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Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet

Titel: Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Maxey
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verraten. Hier sind alle willkommen, Menschen oder Drachen, unabhängig von ihrer Vergangenheit. Ich war einst ein Fetzenflügel und habe als Bandit überlebt, bis der Heiler mich gefunden hat. Er hat meinen Körper wiederhergestellt und mir aufgetragen, für die Wiederherstellung meiner Seele zu sorgen.« Der Drache kehrte mit einer dicken Decke aus dem Zelt zurück. Er trat zu Anza und legte sie ihr um die Schultern.
    Anza runzelte die Stirn; ihr Körper spannte sich an. War das ein Trick? Durch bloße Willenskraft brachte sie ihre Finger dazu, sich wieder zu bewegen, sich zu öffnen und zu schließen, bis das Blut wieder in ihnen strömte. Die Knochen schmerzten.
    »Ich sehe, dass du zweifelst«, sagte der Himmelsdrache.
»Wenn du erst dem Heiler begegnest, wirst du die Wahrheit erkennen.«
    »Wir werden alle geheilt werden, Bruder«, sagte Colobi.
    »Wir werden alle geheilt werden, Schwester«, sagte der Himmelsdrache. Er nickte respektvoll, breitete die Flügel aus und schwang sich in den Himmel auf, um dahin zu fliegen, wohin auch immer er ursprünglich unterwegs gewesen war.
    Anza nahm die Hände unter den Achseln weg und legte sie auf die Kriegsbeile an ihrem Gürtel. Die Griffe waren so beschaffen, dass sie sich vollkommen an ihre Hand anpassten. Sie fühlte sich etwas stärker, als sie sie berührte. Colobi sah sie mit einem sanften Lächeln an.
    »Du brauchst hier keine Waffen«, sagte sie. Anza sah nach unten. Die Decke, in die sie gehüllt war, war nicht ganz geschlossen. Das Kriegsbeil in ihrer linken Hand war sichtbar. »Die Freie Stadt ist der sicherste Ort auf der ganzen Welt. Der Heiler sorgt für alle unsere Bedürfnisse. Er stellt unsere Körper wieder her, damit wir uns der weit schwierigeren Aufgabe widmen können, unsere Herzen und unseren Geist wiederherzustellen. «
    Anza biss die Zähne zusammen. Sie hatte nicht die Energie, mit verrückten Leuten umzugehen. Andererseits hatte sie aber auch nicht die Energie zu fliehen. Ihre Füße waren wie abgestorben. In diesem Moment schien ihre größte Überlebenschance darin zu bestehen, Colobi zu folgen. Anza hängte die Kriegsbeile zurück an den Gürtel.
    »Kannst du jetzt reden?«, fragte Colobi.
    Anza schüttelte den Kopf.
    »Wenn der Heiler dich versorgt, wirst du dich besser fühlen«, sagte Colobi. »Ich vermute, du hast eine interessante Geschichte zu erzählen, wenn ich an den Aufruhr im Palast denke.«
    Anza zuckte mit den Schultern; sie versuchte den Eindruck
zu erwecken, als hätte sie nicht den blassesten Schimmer, wovon Colobi sprach.
    »Kein Grund, sich dafür zu schämen«, sagte Colobi. »Ich habe mal das gewalttätigste Leben gelebt, das man sich vorstellen kann. Ich war eine Schwester der Schlange, eine verschworene Huldigerin des Mördergottes. Ich bin seinen dunklen Verführungen erlegen, aufgrund schmerzhafter Ereignisse in meiner Vergangenheit. Ich bin in der Überzeugung aufgewachsen, dass das einzige Gesetz lautet, töten oder getötet zu werden. Bis der Heiler mir die Augen geöffnet hat, war ich blind; ich habe die Magie nicht wahrgenommen, die darin liegt, einfach nur am Leben zu sein. So wirst auch du von allem Schmerz befreit werden. Bist du bereit für deine Heilung?«
    Anza war sich nicht sicher, wie sie darauf antworten sollte. Die Schwestern der Schlange waren geistesgestört. Sie töteten, weil sie es für einen Akt der Heiligkeit hielten. Anza hatte nie jemandem das Leben im Namen einer höheren Macht genommen, und sie hatte auch nie einen Hieb im Hass, vor Wut oder Angst ausgeteilt. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, dass es nur dann ethisch vertretbar war zu töten, wenn dieses Ziel vom rationalen Verstand geleitet wurde. Colobi hatte ganz offenbar keinen rationalen Verstand.
    Dennoch, Anza fror, ihre Beine fühlten sich wie Gummi an, und sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal etwas zu sich genommen hatte. Die Dämmerung zog am östlichen Horizont herauf. Irgendwo in der Ferne krähte ein Hahn, dann ein weiterer und noch einer. In der Freien Stadt stieg Rauch von Hunderten von Kaminen auf, und sie roch köchelnden Hafer, als die Menschen aufstanden, um den Tag zu begrüßen.
    Das Vernünftigste wäre, bei Colobi zu bleiben, zumindest so lange, bis sie die Kälte aus ihren Knochen geschüttelt und etwas Essen in den Bauch bekommen hatte.

    »Bist du bereit?«, fragte Colobi wieder.
    Anza nickte.
    Colobi lächelte. »Der Heiler ist vielleicht noch nicht wach, aber er wird bald aufstehen. Er wird sich

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