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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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dunkleren
Gang, als er an eine Gabelung kam, und tat das Gleiche auch bei der nächsten. Jetzt allerdings wurde die Unsinnigkeit seiner Methode offenbar, denn als er ein Buch aus dem Regal zog und versuchte, den Titel zu lesen, stellte er fest, dass das Licht zu schwach war. Vielleicht musste er sich doch einen Führer suchen. Die Biologen, die diese Regale kannten, fanden sich zweifellos auch im Dunkeln zurecht. Es hieß, dass der frühere Hohebiologe Metron in der Lage gewesen wäre, mit geschlossenen Augen durch das Gewirr von Büchern zu schreiten und seine Klauen unfehlbar auf den gewünschten Band zu legen.
    »Oh, Metron«, seufzte Graxen. »Ich wünschte, du wärst jetzt hier.«
    »Wirklich?«
    Graxen wirbelte herum und suchte nach der Quelle der Stimme. Sie schien aus einer schmalen Lücke zwischen zwei Regalen gekommen zu sein. Es war jedoch schwer zu sagen, ob es noch ein Zimmer dahinter gab oder ob der Schatten lediglich eine entsprechende Illusion erzeugte. Er schlich näher.
    »Wer ist da?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Metron. Derjenige, den du suchst«, sagte die Stimme.
    Graxen stellte fest, dass die Lücke zwischen den Regalen mit einem hohen Packen Bücher gefüllt war. Es stank nach Staub und altem Papier.
    »Haltet mich nicht zum Narren, Fremder«, sagte Graxen und lauschte eingehend auf weitere Geräusche. Da war das Schlurfen über Stein. Hinter dem Regal? Oder bei der gleichen Reihe, bei der auch er stand, am Ende der Dunkelheit? Die langen Regalreihen dämpften die Geräusche und verwirrten die Sinne. »Metron ist verbannt worden. Wer seid Ihr wirklich?«
    »Ich bin Metron«, sagte die Stimme. »Und ich bin tatsächlich verbannt worden, ein Fetzenflügel, der in die Wildnis geschickt wurde.«

    »Das hier ist nicht die Wildnis«, sagte Graxen.
    »Nein«, erwiderte die Stimme. »Das Schicksal hat mich zurück zu meinem ehemaligen Heim geführt. Niemand kennt die verborgenen Kammern dieser Bibliothek besser als ich. Ich könnte mich hier bis ans Ende meiner Tage aufhalten, ohne dass mich jemand findet. Und doch bin ich nicht deshalb zurückgekehrt. Ich bin hier, weil ich einen bestimmten Drachen suche.«
    »Und wer wäre das?«, fragte Graxen. Die Antwort schien ihm auf der Hand zu liegen. »Androkom.«
    »Nein. Androkom und ich haben uns nicht im Guten getrennt. Der Drache, den ich suche, bist du, Graxen der Graue, auch wenn dir das unwahrscheinlich vorkommen mag. Ich wollte mit dir sprechen, und als ich erfahren habe, dass du Shandrazel dienst, bin ich zum Palast zurückgekehrt. Ich bin durch einen Gang hierher gelangt, von dem nur ich weiß. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dich hier zu finden.«
    »Das gibt mir Grund, an Euren Behauptungen zu zweifeln«, sagte Graxen und reckte den Hals, um über den Stapel Bücher zu sehen. Dahinter lagen nur düstere Schatten.
    »Einige Biologen behaupten, es gäbe keine Zufälle. Sie sehen in zufälligen Begegnungen die leitende Klaue eines Architekten des Schicksals. An manchen Tagen frage ich mich, ob mein Leben nicht eine Bestätigung dieser grundlegenden Wahrheit ist.«
    »Wieso solltet Ihr mich suchen?«, fragte Graxen, der noch nicht überzeugt war, dass es sich bei der Stimme tatsächlich um Metron handelte, aber bereit war, es anzunehmen, bis er mehr Informationen zur Verfügung hatte. »Ich weiß von Eurem Verrat an Shandrazel und Eurer Zusammenarbeit mit Blasphet. Ihr habt von mir keine Gefälligkeiten zu erwarten.«
    »Was führt dich dann in diesen dunklen Korridor, mein
Sohn?«, fragte Metron. »Suchst du etwas? Wieso fragst du nicht einen der hier anwesenden Biologen?«
    »Was ich suche, geht Euch nichts an«, sagte Graxen.
    »Alles in dieser Bibliothek geht mich etwas an«, sagte Metron. »Ich habe über ein halbes Jahrhundert damit zugebracht, diese Sammlung zusammenzustellen. Es wird Jahrzehnte dauern, ehe Androkom mein System entwirrt hat. Wenn du hier etwas finden willst, gibt es niemanden, der besser geeignet ist, dich zu führen, als ich.«
    Graxen blickte die lange Reihe von Büchern entlang bis zu dem schwachen Licht des Hauptsaals. Wie viele Bücher befanden sich hier? Zehn Millionen? Mehr? Er konnte Jahre damit verbringen, sie nacheinander anzusehen.
    Eile war geboten. Shandrazel musste sich zweifellos fragen, warum er noch nicht zurückgekehrt war und berichtet hatte, was aus seiner Verfolgung der Walküren geworden war. Er wusste auch, dass er den König über den grundlosen Angriff der Sammler in Kenntnis setzen sollte,

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