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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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ist der biblische Engel, der Zechariah darüber informiert, dass sein Sohn Johannes der Täufer sein wird.«
    »Die Bibel ist eine Fälschung. Hezekiah ist ein falscher Prophet. Die Göttin hat ihn erschaffen, damit er die Rolle des Betrügers spielen kann; sie sagte, Eden wäre ohne Schlange kein Paradies.«

    Bitterholz sah keinen Grund, gegen die bruchstückhafte Religion seines Sohnes etwas zu sagen. Adams Stimme klang wie die eines wahren Gläubigen. Hatte sein Sohn diese Leichtgläubigkeit von ihm geerbt? Er hatte sich von Hezekiah täuschen lassen. Adam hatte zumindest recht, wenn er Hezekiah als falschen Propheten bezeichnete.
    »Die Göttin hat mir gesagt, dass du noch lebst«, sagte Adam weiter. »Sie sagte, der berühmte Bitterholz, den die Drachen so sehr fürchten, wäre in Wahrheit mein Vater. Ich habe sie um Erlaubnis gebeten, dich suchen zu dürfen, aber sie meinte, ich wäre noch nicht bereit. Jetzt erkenne ich, dass sie die ganze Zeit geplant hat, dich hierher zu bringen.«
    »Niemand hat mich hierher gebracht«, sagte Bitterholz. »Oder zumindest war es keine übernatürliche Kraft.«
    Adam drehte sich zu seinem Vater um. »Du wirkst irgendwie streitsüchtig, seit wir uns begegnet sind. Habe ich dir irgendetwas getan?«
    Bitterholz schluckte. Es war unmöglich, seinen Sohn anzusehen, ohne den Widerhall von Recanna zu erkennen. Er sah zur Seite, als er sagte: »Du hast mir nichts getan. Die Sünde ist auf meiner Seite. Es tut mir leid.«
    »Es gibt keine Sünde«, sagte Adam. »Es gibt nichts, für das du dich entschuldigen müsstest. Du hast nicht gewusst, dass ich überlebt habe.«
    »Nein. Ich habe das Dorf nicht durchsucht. Hezekiah hat mir gesagt, dass er mich töten würde, wenn ich nicht bereue. Ich bin in Kummer und Furcht aus Christtal geflohen. Das einzige Gefühl in mir, das mir Kraft gab, war mein Hass. Ein liebenderer oder mutigerer Mann wäre geblieben und hätte die Trümmer durchsucht und die Toten begraben. Ich hätte dich gefunden, wenn ich ein besserer Mensch gewesen wäre.«
    »Das konntest du nicht wissen«, sagte Adam. »Und wenn Hezekiah
gesagt hat, dass er dich töten würde, dann hätte er das auch getan. Wenn er auch die Kleidung eines Menschen trug, war er in Wahrheit doch ein Engel wie Gabriel. Kein Mensch hätte es mit ihm aufnehmen können.«
    »Hezekiah war kein Engel«, sagte Bitterholz. »Ich habe Jahre gebraucht, um die Wahrheit zu erfahren, aber er war nichts als eine Maschine. Ich habe die Funktionsweise nicht verstanden, aber er war kein Engel.«
    »War er das nicht?«, fragte Adam. »Vielleicht sind Engel Maschinen, die von einem Geist gebaut werden, der das Verständnis der Menschen übersteigt?«
    Bitterholz wusste nicht, was er dagegen sagen konnte. Er war jetzt ohnehin abgelenkt, denn die Atmosphäre hatte sich verändert. Der Gestank nach faulen Eiern, wie er in der Mine geherrscht hatte, wich rasch frischerer Luft. Er konnte den schwachen Duft von Blumen riechen, der von einer unterschwelligen, salzhaltigen Brise untermalt wurde.
    Doch es war nicht nur die Veränderung im Geruch; der Tunnel vor ihnen zog sich auch nicht länger in die dunkle Unendlichkeit hin. Ein helles Quadrat verriet, dass der Tunnel zu einem taghellen Himmel führte. Zwanzig Minuten später stießen sie auf einen Absatz, der von warmem Sonnenlicht getränkt wurde.
    Hex zog sich neben Trisky auf den Absatz. Unterhalb von ihnen erstreckte sich ein langes, grünes Tal, das von dem frühen Winter, den sie oberhalb der Mine zurückgelassen hatten, unberührt blieb. Ein seelenruhiger See mit tiefem, blauem Wasser füllte das Tal beinahe vollständig aus. Der Geruch verriet Bitterholz, dass es sich um Salzwasser handelte. In der Mitte befand sich eine Insel voller bunter Blumen, die in allen Farben leuchteten. Dichte Baumgruppen bedeckten die Insel, und die Zweige waren so voller Früchte, dass sie schwer nach unten
hingen. In der Mitte erhoben sich die Marmorsäulen eines Tempels. Bitterholz erkannte die Struktur sofort; sie entsprach dem Tempel, der zu Hause in seinem Dorf gestanden hatte, nur war er um einiges größer.
     
    Jandra musterte das Tal, während sie Benommenheit in sich spürte, als ihre erweiterten Sinne darum kämpften, die Gerüche, Farben und Geräusche zu katalogisieren. Die Lieder der zahllosen exotischen Vögel erfüllten ihren Geist mit Bildern – Papageien, Kanarienvögel, Möwen –, obwohl die Vögel in der Ferne nur Farbkleckse waren. Die Mauern des Tals bestanden

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