Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
Tischrand stand. Ihre Miene blieb einen Moment undurchschaubar, dann plötzlich lächelte sie.
»Du hast Mumm. Das gefällt mir. Ich habe das Gefühl, dass wir Freundinnen sein könnten.« Die Göttin beugte sich vor und streckte eine Hand aus. »Schlag ein, Jandra Drachentochter.«
Jandra kannte diese Geste nicht, aber instinktiv streckte sie ihre eigene rechte Hand aus. Die Göttin nahm sie, und als ihre Handflächen aneinanderlagen, schüttelte sie ihren Arm heftig.
»Ich kann ein Mädchen wie dich in meinem Team gebrauchen«, sagte die Göttin. »Willkommen an Bord.«
»Oh«, sagte Jandra, die nicht begriffen hatte, dass sie in ein Team eingezogen worden war.
»Es heißt Jazz, übrigens«, sagte die Göttin.
»Was heißt Jazz?«
»Mein Name«, sagte die Göttin. »Mein richtiger Name ist Jasmine Robertson, aber meine Freunde nennen mich Jazz. Zumindest tun sie das, bevor ich ihrer müde werde und sie töte.«
Jandra ließ Jazz’ Hand los; sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Du musst an diesem gläsernen Blick arbeiten«, sagte Jazz. »Wirklich, auch wenn du die Witze nicht verstehst, ein Lächeln würde dich deutlich klüger aussehen lassen.«
Jandra stand kurz davor, Jazz zu sagen, dass sie ihrer Beleidigungen müde wurde. Dann beschloss sie, mitzuspielen, und grinste.
»Wenn ich in deinem Team bin«, sagte Jandra, »möchte ich
noch ein paar Antworten. Du hast gesagt, dass du Vendevorex gekannt hast. Hast du ihm den Helm gegeben?«
»Nein«, sagte Jazz. »Wenn ich das getan hätte, hätte ich ihm ganz sicher auch beigebracht, ihn zu verschließen.«
»Aber du hast den Palast im Blick, ja?« Sie sah auf das Bild, auf dem Shandrazel mit Androkom saß. »Und du tust das schon eine ganze Weile? Hast du mich dort gesehen?«
»Sicher«, sagte Jazz.
»Hast du mich gesehen, als ich noch ein Säugling war? Weißt du, wer meine Eltern waren?«
»Nicht wirklich. Ich habe gesehen, wie Vendevorex sie getötet hat, aber ihre Namen waren nie wichtig für mich. Ich war mehr daran interessiert zu erfahren, wie ein Drache an ein solches Spielzeug gekommen ist. Himmel, hat er sich damals unbeholfen angestellt. Ich war fest davon überzeugt, dass er sich damit selbst töten würde.«
»Oh«, sagte Jandra. »Dann weißt du gar nichts über meine Familie?«
»Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Sicher, ein bisschen was weiß ich. Nicht alle sind in jener Nacht gestorben. Du hast einen älteren Bruder, der entkommen ist.«
»Wirklich? Wie ist sein Name? Lebt er noch?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich verfolge nicht jedes Lebewesen in allen Einzelheiten. Ich kümmere mich nur um die Hauptakteure. Tut mir leid, Mädchen. Ich kann dir nur sagen, dass er zwölf Jahre älter ist als du und dir sehr ähnlich gesehen hat, was die Haare und die Augen betrifft.«
Jandra versuchte sich vorzustellen, wie ihr Bruder aussehen musste. Es war beinahe unmöglich; es gab einfach zu viele Männer in der Welt mit braunen Haaren und braunen Augen.
Sie hatte eine zweite Frage. »Was hast du mit Zeekys Familie gemacht?«
Jazz sah sie mit einem rätselhaften Lächeln an. Die Luft war plötzlich angefüllt mit einer eigenartigen Energie. Jandra sah sich um und bemerkte hinter sich einen weiteren Regenbogen, ähnlich wie der, durch den sie gereist war.
Ehe sie begriff, was geschah, spürte sie, wie Jazz’ Hände sich auf ihren Rücken legten und sie schroff nach vorn stießen. Jandra stolperte auf den Regenbogen zu, und erneut wurde es schwarz um sie herum.
Kapitel Neunzehn
Der verlorene Sohn
E s war Mittag, als Shanna und Lin die Pferde vor einem kleinen Bauernhaus zum Stehen brachten. Pet glitt von dem, auf dem er mit Shanna saß, während Lin in das Bauernhaus ging, um neue Reittiere zu beschaffen. Dies war das zweite Mal in zwölf Stunden, dass sie die Pferde wechselten. Pet wusste nicht, wie weit die Reise noch gehen würde; die Mädchen waren zermürbend einsilbig, was ihr Ziel betraf oder den Grund für das extrem hohe Tempo, das sie an den Tag legten.
Als die Pferde, die sie die letzten sechs Stunden geritten hatten, zu einem Bottich ganz in der Nähe gingen, begleitete Pet sie. Er ließ sich auf Hände und Knie herunter und trank einen großen Schluck von dem eiskalten Wasser. Die kühle Frische half ihm, nicht auf den Sabber zu achten, der von den Tieren ins Wasser fiel. Das Licht fiel auf eine Weise auf die Wasseroberfläche, dass sich sein Gesicht nur schwach darauf widerspiegelte, und er war
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