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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Gebäude, Wände, Aquädukte und Abwasserkanäle. Es war die Karte einer großen Stadt.
    »Was ist das?«
    »Dies ist die letztendliche Bestimmung der Menschheit«, sagte Blasphet. »Ihre letzte Heimat. Gefällt es dir?«

    Albekizan rieb sich die Augen. Sein Bruder war wahnsinnig; das war unbestritten. Albekizan war gewöhnlich nicht überrascht oder beunruhigt über Blasphets seltsame Fantasien. Aber das hier?
    »Ich habe dich gebeten, einen Plan für die Vernichtung der Menschheit zu entwerfen, und du bringst mir ein Wohnprojekt? Das ist unerwartet, selbst von dir.«
    »Ja, nun«, sagte Blasphet. »Wenn die Menschen das hier erwarten würden, könnte es niemals funktionieren. Aber deine Worte haben mich inspiriert. Es hat mir große Einsichten beschert, dass du gesagt hast, die Freiheit würde meine Fessel sein.«
    »Hmm«, brummte Albekizan. »Ich vermute, das habe ich gesagt.«
    »Dies ist die Freie Stadt«, sagte Blasphet. »Die Stadt der Träume der Menschen. Aber – was sie erst wissen werden, wenn es zu spät ist – es ist auch die Stadt unserer Träume.« Blasphet fuhr träumerisch mit einer Kralle die Linien einer Hauptstraße entlang.
    »Wenn du es sagst«, erwiderte Albekizan.
    »Du kannst es nicht sehen, oder?«, fragte Blasphet. »Ich werde dir die Schönheit dieses Plans erklären.«
    »Also gut«, sagte Albekizan.
    Und bei Anbruch des Morgengrauens hielt Albekizan das tintenbeschriftete Stück Papier für das schönste Ding unter dem gesamten Himmel.

Buch Zwei
Krähen
    Denn der Mensch weiß auch seine Zeit nicht;
gleich den Fischen, welche gefangen werden im verderblichen Netze,
und gleich den Vögeln,
welche in der Schlinge gefangen werden;
gleich diesen werden die Menschenkinder verstrickt
zur Zeit des Unglücks,
wenn dieses sie plötzlich überfällt.
    Ecclesiastes 9:12

Prolog Teil Zwei
Speer
    1078 D. Z., im 47sten Jahr der Herrschaft von Albekizan
     
    R ecanna stellte Bant das Frühstück auf den Tisch: einen großen, flachen goldbraunen Kuchen, der den halben Teller bedeckte, und ein paar Rühreier, deren Gelb mit grünen Zwiebelstückchen besprenkelt war. Ein schwarzrandiges Stück Orangenkäse lehnte am Tellerrand. Während Recanna ihm einen Becher mit weißer, schaumiger Buttermilch eingoss, sah Bant über den Tisch hinweg in die strahlenden Augen seiner zwei hübschen kleinen Töchter. Als Bant sagte: »Lasst uns beten«, senkten sie respektvoll die Augen.
    »Wir danken dir, oh Herr, für deine Großzügigkeit«, sagte Bant. »Wir danken dir für diesen neuen Tag.«
    Er betete einige Zeit weiter, ehe er wie immer mit der Aufzählung dessen schloss, für das er besonders dankbar war: seinen neugeborenen Sohn, seine hübschen Töchter und am meisten für Recanna. Sein Sohn Adam gluckste und murmelte die ganze Zeit hindurch, als würde er seinen eigenen Dank aussprechen.

    Als Bant sein Frühstück beendet hatte, gab er Recanna einen Kuss auf die Wange, verließ dann das Häuschen und trat in die warme Morgenluft. Er hatte einen weiteren Tag voller Arbeit vor sich. Er musste seine Aufgaben verrichten und sich auf die Predigt am nächsten Tag vorbereiten. Er lächelte. Zu wissen, wie jeder Augenblick dieses Tages gefüllt sein würde, bereitete ihm ein warmes Gefühl. Er fühlte sich sehr zu Hause in dieser Welt. Er fand Freude an seiner Arbeit, ob es nun darum ging, sich um die Obstgärten zu kümmern oder den anderen Dorfbewohnern zu helfen.
    Das Morgenlicht tanzte zwischen den Birnbäumen und brachte die taubedeckten Blätter dazu, wie eine Million winziger Juwelen zu glitzern. Wahrhaft, er wohnte im neuen Eden.
    Er konnte noch nicht wissen, dass an diesem Tag die Schlangen kommen würden.
     
    Gegen Mittag, als die Sonne wie eine riesige Faust auf Bant einhämmerte, wurde auch die kleinste Bewegung mühsam. Hätte es im Frühjahr etwas gleichmäßiger geregnet, wäre er jetzt nicht gezwungen gewesen, in der Hitze des Tages zu arbeiten. So verbrachte er die kühleren Stunden des Morgens und des Abends damit, sich um die Felder zu kümmern. Das Dorf konnte sich nicht einmal den Verlust einer einzigen Pflanze leisten. In der übrigen Zeit war er damit beschäftigt, sich mit dem Anbringen neuer Schindeln auf dem Dach abzuplagen. Es waren nur ein paar Holzschindeln, die nach den Schäden des Sturms der vergangenen Woche ausgetauscht werden mussten. Bant legte
seinen Hammer beiseite und wischte sich den Schweiß aus den Augen. Wäre jetzt ein Sturm gekommen, hätte er ihn begrüßt, ob er

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