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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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einen Blick zu; ihre Augen waren voller Scham. Ihre Wächter hoben sie auf den Balkon und zwangen sie, sich neben Graxen zu stellen.
    Ein paar Minuten lang standen Graxen und Nadala schweigend da, unfähig, einander anzusehen.
    Schließlich wurde die Ruhe von dem Klacken eines Stockes auf Stein unterbrochen. Graxen sah eine vertraute Gestalt auf sich zukommen. Die verhutzelte Matriarchin humpelte nach vorn und starrte ihren farblosen Sohn finster an.
    »Achthundertdreiundsiebzig«, sagte die Matriarchin. »So viele Walküren mussten wegen eurer unehrenvollen Begierde sterben.«
    Nadala zuckte zusammen, als wäre die Zahl ein körperlicher Schlag.

    Die Matriarchin seufzte. »Ihr seid mit der Bitte hergekommen, vom Fadensaal befreit zu werden. Ihr wünscht eine andere Zukunft für die Himmelsdrachen. Viele der Wandteppiche sind durch Feuer und Rauch zerstört worden. Euer Wunsch geht also in Erfüllung. Diejenigen Walküren, deren Fadenlinien verloren sind, werden von der Fortpflanzungslenkung durch das Nest befreit werden. Zukünftige Matriarchinnen werden diese ungeleiteten Paarungen überwachen; es wird viele Generationen brauchen, um zu beurteilen, ob die Entscheidung, die ich treffe, klug ist oder nicht. Es wird die Pflicht einiger zukünftiger Matriarchinnen sein, darüber nachzudenken, wie unsere Rasse reagieren sollte, wenn dieser Weg fehlschlägt. Meine Pflicht ist es jedoch, über euer Schicksal zu entscheiden.«
    Graxen senkte den Kopf. Er kannte ihre Entscheidung, bevor sie sie aussprach. Sie würden nicht die ersten Drachen sein, die als Todesstrafe auf die scharfen Stahlspitzen unter ihnen geworfen würden.
    »Ihr werdet beide verbannt werden«, sagte die Matriarchin.
    Gemurmel ging durch die Reihen der Walküren.
    Graxen sah auf; er wusste nicht, ob er die Worte glauben sollte.
    »Üblicherweise sollte ich dich als Fetzenflügel wegschicken«, sagte die Matriarchin weiter. »Aber das Schicksal hat eure Körper bereits mit missratenen Schuppen verunstaltet. Es ist am besten, wenn eure Flügel intakt bleiben. Ihr müsst nach Westen fliegen, über die verfluchten Berge hinaus, damit ihr unsere Art nicht weiter verseucht. Ihr habt zwei Tage Zeit. Danach wird jeder Drache, der euch begegnet, verpflichtet sein, euch zu töten.«
    »Aber«, begann Nadala mit heiserer Stimme, als hätte sie viele Tage geweint. »Aber Ihr habt doch im Fadensaal gesagt,
dass wir getötet werden sollen. Wir haben so viel Schaden verursacht. Wie könnt Ihr uns verschonen?«
    Die Matriarchin schüttelte den Kopf.
    »Blasphet und sein Kult haben so viele deiner Schwestern getötet, Nadala«, sagte sie. »Diese Insel hat genug Tod gesehen.«
    Graxen war verwirrt. War dies ein Trick? Die Matriarchin wirkte nicht so, als könnte sie barmherzig sein. Und doch schien es kein Trick zu sein, als sich zwei Walküren näherten und sie von ihren Ketten befreiten. Die Eisenglieder klirrten, als die Walküren sie wegtrugen.
    »Fliegt jetzt«, sagte die Matriarchin und drehte sich um. »Verdunkelt diese Ufer nicht mehr mit euren Schatten.«
    Während sie dies sagte, versetzten ihnen die Walküren, die ihnen die Fesseln abgenommen hatten, einen kräftigen Stoß. Graxen stürzte den Spitzen entgegen. Seine Gliedmaßen waren noch taub von der langen Gefangenschaft. Er fühlte sich geschwächt; während der ganzen Zeit hatte er nie etwas zu essen bekommen. Und doch breitete er instinktiv die Flügel aus. Der Wind fing sich in seinen Federschuppen, und er zog sich wieder hoch.
    Nadala fiel weiter nach unten. Sein Herz raste, als sie sich den Spitzen näherte. Dann, schließlich, öffnete sie die Schwingen, lenkte sich vom sicheren Tod weg und folgte ihm über den See.
    Auf der anderen Seite des Wassers landete Graxen auf dem nackten Ast eines hohen Baumes. Der Ast schwankte, als Nadala sich zu ihm gesellte. Sie wirkte verloren.
    »Sie hätte uns töten müssen«, flüsterte sie.
    Graxen nahm ihre Vorderklaue in seine.
    »Hätte unser Tod die Tragödie ungeschehen machen können? «, fragte er leise. »Ich bin überrascht über ihre Entscheidung, aber meine Mutter hat recht. Es hat genug Tod gegeben. Wir haben die Chance zum Leben erhalten.«

    »Wir sind verbannt worden«, sagte Nadala. »Ich werde meine Schwestern nie wieder sehen. Ich werde mein Heim nie wiedersehen. Vor uns liegt nichts als Ungewissheit.«
    »Nicht nur Ungewissheit«, sagte Graxen. »Wir haben uns.«
    Nadala sah ihn an; sie wirkte verloren.
    »Graxen, warum haben wir etwas so

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