dann noch ein dritter. Zwei weitere erschienen am Rand der Steine. Sie hielt den Atem an, als sie ein Klappern in dem Gebüsch neben sich hörte. Ein Fetzenflügel mit einem langen, groben Speer kroch nicht mehr als fünf Fuß rechts von ihr näher, hockte sich hin, als wollte er springen.
Als ein Letzter auf der anderen Seite des Baches auftauchte, zählte sie sieben Fetzenflügel, die alle bewaffnet waren. Der arme Simonex hatte nicht die geringste Chance gehabt.
Der erste Fetzenflügel ließ Simonex’ Kopf auf den Boden fallen und legte seine Vorderklaue auf den Griff des Schwertes, das er an seiner Seite befestigt hatte. »Bevor Euer Freund gestorben ist, hat er uns erzählt, dass Ihr für den König arbeitet«, sagte Fetzenflügel und klang selbstgefällig. »Er sagte, es würde ein ziemlich gutes Lösegeld für Euch geben. In der Zwischenzeit werden uns die hübschen Juwelen an deinen Flügeln als gute Bezahlung dienen.«
»Ihr werdet niemals Lösegeld für mich bekommen«, sagte Vendevorex ruhig. »Es gibt keinen Winkel auf der Erde, der nicht durchsucht werden wird, wenn ihr versucht, mir etwas zu tun.«
»Dieses Risiko werden wir eingehen«, sagte der Anführer und zog seine Klinge. Die Stahlschneide war rissig, mehr
Säge als Schwert. Plötzlich wirbelten drei große Netze aus dickem Seil aus dem Nebel und über
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