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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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Er befand sich im hinteren Teil des Raumes und starrte sie mit einem Blick an, den sie am ehesten als finsteres Stirnrunzeln bezeichnen konnte. Er wirkte ganz und gar nicht zufrieden über das, was er sah, aber er kam ihr auch nicht wie eine Bedrohung vor. Nichts an der Haltung des Drachen deutete darauf hin, dass er Gewalt in Betracht zog.
    Anza, die sich zum ersten Mal, seit sie denken konnte, vollkommen und wirklich sicher fühlte, schloss die Augen und weinte sich im Schutz von Blasphets Flügeln in den Schlaf.
     
    Jandra erwachte, als sie eine Frau weinen hörte. Ihre Augen öffneten sich, als die Echos verklangen. Sie spürte Panik in sich aufsteigen; totale Dunkelheit umgab sie. War sie blind? Die Orientierungslosigkeit ließ nach, als sie sich daran erinnerte, dass sie sich unter der Erde befand, tief unten in den Minen steckte.
    Sie hatte selten echte Dunkelheit erlebt. Über der Erdoberfläche gab es selbst in einer bewölkten, mondlosen Nacht noch irgendwelche Spuren von Licht. In dem Palast, in dem sie aufgewachsen war, hatte es viele Schatten gegeben, aber es war immer irgendwie eine Fackel oder Lampe in der Nähe gewesen. Als sie ihre Kräfte besessen hatte, hatte sie Licht erzeugen können, indem sie einfach etwas Staub in die Luft geworfen hatte. Sie setzte sich auf und stieß die Decke weg, die sie um sich geschlungen hatte. Dann holte sie tief Luft, um ihr rasendes Herz zu beruhigen. Sie kam sich dumm vor. Sie war zu alt, um sich in der Dunkelheit zu fürchten.
    Entschlossen griff sie nach dem Visier, das sie neben ihren zum Kopfkissen zusammengerollten Umhang gelegt hatte. Die
Wände der Mine traten schärfer hervor, als sie es aufsetzte, auch wenn es nicht wirklich etwas zu sehen gab. Es handelte sich einfach nur um einen langen Schacht aus schwarzem Stein. Über ihr war Gestein, unten war Gestein, und an den Seiten war Gestein. Die einzigen sichtbaren Lebewesen waren Shay und Echs. Shay saß aufrecht mit dem Rücken zur Wand; er hatte sein Visier bereits aufgesetzt, weshalb seine Augen verborgen waren. Der kurze Zopf, den er sonst trug, hatte sich gelöst, und die roten Haare hingen ihm unordentlich ins Gesicht. Seit einer Woche hatte er sich nicht mehr rasiert, und die Stoppeln um seinen Mund ließen ihn älter erscheinen. Kohlenstaub in seinen Hautfalten machte sein Gesicht dunkler. Er hatte das Gewehr auf seinem Schoß liegen, hielt es mit beiden Händen fest. Das Leben unter der Erde erwies sich als hart für Shay. Je tiefer sie in die Erde vorrückten, desto schweigsamer wurde er.
    Die kühlen, feuchten Tunnel verlangten auch Echs einiges ab. Der kleine Erddrache drückte sich an Shay und starrte Jandra mit weit aufgerissenen Augen an. Er wirkte besorgt.
    »Wie lange bist du schon wach?«, fragte Jandra.
    »Du hast wieder im Schlaf gesprochen«, sagte Shay. »Du bist von deinen Schreien aufgewacht.«
    »Tatsächlich?« Jandra legte den Kopf schief. Sie hatte eine flüchtige Erinnerung an eine schreiende Frau, aber die Erinnerung war sehr vage. »Was habe ich gesagt?«
    »Du hast mit jemandem gesprochen, die Cassie hieß«, sagte Shay. »Kurz bevor du wachgeworden bist, hast du geschrien: ›Es gehört mir!‹«
    Jandra strich sich die Haare aus der Stirn und dachte darüber nach. Sie fragte sich, ob ihre Zunge möglicherweise sprechen konnte, ohne dass ihr Verstand sie kontrollierte, und spürte plötzlich einen unangenehmen Geschmack im Mund. »Ich brauche Wasser«, sagte sie.

    Shay hielt ihr die lederne Feldflasche entgegen. Das Wasser hatte einen schwefelhaltigen Geschmack. Es gab unzählige Bäche und Teiche in der Mine, aber das Wasser der meisten schmeckte wie faule Eier. Es war nicht angenehm, es zu trinken, aber es war auch nicht gefährlich. Vendevorex hatte ihr genug über Chemie beigebracht, so dass sie wusste, dass Schwefel dem menschlichen Körper nicht schadete, wenn man ihn zu sich nahm. Der Nachteil war, dass ihre Spucke den üblen Geschmack ebenfalls annahm. Tatsächlich begann sie bereits zu stinken. Wäre sie noch im Besitz ihrer Nanotechnologie gewesen, hätten die winzigen Maschinen ihre Haut rein halten können, ihren Atem frisch und ihre Haare ordentlich. Sich auf niedererer Ebene um den Körper kümmern zu müssen war anstrengend und beinahe sinnlos in einer Kohlenmine, wo sie nichts anfassen konnte, ohne sich noch mehr zu beschmutzen.
    Sie stellte den Krug ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, wobei sie den harschen, schwarzen Grobstaub spürte,

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