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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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der Erinnerung an seine Träumereien, und dann ermahnte er sich, dass er hier war, um zu begreifen, was er falsch gemacht hatte. Sein größer Fehler, das wusste er, war sein Drang gewesen, seine Opfer zu quälen, statt sie einfach zu töten.
    Für Shandrazel hatte er keine Visionen von besonders ausgeklügelten Folterstühlen. Er würde einfach seine Kiefer um den Bastard schließen und ihm die Kehle herausreißen! Der Gedanke erfüllte ihn mit einer Wärme, welche die Kühle des Gesteins zu lindern vermochte.

    Eine Tür quietschte irgendwo oben. Einmal am Tag kamen die Wachen, gaben ihm Haferbrei zu essen und machten den Dreck weg, den Blasphet seit dem letzten Mal hinterlassen hatte. Noch hatte er keine seiner Wachen getötet, aber ein Dutzend Möglichkeiten war ihm bereits in den Sinn gekommen. Vielleicht würde er sich heute ein bisschen was gönnen. Gedämpftes Licht sickerte durch die Dunkelheit. Der beißende Gestank einer Öllampe trat ihm in die Nase, als die Wachen die Stufen herunterkamen.
    Etwas war anders. Blasphet legte den Kopf schief und lauschte den Schritten genauer. Das Geräusch war falsch. Wer immer sich näherte, war nicht so schwer wie Erddrachen. Menschen, die vielleicht Rache an ihm nehmen wollten? Es kam ihm ungerecht vor. Der Völkermord war Albekizans Vision gewesen; er, Blasphet, hatte die Herausforderung nur aus intellektueller Neugier angenommen. Er hegte keinen Hass auf die Menschheit als solche. Die Menschen waren die Einzigen gewesen, die ihm angemessenen Respekt erwiesen hatten. Menschen hatten ihn einst als Gott verehrt – als Mördergott. Es war nicht schwer gewesen, eine Heerschar von Attentätern und Spionen von seiner Göttlichkeit zu überzeugen. Die Menschen glaubten mit der gleichen Unerschütterlichkeit an Götter, wie sie an das Wetter glaubten. Es lag einfach in ihrer Natur. Auf der Höhe seiner Macht war die Zahl von Blasphets Anhängern – bevor Albekizan den Kult zerstört hatte – in die Tausende gegangen.
    Schlüssel klirrten im Schloss der Eisentür. Glühendes Licht kennzeichnete den Rahmen. Langsam und ächzend öffnete sich die Tür, als ein halbes Dutzend Erddrachen sie mit der Anstrengung ihrer Beine aufstießen. Ein einzelner Erddrache hätte eigentlich stark genug sein müssen, um die schwere Tür aufzuschieben.
    Blasphet legte den Kopf schief, als er zusah, wie die Erddrachen
die Zelle betraten. Vier weitere folgten; diese trugen ein mannsgroßes Bündel aus Zeltstoff, das mit Seilen fest verschnürt war. Schweigend näherten sich die Erddrachen; die Schlüsselbunde klirrten in ihren Fäusten. Die sechs, die die Tür geöffnet hatten, gingen zu den Fesseln, die ihn festbanden. Ohne irgendwelche Erklärungen schoben sie die Schlüssel in die Schlösser und drehten sie herum. Eisen fiel klirrend auf den Boden, als sie ihm die Fesseln abnahmen. Sie grunzten vor Anstrengung – in der feuchten Luft des Kerkers hatten die Fesseln bereits zu rosten begonnen.
    Blasphet war mit dem Rücken auf den Boden gefesselt worden. Seine Glieder waren geschwächt, beinahe gelähmt, aber mit Hilfe seiner Willenskraft rollte er sich auf die Seite. Die Erddrachen halfen ihm, sich auf den Bauch zu drehen. Dann zogen sie sich ein Stück zurück, während Blasphet sich zitternd auf die wackeligen Beine erhob. Er streckte die Flügel aus, schüttelte sie und befreite sie von dem feuchten Dreck darauf.
    Die Erddrachen knieten nieder und senkten ihre Schildkrötenköpfe, so dass ihre Stirnen den Boden berührten. Die Arme hatten sie wie zum Gebet nach vorn ausgestreckt.
    »Ihr seid Menschen, ja?«, fragte Blasphet mit rauer Stimme. Seine Kehle war wund, dort, wo die Fessel gewesen war. »Die Bewegungen eurer Körper verraten euch.«
    Eine Wache erhob sich und sah Blasphet mit dunklen, umwölkten Augen an. Sicherlich wirkten sie wie Erddrachen, und sie rochen auch wie sie, aber diese Augen waren nicht natürlich … sie wirkten eher wie lebloses Glas denn wie lebendige Sehorgane. Der Erddrache legte beide Hände auf den graugrünen Kopf, verdrehte den Schädel etwas und nahm ihn von den Schultern.
    Das Gesicht eines Menschen kam zum Vorschein. Es handelte sich um eine junge Frau, die sich den Kopf kahl geschoren
hatte. Über ihrem rechten Auge befand sich die schwarze Tätowierung einer Schlange, die sich erst über ihren Schädel schlängelte, dann den Hals hinunter und schließlich über die Schultern. Die anderen Erddrachen standen jetzt ebenfalls auf und nahmen ihre Köpfe ab.

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