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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Es war Diebstahl. Vermeide es, ihre Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen. Du glaubst vielleicht, dass die Bewohner von Atlantis ihr Eigentum nicht mehr suchen. Aber Zeit spielt für die Atlanter unglücklicherweise keine Rolle, da sie in jeder Hinsicht unsterblich sind. Ich zweifle nicht daran, dass sie sich diese Vorrichtung zurückholen wollen. Vielleicht warten sie auch nur auf meinen Tod, um sie danach zurückzufordern. Du befindest dich also möglicherweise in ernster Gefahr. Wenn du jemandem aus Atlantis begegnest, sei absolut vorsichtig. Ihre Macht übersteigt unsere auf unvorstellbare Weise. Wie auch immer,
das bedeutet nicht, dass sie nicht besiegt werden können. Die Atlanter haben einen Fehler, der sich als fatal erweisen könnte, wenn du bereit bist, ihn auszunutzen. Sämtliche Atlanter – «
    Ein Schrei übertönte Vendevorex’ Stimme – ein Wutschrei, der von irgendwo unten kam und so klang, als würde er abrupt abgeschnitten. Das Gebrüll eines Erddrachen folgte: »Zurückbleiben! « Obwohl die Stimmen von einigen Stockwerken unter ihr kamen und von dicken Steinwänden gedämpft wurden, klang es fast so, als wären die Worte in diesem Zimmer gesprochen worden.
    Während Jandra über die Stimmen nachdachte, flackerten Bilder in ihrem Kopf auf. In einem einzigen Moment sah sie die Gesichter all der Erddrachen, denen sie jemals begegnet war. Einen Herzschlag später waren die Bilder verschwunden, und nur noch ein einziges Gesicht blieb in ihrem Gedächtnis haften – das einer Wache namens Ledax. Sie kannte ihn kaum, hatte ihn in all den Jahren, die er im Palast Dienst tat, nur ein einziges Mal sprechen hören. Und doch wusste sie, dass es seine Stimme war, die die Warnung ausgestoßen hatte. Und sie wusste auch – mit der gleichen Gewissheit –, dass der erste Schrei, den sie gehört hatte, von den Lippen einer menschlichen Frau gekommen war.
    Von unten war das qualvolle Stöhnen von Ledax zu hören. Der gurgelnde Schrei der Frau verwandelte sich in ein befriedigtes, unheimliches Kichern.
    Jandra lief zu den Stufen, aber das üppige Trauerkleid behinderte sie etwas. Sie wünschte sich, es wäre kürzer. Während sie sich bewegte, rutschte das Kleid zu den Knien hoch, und der Stoff teilte sich zu den einzelnen Bahnen auf, in die er gearbeitet war, was ihren Beinen mehr Freiheit ließ. Sie stürzte die Stufen hinunter, so schnell es ging, und näherte sich dem unheimlichen Lachen. Als sie in das Zimmer platzte, erstarrte
sie bei dem Anblick des Gemetzels, das dort stattgefunden hatte. Vendevorex’ Warnung bezüglich möglicher Halluzinationen kam ihr plötzlich nur zu berechtigt vor.
    Ledax lag ausgestreckt und reglos auf dem Boden. Blut sickerte aus einer Wunde an der Schulter. Ein nacktes Mädchen hockte über ihm; sie musste noch jünger sein als Jandra. Ihre Brüste und ihr Bauch waren mit Blut beschmiert, und ihre Lippen verzogen sich zu einem bösartigen, breiten Grinsen. Dunkelroter Speichel floss über ihr Kinn, während sie kicherte. Schwarze Schlangentätowierungen zierten ihren Schädel und Hals; ähnliche Bilder waren auf ihren Oberschenkeln und ihren Armen zu sehen. In der rechten Hand hielt sie einen langen Dolch, dessen schwarze Klinge glitzerte. Die Augen des Mädchens ließen Jandra zögern. Sie fragte sich, ob sie in eine alptraumhafte Halluzination geraten war. Die Pupillen des Mädchens waren leere, schwarze Kreise in blutunterlaufenen, pinkfarbenen Teichen. Jandra hatte schon vorher in die Augen eines Mörders gesehen. Sie hatte Fetzenflügel niedergestarrt und ihre Blicke mit denen von Erddrachen verschränkt, und sie hatte trotzig ertragen, dass sie von Sonnendrachen angestarrt wurde. Nicht im Mindesten jedoch war sie auf die Leere in den Augen dieses Mädchens vorbereitet, auf das Nichts, auf den ungerührten Blick einer Fanatikerin, die sich in ein Instrument des Todes verwandelt hatte.
    Während Jandra wie gelähmt war von ihren Zweifeln, blieb das Mädchen von so etwas unberührt. Mit einem Knurren machte sie einen Satz auf Jandra zu, schwenkte den Dolch über ihrem Kopf und zielte dann auf Jandras Gesicht.
    Jandra hob die Hand, um nach dem Arm des Mädchens zu greifen, und die schwarze Klinge schnitt in ihre Handfläche. Blut spritzte ihr ins Gesicht, und einen Herzschlag später wurde der Arm schlaff. Das Mädchen zog den Dolch zurück; sie
lächelte immer noch. Beim dritten Herzschlag war Jandras ganzer Rumpf benommen. Einen vierten Herzschlag gab es nicht. Ihre Lunge

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