Die Herrschaft der Drachen 03 - Blasphet
versteckst.«
Er suchte verzweifelt nach neuen Worten, die er sagen konnte. Ein schwaches Lächeln spielte um seine Lippen, als er schließlich die Worte fand, die er die ganze Zeit über hatte sagen wollen. »Schlaf gut, Echs.«
Shay wandte sich von dem Steinhaufen ab. »Ich wünschte, ich hätte etwas zum Lesen gehabt.«
»Du hast diese Bücher von den Unterkünften mitgenommen. «
»Das sind keine Bücher mit Poesie darin«, sagte Shay.
»Deine Worte waren sehr bewegend«, sagte Hex. »Ich glaube, du hast alles gesagt, was gesagt werden musste.«
Shay schüttelte den Kopf. »Ich glaube, mit jedem Tag, der vergeht, erkenne ich die Unzulänglichkeit der Worte noch mehr.« Er entfaltete seine Metallflügel. Der Wind spielte über seine silbrigen Federn. Unten im Tal hüpften weiße Lichtkreise über die dunklen Blätter, Spiegelungen der Sonnenstrahlen auf seinen Flügeln.
»Gehen wir«, sagte er und beugte sich nach vorn. Seine Füße
hoben sich vom Boden. Von der Dringlichkeit ihres Anliegens getrieben, hatte Shay alle Furcht vor dem Fliegen verloren und war dankbar für die Fügung des Schicksals, das ihm Flügel beschert hatte. Auf diese Weise legten sie in wenigen Stunden hundert Meilen zurück.
Shay hätte auch noch weiter oder schneller reisen können. Seine mechanischen Flügel waren unermüdlich. Sie beförderten ihn sogar schneller voran als Hex folgen konnte, in einer sprichwörtlich atemberaubenden Geschwindigkeit, bei der der Wind es ihm schwierig machte zu atmen. Hex musste einige Pausen einlegen. Der Sonnendrache flog in einer Geschwindigkeit, die jedes Pferd abgehängt hätte, aber er konnte mit Shay nicht Schritt halten.
Sie machten an einem Bach in der Nähe eines Hofes Pause. Ein Stück weiter standen ein paar Kühe, die ihnen unruhige Blicke zuwarfen. Shay bemerkte, dass der große Drache zitterte, als er den Kopf zum Wasser senkte. Hex’ rechtes Gliedmaß wirkte sogar noch zittriger als das andere.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Shay. »Hast du dich noch nicht von Jazz’ Angriff erholt?«
»Irgendwie nein«, sagte Hex. »Mein Körper ist zur Hälfte taub. Vielleicht ist es auch nur Einbildung, aber meine Sprache fühlt sich irgendwie undeutlich an.«
»Ich habe dich vorher nie sprechen gehört, daher kann ich das schlecht beurteilen. Aber hast du immer schon gelispelt?«
»Ich vermute, dass Jazz’ Angriff sich wie ein leichter Schlaganfall auf mich ausgewirkt hat«, sagte Hex. »Hätte es länger gedauert, wäre ich womöglich gestorben.«
»Wir müssen nicht so schnell machen, wenn du dich nicht gut fühlst. Wir wissen nicht, wo Jazz ist.«
»Wir können uns den Luxus nicht leisten, uns auszuruhen«, sagte Hex. »Es ist schwer, den Geschwindigkeitsvorteilen eines
Gegners etwas entgegenzusetzen, der große Entfernungen in einem Herzschlag zurücklegen kann, indem er einfach eine Abkürzung durch die Unwirklichkeit nimmt. Ich möchte so schnell wie möglich zur Freien Stadt, um den Flaschengeist zurückzuholen, und dann nach Drachenschmiede reisen.«
»Nach Drachenschmiede? Aber warum?«
»Bitterholz war dahin unterwegs, um Zeekys Bruder Jeremiah zu retten. Er hält sich vielleicht immer noch dort auf. Wenn er weitergezogen ist, wird uns bestimmt irgendwer einen Tipp geben können, wo er hingegangen sein könnte.«
»Ich bin nicht mehr sehr willkommen in Drachenschmiede, und du ganz sicher gar nicht. Sie werden dich vom Himmel schießen, sobald sie dich sehen.«
»Ich gehe zu Fuß dorthin, voll gerüstet und bewaffnet. Ich habe meine Waffen in der Nähe von Rorgs Höhle versteckt, um schneller reisen zu können. Wenn nötig, hole ich sie zurück. Ich habe keine Angst vor Bogenschützen.«
Shay hielt das Gewehr hoch. »Es geht nicht um die Bogenschützen. Wegen dem hier musst du dir Sorgen machen. Es kann Löcher in Rüstungen schießen. Die Erddrachen, gegen die wir bei Burkes Schenke gekämpft haben, hatten Rüstungen an, und wir haben trotzdem durch sie durchgeschossen.«
»Hmm«, sagte Hex. »Ich bin sicher, dass uns etwas einfällt. Vielleicht könntest du die Stadt in einer Verkleidung betreten.«
Er blinzelte zum westlichen Himmel hoch. »Es wird bald dunkel. Vielleicht sollten wir hier unser Lager aufschlagen. Ich fliege nicht gern nach Einbruch der Dunkelheit. Das Landen ist oft schwierig.«
»Es ist schade, dass dir die Visiere nicht passen«, sagte Shay und zog sein eigenes Silbervisier aus dem Beutel an seiner Seite. Er sah in die Ledertasche hinein zu den
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