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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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aus bloßem Fels, der mit Reben bedeckt war und sich so hoch streckte, dass es aussah, als wäre der Himmel lediglich ein Gemälde über ihnen.
    »Tageslicht!«, sagte Hex fröhlich. »Ich dachte schon, wir würden diesen verfluchten Tunnel nie mehr verlassen!«
    Jandra grub ihre Finger in seinen Nacken, als er plötzlich einen Satz nach vorn auf den Rand der Klippe zu machte.
    »Wartet!«, rief Adam. »Es ist gefährlich, hier zu fliegen!«
    »Es ist überall gefährlich zu fliegen«, antwortete Hex, während er in die Luft sprang und zu dem Blau über ihnen hinflog. »Jeder Drache lebt mit dem Wissen, dass der nächste Flug der sein kann, bei dem die Schwerkraft gewinnt!«
    Hex sprach diese Worte derart trotzig, dass Jandra selbst Freude verspürte. Hex schien vollkommen furchtlos zu sein, als er höher stieg. Jandra klammerte ihre Beine fester um seinen Hals, als er sich zu den höheren Gefilden der Steinwände aufschwang und auf den offenen Himmel dahinter zuhielt. Die Nackenhaare stellten sich ihr auf, als ihre Augen anfingen, den Himmel auseinanderzunehmen, auf den sie zuflogen. Plötzlich begriff sie, dass es sich bei der Weite über ihnen lediglich um eine Illusion handelte.

    »Achtung!«, rief sie und stieß die rechte Hand in dem Versuch, den blauen Himmel wegzuschieben, nach vorn. Der Himmel antwortete darauf und öffnete sich in einer Welle: Auch dieses Tal war in Wirklichkeit von dem gleichen Stein umgeben wie der Tunnel, und die feste Decke befand sich nur wenige Schritt über ihnen. Hex wendete in der Luft, und Jandra fiel fast von ihm herunter. Sie hielt sich mit aller Kraft fest, dankbar dafür, dass sie stärker geworden war und ihre Reflexe sich verbessert hatten. Hex zog seinen Kopf rechtzeitig ein, um einen Zusammenstoß mit der Decke zu verhindern, aber es gab einen schrecklichen Ruck, als er mit dem Schwanz gegen den Stein prallte. Er plumpste nach unten auf das Wasser zu, als würde er sich der Schwerkraft überlassen.
    Dann breitete er die Flügel aus, und der Sturz wurde aufgehalten. Hex flog einen langen Bogen über dem See, bis er wieder der Klippe zugewandt war, von der er heruntergesprungen war. Es wurde dämmriger in dem von Sonnenlicht erhellten Raum. Der Himmel wogte nach wie vor wie ein Gewässer, in das ein schwerer Gegenstand gefallen war, aber die Wellen wurden jetzt stärker. An manchen Stellen riss der Himmel auf, und große Stücke aus Blau lösten sich schichtweise ab. Silberstaub schwebte wie hauchdünne Schneeflocken in der Luft, als der Himmel abbröckelte und den Felsen darunter enthüllte, der sie nach wie vor vollständig umgab. Einen Moment später hingen nur noch ein paar Scherben aus blauem Himmel am Gestein, die hartnäckig weitermachten, als hätten sie nicht mitbekommen, dass die Illusion bedeutungslos geworden war.
    Jandra streckte ihre Hand aus, so dass sich etwas von dem Silberstaub dort sammeln konnte. Die feinen Körnchen gehörten zu dem lichtemittierenden Nanosystem, etwas, das sie kannte und von dem sie wusste, dass und wie es benutzt wurde, um Bilder
aus Licht zu erschaffen. Aber der Himmel hatte sich über Meilen hingezogen … Wer konnte die nötige Konzentration aufbringen, um eine solche Illusion aufrechtzuhalten?
    Hex ließ sich neben dem Langwyrm nieder, der zurückwich, als würde er scheuen.
    »Ganz ruhig«, sagte Adam und strich Trisky über den Hals.
    »Was für eine Hexerei ist das?«, fragte Bitterholz, während er mit weit geöffneten Augen auf den zerbrochenen Himmel starrte.
    »Das ist keine Hexerei«, sagte Adam. »Die Göttin hat diese Höhle in ein Paradies verwandelt. Habt keine Angst. Der Himmel repariert sich von allein wieder.«
    Jandra hatte hundert Fragen im Kopf, was die Göttin betraf. Aber bevor sie auch nur eine einzige davon stellen konnte, erscholl ein wütender Ruf von der Insel her – laut genug, um gehört zu werden, obwohl sie meilenweit von ihnen entfernt war.
    » Mein Himmel! Wer hat meinen Himmel zerstört? «
    Eine Frau tauchte auf den Steinstufen des Tempels auf. Jandras Augen wurden erneut durch die seltsamen Größenverhältnisse verwirrt. Entweder waren die Insel und der Tempel sehr viel kleiner, als sie geschätzt hatte, oder die Frau war mindestens zwölf Fuß groß. Die Bäume bei den Marmorsäulen waren offenbar nur halb so groß, wie sie ursprünglich geschätzt hatte. Die Frau sah zu der Klippe hin, auf der Jandra stand. Als sie auf sie zuging, wurde sie mit jedem Schritt größer. Nach zwei Schritten

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