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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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fürchtete, die heilige Stimmung dieses Ortes zu zerstören. Die Wandteppiche des Fadensaals waren von unschätzbarem Wert. Abgesehen von der äußeren Darstellung der Schlacht waren die Fäden in einem ausgeklügelten Code miteinander verwoben. Für die Matriarchin und andere, die in diese Form der Überlieferung eingeweiht waren, erzählte jeder Faden dieser Wandteppiche eine Geschichte. Dickere Linien repräsentierten die Leben all der individuellen Himmelsdrachen, die jeweils im Laufe der Jahrhunderte im Nest geboren worden waren. Dünnere, parallel dazu verlaufende Fäden stellten erwünschte genetische Merkmale dar. Linien kreuzten sich in kunstvollen Mustern, da jede Paarung, jede Geburt, jeder Tod eines Himmelsdrachen in allen Einzelheiten vermerkt worden war.
    Jahrhunderte zuvor war beschlossen worden, dass das genetische Schicksal der Rasse der Himmelsdrachen zu wichtig war, als dass es dem Zufall überlassen bleiben konnte. Daher war es den männlichen und weiblichen Drachen nicht gestattet, sich nach Lust und Laune zu vermischen. Jede Paarung war das Ergebnis einer sorgfältigen Entscheidung, die die Matriarchin und ihre Vorgängerinnen getroffen hatten. Viele Paarungen wurden bereits Generationen zuvor geplant. Andere warteten darauf, dass ein Himmelsdrache ein neues Merkmal aufwies – erhöhte Intelligenz zum Beispiel oder eine gut dokumentierte Widerstandskraft gegenüber Krankheiten. Es war die Pflicht der Matriarchin, diese wünschenswerten Erbveränderungen einzufangen, indem sie sie sorgfältig mit einer dafür empfänglichen Blutslinie verband.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Saals war ein Teil der
schwarzen Wand nicht von Wandteppichen verhängt worden. Hier hing eine einzelne Schieferplatte, die zwölf Fuß hoch war und viermal so lang; sie war übersät mit farbigen Strichen und unzähligen hingekritzelten Bemerkungen. Die Matriarchin ging hinüber und musterte die Tafel, als hätte sie Graxen ganz vergessen und würde sich wieder ihren gewöhnlichen Pflichten widmen – dem Lenken des Schicksals ihrer Rasse. Sie lehnte ihren Stock an die Tafel, während sie eine dicke Kreide in die Vorderklaue nahm.
    Wie oft bei älteren Drachen, waren die Schuppen der Matriarchin blasser geworden; sie verliehen den langen Schuppen, die vom Nacken das Rückgrat hinunterliefen, eine Art weißen Schatten. Der einst juwelenähnliche Glanz ihrer Schuppen war verblasst, als läge er unter lebenslangem Staub begraben.
    Graxen zuckte zusammen, als die Matriarchin die Kreide an die Schiefertafel legte und eine lange, kreischende Linie von oben nach unten zog. Links standen Hunderte von hingekritzelten Bemerkungen in einem Regenbogen von Farben, umgeben von Kreisen und verbunden durch Linien und Pfeile. Er kannte keinen der Namen bis auf einen. In einem großen, gelben Oval und umgeben von pinkfarbenen Fragezeichen stand in dicken Großbuchstaben der Name Vendevorex. Es gab keine Linien, die seinen Kreis mit einem anderen verbanden.
    Rechts von der Linie, die sie gezogen hatte, war die Tafel leer und schwarz. Obwohl ihre Klaue zitterte, schrieb sie in ordentlichen, gleichmäßigen Buchstaben: »Weltordnung nach Albekizan.«
    Ohne Graxen anzusehen, fragte die Matriarchin: »Ist es wahr, dass der sogenannte Zauberer tot ist?«
    »Ja«, sagte Graxen. »Sein Scheiterhaufen wird heute Nacht entzündet.«
    Die Matriarchin zog ein schwungvolles »X« über Vendevorex’
Namen. »Der ›Meister der Unsichtbarkeit‹ ist seit fünfzehn Jahren eine Klette an meinen Schuppen gewesen«, murrte sie. »Er war blutleer, ein Geschöpf ohne Geschichte. Ich habe nie erfahren, woher er stammte. Es freut mich zu hören, dass er gegangen ist. Asche in einer Urne zu sein ist das einzige angemessene Schicksal für einen solchen … Fehltritt. «
    Die Art und Weise, wie sie »Fehltritt« sagte, verlieh dem Wort Gewicht und machte es zu etwas Festem, das Graxen in die Brust traf.
    Sie ließ ihm nicht die Zeit, sich von dem Schlag zu erholen. »Shandrazel trägt jetzt die Krone. Er gefällt sich als Gelehrter. Metron wird ihn mit Leichtigkeit kontrollieren.«
    »Shandrazel ist ein freier Denker«, sagte Graxen. »Er wird niemandes Marionette sein. Ganz sicher keine Schachfigur von Metron.«
    »Metron hat Albekizan kontrollieren können«, sagte die Matriarchin. »Der Hohebiologe wird auch für seinen Sohn eine geeignete Wahl sein.«
    »Deine Informanten haben dich nicht ausreichend informiert«, sagte Graxen. »Metron ist kein

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