Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
immer noch!«, sagte Shandrazel. »Ich werde immer noch der König sein, der die Könige abschafft. Ich werde der Drache sein, der die Sklaverei und Ungleichheit der Menschen abschafft.«
»Das sagt Ihr, während Ihr eine Armee befehligt, in der die untergeordneten Arbeiten von Sklaven verrichtet werden.«
»Ich bräuchte keine Armee, wenn ihr Menschen nicht einen Krieg angezettelt hättet!«, schnappte Shandrazel. Speichel
spritzte aus seinem Maul. »Der Fluss hier ist rot vom Blut der Drachen, die ihr getötet habt. Wie kann es nach einem solchen Gräuel Frieden geben? Es kann keinen Frieden geben, bis Gerechtigkeit herrscht. Ihr Menschen habt mir keine andere Wahl gelassen, als eure Rebellion zu zerschlagen und Drachenschmiede den Erddrachen zurückzugeben.«
Im Gegensatz zu Shandrazels Wut klang Pet sehr ruhig. »Wenn die Erddrachen eine neue Stadt brauchen, um eine neue Schmiede zu errichten, gebt ihnen die Freie Stadt. Sie ist von Drachen entworfen worden. In ihr sollten Drachen leben.«
»Macht Euch nicht lächerlich«, sagte Shandrazel. Seine Stimme zitterte. »Drachenschmiede ist die historische Heimat der Erddrachen. Sie werden nicht – «
»Ich habe gehört, dass Drachenschmiede vor langer Zeit von Menschen errichtet worden ist«, sagte Pet. »Wenn Eure Entscheidungen durch den Lauf der Geschichte beeinflusst werden, solltet Ihr den Anspruch der Menschen auf die Stadt unterstützen. «
Shandrazel kniff die Augen zusammen. »Ihr habt die Stadt mit Gewalt an euch gerissen.«
»Ja«, sagte Pet. »Und die Drachen herrschen mit Gewalt über diese Welt. Wir können ewig darüber reden, welche Handlung der Gewalt welche Handlung der Rache hervorgerufen hat. Während der Gespräche im Palast habt Ihr allerdings etwas Grundlegendes gesagt. Ihr habt gesagt, dass die Geschichte zu Ende ist. Ihr habt das Heraufdämmern eines neuen Zeitalters verkündet. Glaubt Ihr diesen Worten immer noch?«
»Wovon redet Ihr?«
»Wenn Ihr die Geschichte enden lassen wollt, wenn Ihr den alten Groll auslöschen wollt, tut es hier und jetzt. Führt Eure Armee nach Hause und lasst Drachenschmiede in den Händen der Menschen. Zeigt uns, dass die Geschichte beendet ist, und
dass Ihr willens seid, ein neues Zeitalter des Friedens einzuläuten. Zeigt uns, dass Eure schönen Worte tatsächlich etwas bedeutet haben.«
Jandra hielt den Atem an, als sie Shandrazels Augen sah. Sie konnte nicht einmal annähernd die Gedanken erfassen, die in ihm rasten. Hex stand derweil mit gefalteten Schwingen an seiner Seite; seine Miene drückte etwas aus, das an Erheiterung grenzte.
Shandrazel stieß langsam seinen Atem aus. »Pet, Ihr seid ein Flüchtling«, sagte er. »Mit einem einzigen Ruf kann ich meine Wachen herholen und Euch wieder in Ketten legen lassen.«
»Eine schöne Drohung einem Mann gegenüber, der hergekommen ist, um zu reden«, sagte Hex. »Ich sehe, du hast die Diplomatie unseres Vaters geerbt.«
»Nein«, sagte Shandrazel. »Vater hätte ihn bereits töten lassen. Pet, Ihr könnt frei von hier weggehen. Sagt Euren Kameraden in der Stadt, dass es keine weiteren Verhandlungen mehr geben wird. Eure Position ist inakzeptabel. Drachenschmiede muss befreit werden. Die Menschen haben die Festung in einer einzigen Nacht übernommen. Ich werde euch eine einzige Nacht geben, um zu fliehen. Bei Morgengrauen werden wir uns Drachenschmiede zurückholen und alle töten, die wir im Innern der Mauern finden. Im Laufe des Tages ist Verstärkung eingetroffen. Ihr Menschen könnt das Überraschungsmoment nicht mehr für euch in Anspruch nehmen. Ihr werdet fallen.«
»Ihr würdet uns von der Festung weggehen lassen?«, fragte Pet. »Ihr würdet uns nicht verfolgen?«
»Nein«, sagte Shandrazel. »Wer flieht und die Waffen zurücklässt, wird verschont werden.«
»Und wenn wir die Waffen mitnehmen?«
»Wird es keinen Winkel in meinem Königreich geben, in dem ihr euch verstecken könnt.«
»Dann ist es also wieder ein Königreich? Kein Gemeinwesen mehr?«
»Ich habe mich versprochen«, sagte Shandrazel. »Unsere alten Muster sterben nur mühsam, fürchte ich.«
Pet kratzte sich am Bart, als würde er über Shandrazels Angebot nachdenken.
Er sah Jandra an. Seine Schultern sackten nach unten. Seine Augen blickten kummervoll drein, als er sagte: »Es tut mir leid.«
»Was?«
Pet antwortete, indem er seine Faust gegen sie schwang. Ihre scharfen Augen folgten seiner Hand, als sie sich ihrem Gesicht näherte. Die Knöchel waren aufgesprungen
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