Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
blendendes Licht gezogen. Sie sah nicht das Geringste, als zwei starke Hände ihre Schultern packten und sie gegen eine Wand schleuderten. Als ihr Helm auf die Oberfläche knallte, dröhnte ihr Kopf wie eine Glocke.
»Hier bestimme ich«, zischte eine kehlige Frauenstimme nur wenige Zoll von ihrem Gesicht entfernt. »Falls man dir erzählt hat, ich würde einfach so zulassen, dass irgendeine atlantische Schlampe angetanzt kommt und sich über mein Territorium hermacht, dann bist du auf dem falschen Dampfer. Wer hat dich geschickt? Cass? Es war Cass, ja?«
»Ich weiß nicht, wer Cass ist«, erwiderte Jandra. Ihre Augen kämpften darum, sich an das Licht anzupassen. Die Frau vor ihr war kaum mehr als ein dunkler Umriss, ein paar Zoll größer als Jandra, und ihrem Griff nach zu urteilen auch stärker.
Die Frau schlug sie heftig. Jandra schnappte nach Luft, als kurz darauf der Schmerz einsetzte.
»Lüg mich nicht an! Meine Schwester hat einen Plan nach dem anderen durchkreuzt, und ich habe die Schnauze voll davon. Ich werde dich benutzen, um ihr eine Botschaft zu schicken. Es wird nicht mehr genügend DNA von dir übrig sein, um deinen Scheißhaufen zu klonen, wenn ich mit dir fertig bin!«
Jandra rieb sich die Wange und erschauderte. »Ich kann dich wahrscheinlich nicht davon abhalten, mich zu töten«, sagte sie, »aber würdest du bitte aufhören, so zu fluchen, während du es tust?«
Die Frau kicherte und ließ ihre Schultern los. »Wirklich? Das ist im Moment dein größtes Problem? Mein Mundwerk?«
»Nein«, sagte Jandra und richtete sich auf. »Mein Problem ist, dass du vorgibst, eine Göttin zu sein, und zulässt, dass mein Freund sich selbst erniedrigt. Bitterholz mag kein Heiliger sein, aber ich werde nicht einfach zusehen, wie er vor irgendjemandem im Staube kriecht.«
Während Jandra blinzelte, begann sie die Frau deutlicher zu sehen. Sie war groß, hatte breite Schultern und scharfe Gesichtszüge. Da sie auch breite Hüften und üppige Brüste hatte, war sie ganz offensichtlich das Modell für die Statue der Göttin. Dankbarerweise war sie angekleidet, trug eine lockere weiße Baumwollbluse, die ordentlich in einer engen, blauen Hose steckte. Sie war barfuß, und ihre Fußnägel waren grün bemalt, passten zu ihren Haaren, die einen dunklen, grasähnlichen Ton hatten. Die Frau starrte sie eingehend an. Ihre Augen wurden
weicher, und die Wut verwandelte sich in Nachdenklichkeit. Sie kicherte wieder und machte einen Schritt zurück.
Die grünhaarige Frau ging zu einem Metalltisch, der sich in der Mitte des Durcheinanders befand. Der Raum war lang und verhältnismäßig schmal, und er war voller Tische und Regale. Es gab keine sichtbaren Türen oder Fenster. Am meisten wurde Jandras Aufmerksamkeit von den vielen Rahmen angezogen, die die Wände säumten und mit seltsamen Gemälden gefüllt waren, die aus Licht und Bewegung zu bestehen schienen und Kreaturen und Landschaften in unzähligen Variationen zeigten.
Auf dem Metalltisch befanden sich Hunderte von Zeichnungen, die meisten davon Bleistiftskizzen, ein paar in Tusche und mit verwaschenen farblichen Pigmenten. Die Frau nahm einen weißen Zylinder aus Papier auf und steckte ihn sich zwischen die Lippen. Sie hob einen Finger, dessen Nagel ebenfalls grün bemalt war, aber vom vielen Benutzen beschädigt war, und legte ihn an den Papierzylinder. Eine kleine Rauchwolke stieg von der Kontaktstelle auf. Die Frau nahm einen tiefen Zug, und die Glut am anderen Ende wurde leuchtend rot. Dann öffnete sie den Mund und stieß eine lange Rauchwolke aus. Der beißende Rauch brannte in Jandras Augen.
»Du weißt, warum ich die menschliche Rasse behalte, oder?«
»Ich wusste nicht, dass du eine derartige Entscheidung getroffen hast«, sagte Jandra.
»Tabak«, sagte die Göttin. »Ich kann eine genaue Replik dieser Zigarette erstellen, Molekül für Molekül, mit Hilfe der Naniten. Unter einem Mikroskop würde niemand den Unterschied bemerken. Aber der Geschmack ist nicht ganz der gleiche, wenn der Tabak nicht den ganzen Prozess durchlaufen hat; das Wachsen, das Trocknen und Rollen. Also habe ich beschlossen, die Menschheit am Leben zu lassen, solange sie mir meine Lieblingsdroge anbaut.«
»Ich verstehe«, sagte Jandra. Sie hatte gewusst, dass die Göttin eine Täuschung war. Sie hatte allerdings nicht die Möglichkeit bedacht, dass dieses Wesen hier geistig krank sein könnte. Jandra wich vor dem Rauch zurück und versuchte, ein Gefühl für ihre Umgebung
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