Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
mustern, wie sie erübrigen konnte. Jetzt war sie bereit zum Rückzug, wartete nur noch auf einen möglichen Gegenangriff von Blasphet. Sie starrte den Mördergott an und rechnete damit, dass sein riesiger Kiefer jeden Augenblick auf sie zuschießen würde.
Stattdessen richtete Blasphet sich auf, wobei sein Kopf beinahe die hohen Dachsparren der Scheune berührte. Er wirkte weder verärgert noch verängstigt. Er sah sie mit einem Blick an, in dem Mitgefühl lag. Seine Vorderklaue bewegte sich zu seinem Hals, und er zog das Kriegsbeil heraus, ließ es sodann auf den Boden fallen. Blut spritzte rot auf den Segeltuchstoff unter seinen Füßen.
Was auch immer der Grund für diese Verzögerung war, Anza
beschloss, sie zu nutzen. Sie wirbelte herum und schoss auf die Tür zu. Sie schaffte nicht einmal einen Schritt, ehe Colobi ihr auf den Rücken sprang. Sie kam hart auf dem Boden auf, und Colobi fiel auf sie. Die Frau in Weiß saß rittlings auf Anzas Hüfte und nagelte sie am Boden fest.
»Beschmutzerin!«, schrie Colobi, während sie die Hände um Anzas Luftröhre schloss. »So belohnst du uns also unsere Güte?« Sie drückte mit aller Macht zu.
Die fürs Kämpfen zuständigen Zahnräder in Anzas Geist rückten eine Kerbe vor. Colobis Würgegriff mochte in einem unbewaffneten Kampf sinnvoll sein, hatte aber unter den gegenwärtigen Kampfbedingungen einen entscheidenden Haken. Anza schwang ihr zweites Kriegsbeil herum und trieb die Klinge einige Zoll tief in Colobis Stirn. Die junge Frau verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, und stürzte von ihr herunter.
Anza schob die Leiche zur Seite und zog ihr Kriegsbeil mit einem schmatzenden Geräusch aus Colobis Schädel. Dann rollte sie sich auf Hände und Knie und blickte auf.
Ohne die Tortur im Fluss hätte sie vielleicht eine Chance gehabt. Die anderen Schwestern der Schlange fielen wie eine einzige Woge über sie her. Anza schwang ihr Beil, aber es war zu spät. Drei Frauen packten ihren Arm und drückten ihn nach unten, entrissen ihr die Waffe. Eine andere Frau schlang ihre Arme um Anzas Taille und drückte sie wieder zu Boden. Ein Dutzend Hände grabschte nach ihren Beinen. Noch mehr Hände packten ihren rechten Arm und drückten ihn auf den strohbedeckten Boden.
Anza bog den Rücken durch, zappelte und wehrte sich, versuchte, irgendwie freizukommen, aber wann immer sie eine Hand abschüttelte, packten vier andere sie. Es dauerte nicht lange, und sie lag erschöpft und reglos mit ausgestreckten Gliedern
da, während sich über ihr die dunkle Gestalt von Blasphet auftürmte.
Blasphet hielt sich die Vorderklaue an die Kehle. Als er seine blutverschmierten Krallen wegnahm, sickerte kein Blut mehr aus der Wunde. Das Blut auf seinen Klauen und am Hals verblasste, wurde von der dunklen Haut aufgesogen. Es war keine Wunde mehr zu sehen.
Die schwarze Kreatur musterte Anza mit gerunzelter Stirn.
Er tastete sich mit den Krallen über die Brust. Die Schuppen dort waren missgestaltet, was zweifellos auf die Gifte zurückzuführen war, die in seinem Blut waren. Die Schuppen standen von der Haut ab und wirkten mehr wie fette Zecken als die glatten, sich überlappenden Platten einer Schlange. Er zupfte eine dieser Schuppengeschwülste ab und reichte sie der Frau, die auf Anzas Brustkorb hockte.
»Gib ihr das«, sagte er.
Anza presste die Lippen zusammen. Eine Schwester hielt ihr die Nase zu. Eine andere machte sich an ihren Lippen zu schaffen und grub ihre Nägel in das Zahnfleisch darunter. Anza kämpfte gegen den Druck an, bis sie zitterte, aber es nützte nichts. Die Schwestern öffneten ihren Mund immer weiter. Jemand steckte ihr eines ihrer eigenen Messer zwischen die Zähne, um sie daran zu hindern, sie zusammenzubeißen. Die Finger einer Frau machten sich an ihrer Zunge zu schaffen und schoben ihr die samenähnliche Schuppe tief in die Kehle.
Eine andere Frau hielt ihr einen Krug über den Kopf, und ein Wasserstrahl ergoss sich in ihren geöffneten Mund. Plötzlich verschwand das Messer, und sie drückten ihr den Mund zu. Sie schloss die Augen und kämpfte gegen den Drang zu atmen an. Gegen ihren Willen schluckte sie.
Die Frauen ließen ihren Mund los. Als sie die Augen wieder öffnete, kauerte Blasphet nicht mehr über ihr. Der schwarze
Drache beugte sich über Colobi und ignorierte Anza in diesem Augenblick völlig.
»Oh, meine Gläubige«, sagte er, und seine Stimme klang traurig, als er ihren schlaffen Körper aufhob. »Dein ganzes Leben
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