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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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herumwirbelte und mit dem Gesicht voran gegen das Gestein des Kerkers schleuderte.
    Er knurrte wieder, als seine Wut wuchs. »Die Geschichte wird mich Shandrazel den Gerechten nennen!«
    Erneut klatschte der Sonnendrache Pet gegen den Stein. Pet hörte in seinem Kopf das Geräusch von etwas Knackendem. Mit einem seltsamen Gefühl der Abgelöstheit begriff er, dass seine Vorderzähne sich gelockert hatten. Er schob sie aus dem Mund und spürte, wie sie von Speichel und Blut begleitet über sein Kinn rutschten.
    Shandrazel ließ ihn auf die Erde fallen. Pet rollte auf den Rücken und starrte betäubt zu dem sich über ihm auftürmenden Reptil hoch. Sein schlaffer rechter Arm sackte gegen die gebrochenen Finger der toten Frau. Er hustete, als das Blut in
seinem Mund die Kehle erreichte. Shandrazel sah mit einem Blick auf ihn herunter, der halb Wut und halb Angst war.
    »Shandrazel … der Weise«, sagte der Sonnendrache mit jetzt ruhigerer Stimme. Er schluckte schwer, während er Pet musterte. Pet konnte sich in den Augen des Sonnendrachen selbst sehen. Seine einst klare und wohlgeformte Nase war jetzt platter geworden. Er blutete heftig aus einer Wunde über der rechten Augenbraue. Langsam trübte sich seine Sicht. Shandrazels Stimme klang träumerisch, als er sagte: »Am meisten aber wird man mich in Erinnerung behalten als Shandrazel den Barmherzigen. «
    Pet schloss die Augen. Er war sich vage bewusst, dass er die Geräusche von klirrenden Kettenpanzern hörte: Die Wachen vom Flur waren endlich angekommen.
    Androkoms ruhige, autoritäre Stimme erklang. »Schafft die Leiche weg. Diese Zelle hat einen neuen Bewohner.«
    In der Ferne bellte ein Erddrache eine Antwort, aber Pet konnte die Worte nicht mehr verstehen. Seine Ohren füllten sich mit einem Geräusch, das wie eine rumpelnde Brandung klang. Es war, als würden Wogen ihn aufheben und auf dem Wasser treiben lassen, ihn sogar noch weiter weg vom Ufer des Bewusstseins zerren. Er schwebte in Dunkelheit, ganz und gar allein.

Kapitel Siebzehn
Attraktive seelenlose Ungeheuer
    D as Gelehrtentor bestand aus einer dicken Eichentür, die an Angeln aus Eisen hing. Die Tür war groß genug, dass auch ein Sonnendrache hindurchgehen konnte, und so schwer, dass Graxen befürchtete, nicht die Kraft zu besitzen, um sie öffnen zu können. Hinter dem Gelehrtentor lag die Große Bibliothek, der Herrschaftsbereich des Hohebiologen, eine Quellensammlung, die den Inhalt aller anderen Bibliotheken im Königreich übertraf. Nur der Hohebiologe und ein paar ausgewählte Helfer konnten die Große Bibliothek frei betreten. Ein Student brauchte die Zustimmung des Hohebiologen, um durch das Tor zu schreiten, und diese Zustimmung wurde nur selten erteilt.
    Glücklicherweise war Graxen kein Student mehr. Er war Shandrazels Bote, und als solcher stand es ihm frei, überall im Königreich herumzureisen. Mehr noch, der König erhielt der Tradition gemäß von allen Schlüsseln eine Nachbildung, und als Bote hatte Graxen Zugang zu ihnen. Der Zeremonienschlüssel war ein Kunstwerk, ein Stab aus Eisen von über einem Fuß Länge mit einem Kopf, der die Form eines Drachenschädels hatte, während die Zähne mit Silber belegt waren. Silberne Buchstaben zogen sich über den schwarzen Schaft und formten
ein Zitat aus der Ballade von Belpantheron. Die Silbenreihe wurde von einigen Gelehrten gedeutet als: » Mein Herr besitzt die Weisheit der Engel, dass er um alle Dinge auf der Erde weiß. « Die Worte sollten Könige daran erinnern, dass der Kampf zwischen Drachen und Engeln nicht durch nackte Gewalt gewonnen werden konnte. Drachen hatten früher einmal mit Zähnen und Klauen gekämpft, während Engel mit Schwertern und Speeren arbeiteten. Der Kampf entschied sich, wie es im Gedicht hieß, als die Drachen den Engeln das Wissen gestohlen und gelernt hatten, Metalle zu schmieden und ihre eigenen Waffen und Rüstungen herzustellen.
    Graxen war sich nicht sicher, ob der Schlüssel tatsächlich funktionierte oder nur zur Dekoration diente. Zu seiner Erleichterung glitt er leicht in das Schloss, das sich klickend öffnete. Die massive Tür schwang mit einem leichten Druck von Graxen weg; die Balance war ein Beweis für die überragenden Fähigkeiten der Biologen im Maschinenbau.
    Als Graxen eintrat, blieb er erst einmal wie erstarrt stehen, so atemberaubend war der Anblick. Die Große Bibliothek hatte beinahe hundert Schritt Durchmesser – ein riesiger offener Turm, der mit all dem Wissen über die

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