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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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ein einziges Mal beleidigt?«
    Ragnar verzog die Lippen zu einem Lächeln. Seine Augen behielten den ärgerlichen Ausdruck der Gelassenheit und Heiterkeit bei, und Burke war versucht, der Klinge einen letzten Stoß zu geben.
    »Ihr habt schlechte Zeiten über uns gebracht, Prophet«, sagte Burke und bemühte sich, nicht zu schreien. »Ihr seid im Begriff,
einen Krieg zu entfesseln. Eine Menge Leute werden sterben. Städte werden brennen. Es wird im Frühjahr kein Korn gesät werden, und im nächsten Winter werden die Leute überall hungern. Wir werden die zehnte Pest heraufdämmern sehen, Euch zum Dank. Dies ist eine gewaltige Bürde an Unheil, die ich der Welt ersparen könnte, wenn ich Euch in diesem Augenblick Eure verdammte Kehle durchschneiden würde.«
    Ragnars Miene verwandelte sich jetzt von Gelassenheit und Heiterkeit zu regelrechter Fröhlichkeit. »Krieg!«, sagte er. »Pest! Hunger! Tod! Das, was Ihr fürchtet, sind die Vier Reiter der Apokalypse. Tötet mich, wenn Ihr wollt; Ihr könnt sie dennoch nicht aufhalten.«
    Die Klinge, die Burke in der Hand hielt, zählte zu den besten, die er jemals hergestellt hatte. Sie war scharf genug, dass man sich damit rasieren konnte. Die Lederhaut des Propheten würde sie nicht abhalten. Burke sah Wahnsinn in Ragnars Augen, schreckliche Visionen, die in der schwarzen Mitte tanzten. Als er in diese Schwärze sah, erinnerte er sich mit vollkommener Klarheit an die Schlacht bei Conyar. Der tödliche Pfeilhagel war nichts gewesen, verglichen mit dem, was danach geschehen war. Die Sonnendrachen hatten sich auf die fliehenden und wirr durcheinanderlaufenden Überlebenden gestürzt und sie zerrissen, sie einfach zerrissen, ihnen mit so wenig Mühe, wie man für das Zupfen einer Kornähre von ihrer Hülse aufbringen mochte, das Fleisch von den Knochen getrennt. Wollte er einen solchen Alptraum noch einmal erleben?
    Nein.
    Und Ragnar war seine beste Hoffnung, so etwas nie wieder erleben zu müssen.
    Mit zitternder Hand zog er das Messer zurück.
    »Ich mag Euch nicht«, sagte Burke. »Ich glaube nicht an Euren Gott. Ich glaube nicht an Eure Prophezeiungen. Aber Ihr
habt eine Armee. In ein paar Tagen werdet Ihr eine Gießerei haben. Ich brauche beides, wenn ich den Drachen jemals zeigen will, wieso die Menschen einmal diese Welt beherrscht haben. Zwanzig Jahre voller Alpträume haben mir einen sehr starken Anreiz gegeben, es richtig zu planen, wenn man schon gegen eine Armee von Drachen kämpft. Ich weiß, welche Waffen wir dafür brauchen; ich weiß, welche Ausbildung nötig ist; ich weiß, welche Taktiken und Strategien folgen werden. Ich kann diesen Krieg gewinnen, aber nur, wenn Ihr mir gehorcht.«
    »Ich bin der Erwählte des Herrn«, sagte Ragnar. »Ich gehorche nur seinen Befehlen.«
    »Verflucht, nein!«, rief Burke und riss die Arme hoch. »Das ist genau das, wovon ich rede. Ihr werdet nicht gewinnen, wenn Ihr den Stimmen Eures unsichtbaren Freundes lauscht! Wenn Ihr auch nur die geringste Hoffnung haben wollt, das hier zu überleben, muss ich die einzige Stimme sein, auf die Ihr hört. Euer Mob kann Drachenschmiede durch pure Gewalt einnehmen, aber kann er die Stadt auch halten? Die Sonnendrachen werden kommen und sie Euch wieder wegnehmen. Ich habe einen Plan, wie sie vernichtet werden können. Das bedeutet, aus hundert von Euren Bauern in wenigen Stunden Gießereiarbeiter zu machen. Es bedeutet, dass ich der einzige Kopf bin, der Eure Hände mit der Absicht führt, Waffen herzustellen, die Ihr Euch nicht einmal vorstellen könnt. Wenn wir schnell genug sind und etwas Glück haben, werden die Drachen, die über uns fliegen, getötet werden. Ihr Blut wird dann vom Himmel regnen. Unser größtes Problem wird dann darin bestehen, wie wir die Leichen von den Straßen kriegen, bevor sie verwesen.«
    Ragnar sah zu Burkes Eulenglas hinüber, dann ging er hin, senkte den Kopf und sah durch die Linse. Er bewegte die Eule auf dem Dreibein mit überraschender Zuversicht und Fertigkeit. Einige Minuten lang musterte er stumm die Stadt.

    Schließlich zog er sich wieder zurück. Sein Gesicht war ausdruckslos; zum ersten Mal war keine Spur von Wut darin, keine ungesunde Freude. Zum ersten Mal, seit Burke ihn getroffen hatte, schien Ragnar sich in seinen Gedanken zu verlieren.
    »Es war nicht der Herr, der mich zu Euch geführt hat, Kanati«, sagte Ragnar. Seiner Stimme fehlte plötzlich die übliche prophetische Ausstrahlung. Jetzt, da der Wahnsinn aus seinen Augen verschwunden

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