Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
reichten die Bäume nur noch bis zu ihrer Taille, und nach vier Schritten bis zu den Knien. Dann löste sie sich von den Bäumen und kam über den See. Ihr Körper musste jetzt Hunderte von Fuß hoch sein, und ihre Augen befanden sich auf gleicher Ebene wie die Klippe, auf der Jandra stand. Das Wasser des Sees beulte sich unter den Schritten der Frau ein und stützte sie gleichzeitig.
»Die Göttin, vermute ich«, sagte Hex, der sich anspannte, als würde er sich zum Kampf bereitmachen.
Hex schien gute Gründe zu haben, mit einem Kampf zu rechnen. Die Göttin wirkte nicht glücklich. Ihr Gesicht war zum größten Teil menschlich, aber ihre Augen glühten wie zwei Leuchtfeuer. Ihre Haut hatte die Farbe von frischem Frühlingsgras, während ihre Lippen einen dunkleren, moosartigeren Ton hatten. Ihre Haare waren wie ein Gewirr von Kudzu, die Locken hingen über ihre Schultern und bedeckten die Brustwarzen ihrer ansonsten nackten Brüste. Ob dies aus Anstandsgründen oder aus Zufall so war, war fraglich, denn es gab nichts, das die untere Hälfte ihres Körpers bedeckt hätte. Ihr Schamhügel war ein Gewirr von dichtem, dunklem Efeu. Ihre breiten, weiblichen Hüften ruhten auf wohlgeformten Beinen.
Verglichen mit den eher mädchenhaften Proportionen von Jandra hatte die Göttin mit ihren schweren Brüsten und den üppigen Kurven eine sehr weibliche Form. Der Hüftschwung beim Gehen wirkte auf Jandra leicht obszön. Als die Göttin näher kam und Hitze von ihren wütenden Augen abstrahlte, wich Hex zurück. Jandra hob einen Arm schützend vor das Gesicht. Trisky neben ihr ließ sich auf den Bauch nieder, und Adam warf sich auf den Boden und drückte sein Gesicht entweder vor Furcht oder Ehrerbietung gegen den Stein. Bitterholz hatte sein Schwert gezogen und kauerte jetzt neben dem Langwyrm.
»Ein Sonnendrache?«, fragte die Göttin. Sie klang ebenso verwirrt wie angenehm überrascht. Ihre Stimme war machtvoll, aber nicht überwältigend, und abgesehen von ihrer Lautstärke nicht viel anders als die einer Frau von normaler Größe. Die Flammen in den grünen Augen erloschen und enthüllten Kugeln, die denen von Menschen ähnelten, wenngleich sie über einen Schritt groß waren. Die Iris war von einem brillanten Türkis. In den dunklen Kreisen im Zentrum glitzerten Sterne.
»Ich habe seit Jahrhunderten niemanden mehr von deiner Art in meinem kleinen Königreich gesehen«, sagte die Göttin und richtete sich damit an Hex, während sie Jandra ignorierte. »Tatsächlich habe ich Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um euch von hier fernzuhalten. Wie interessant, dass du deine Angst überwunden hast und hergekommen bist.«
Hex trat vor und richtete sich zu seiner normalen Größe auf, indem er sich auf zwei Beine stellte. Jandra sprang von seinem Rücken; sie wollte ihn nicht belasten, wenn er etwas Riskantes vorhatte. Hex sog die Luft ein und blies den Brustkorb auf eine Weise auf, die sie an Albekizan erinnerte. »Mein Name ist Hexilizan«, verkündete er. »Ich habe keine Angst, die ich überwinden müsste; ich bin von königlichem Blut. Mut ist mein Geburtsrecht. «
»Bist du nicht der Kühne?«, fragte die Göttin. »Kühnheit kann hier gefährlich sein, Drache. Du hast herausgefunden, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen. Ich bin neugierig … wie hast du meinen Himmel zerbrochen? Ein bloßer Zusammenprall hätte kein solches Chaos bewirken dürfen. «
»Ich weiß es nicht«, sagte Hex. »Ich bin einfach nur geflogen, als er sich von allein geteilt hat.«
Jandra trat um ihn herum und sah die Göttin an. Sie hob die Hand in einer scheuen Geste.
»Tatsächlich war es mein Wille«, sagte sie. »Ich, ähm, habe im letzten Moment gespürt, aus was er bestand. Ich wollte nicht so viel Schaden anrichten. Ich habe einfach die Kontrolle verloren. «
Die Göttin zog die Augen zusammen. Obwohl es angesichts ihrer großen Augen schwer zu sagen war, kam es Jandra so vor, als würde sie sich auf ihren Helm konzentrieren.
»Das ist ein interessantes Spielzeug, Kleine«, sagte die Göttin.
»Vielleicht sollten wir uns hinsetzen und uns über Spielzeuge unterhalten«, sagte Jandra.
»Das könnte lustig werden«, erwiderte die Göttin, und ihre Mundwinkel verzogen sich zu etwas, von dem Jandra vermutete, dass es ein Lächeln war. Es war schwer, Gesichtszüge zu deuten, wenn das Gesicht zu groß war, um es auf einmal zu erfassen. »Also schön. Sucht mich in meinem Tempel auf.«
Danach zerfiel ihr Körper und
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